Um fünf :-( klingelt der Wecker und ich wankte bei halbem Bewusstsein ins Bad. Was tut man nicht alles für einen Sonnenaufgang. Um sechs fuhr uns ein Kleinbus nach Xing Ping, wo wir wieder ein Boot für uns hatten, das uns schon am Kai erwartet. Alles um uns herum war noch still, wir waren die ersten im Dorf und im Hafen. Schon nach kurzer Zeit waren alle auf dem Vorderdeck versammelt, einem kleinen nicht abgezäunten Bereich mit Hockern. Gelegentlich – immer wenn eine potentielle Kontrollstelle nahte, mußten wir zurück in den Fahrraum (wegen der fehlenden Reling), fanden uns aber kurz darauf wieder vorne ein. Der Li-Fluss ist umgeben von Karstbergen, die auch den 20 Yuan Schein schmücken. In der Dämmerung verschwammen sie im Dunst. Dann wurde es heller. Die Sonne war eine rote Kugel im Nebel. Schliesslich konnten wir die Spiegelung der Berge in der ruhigen Oberfläche des Wassers sehen.
Wir sahen Eisvögel auf Felsen in der Strömung. So habe ich mein Fernglas doch nicht umsonst durch China geschleppt.
An einem Fischerdorf machten wir halt. Wir waren so früh dran, dass die Touristenstände noch nicht aufgebaut waren. Sozusagen Dorf pur. In einem der Häuser zeigte man uns eine wunderschöne Wand aus durchbrochener Holzschnitzerei, die kleine Geschichten erzählte.
Um das Dorf herum wuchsen an Bäumen riesige birnenförmige grüne Zitrusfrüchte von ca. 15 cm Durchmesser.
Wegen des Niedrigwassers konnten wir nicht direkt bis zum Tempel auf der anderen Flussseite fahren. Wir liefen 10 Minuten durch die Flusskiesel des ausgetrockneten Flussbettes. Man sah genau die Pfade der Fischer, denn links und rechts sind die Kiesel von sandfarbenenm getrocknetem Schlick bedeckt. Ein kleiner Junge rannte über die Kiesel zum Karren seines Vaters. Wir hatten erheblich mehr Mühe beim Vorwärtskommen.
Der Tempel selber lag unterhalb eines riesigen Felsüberhangs. Die Farben an den Holzbalken waren verblichen. Durch den Tempel hindurch führte der Weg in eine Höhle. Eine einsame Glühbirne beleuchtete nur einen Durchmesser von vielleicht drei Metern, so dass wir uns langsam vortasteten. Man hörte Fledermäuse fiepsen. Am Höhlenausgang waren mehrere Betten in Reihe aufgestellt: Wir waren im Wohn- und Schlafraum der Bewohner angekommen. Vor den Betten der Fernseher. Vor der Höhle Tomatenpflanzen. Ein Mann machte Holzarbeiten.
Die Frauen waren wohl am Fluss um Wäsche zu waschen, wir hatten schon mehrere Gruppen von Wäscherinnen auf der Hinfahrt gesehen.
Langsam tuckerte das Bötchen zurück zu seinem Hafen. Wir sehen Kormoranfischer auf dem Rückweg von ihrer Arbeit. Die Vögel saßen aufgereiht auf dem Boot.
Im Hafen überfielen uns dann die Postkartenhändler und verfolgten uns bis zum Bus , der auf der anderen Seite des Dorfes parkte. Irgendwie habe ich das raus, das sie mich nur einmal ansprechen, aber die anderen hatten ein paar mehr Probleme. Sie gingen aber auch immer wieder auf die Händler ein.
Zurück in Yangshuo legten sich die meisten erstmal ins Bett, fünf Uhr ist doch recht früh zum aufstehen. Nur Hui, Klaus, Hendrick und ich verspüren mehr Hunger als Müdigkeit und setzen uns in ein Restaurant neben dem Hotel. Ich aß Rindfleisch mit grüner Paprika (scharf). Klaus und Hui machen sich über Beer Fish her, eine lokale Spezialität. Hendrick bestellte (!) Hund (!). So recht kann es ihm aber nicht geschmeckt haben, er ließ nämlich ziemlich viel übrig. Ihr glaubt doch wohl nicht, das ich sowas probiere, oder? Er meinte, das Fleisch hat eine wechselnde Konsistenz, teils zart, teils zäh, so ein bißchen wie Wild, aber ihm fiel kein passender Vergleich für den Geschmack ein. Ich vermute mal, das war junger Hund, denn später sah ich Welpen in kleine Käfigen auf dem Markt.
Zurück im Hotelzimmer war ich so müde, das ich auch länger als anderthalb Stunden geschlafen hätte, hätte ich mir keinen Wecker gestellt. Dann bummelte ich ein bißchen durch Yangshuo. Das Örtchen wirkt in etwa wie ein Urlauberstädtchen in Spanien. Restaurants wechseln mit Touristenläden. Nur der Strand fehlt, aber vom Kai hat man einen Blick auf den Li-Fluss.
Unterwegs traf ich Siegfried, Heinz, Elfi, Gudrun und Hendrick in einem kleinen Kaffee (bald wäre ich, ohne sie zu sehen, vorbeigeschlendert) und setze mich auf einen Apfel-Joghurt-Shake dazu. Die Anderen danach kehrten bis auf Hendrick ins Hotel zurück und ich schlenderte die West Street hinunter und nahm mir die CD-Läden vor. Es gab DVDs für 9 Yuan und CDs für 20 Yuan. Unschlagbar, diese Preise.
Für das Abendessen steuerten wir zuerst den Nachtmarkt an. Dort waren die Garküchen aufgereiht. Dahinter standen Holztische, an die man sich setzen kann. Sah eigentlich ganz ansprechend aus und appetitlich. Bis auf die Ratten am Spiess.
Das hat die anderen dann so abgeschreckt, das sie es vorzogen, an der West Street zu essen. So sassen wir dann dort an unserem Tisch am Rande der Fussgängerzone und liessen die Spaziergänger an uns vorbeiziehen. Nachtleben im Süden, sehr angenehm!