Der Steinwald von Kunming und Flug nach Yangshuo

Wir hatten wieder denselben Wasserpfeife rauchenden Fahrer (Opium? Hoffentlich nicht! Beim Fahrstil konnte man es aber fast glauben) wie gestern.

Die Wasserpfeife war ein Papp- oder Metallrohr von ca. 8 cm Durchmesser mit einem kleinen Seitenrohr, auf das der Tabak aufgesetzt wird. Geraucht wird, in dem man Mund und Nase über die Öffnung des grossen Rohrs hält.

Nach zwei Stunden Fahrt erreichten wir den Steinwald von Kunming. Erinnert ihr Euch an den Buddha von Leshan? Hier sind mindestens genauso viele chinesische Touristen. Glücklicherweise ist das Gelände ein bißchen grösser. Elfi und ich bogen ab auf kleine schmale und vor allem leere gepflasterte Seitenwege, über die man zwischen den Steinnadeln auf und ab klettern konnte. Richtig idyllisch und ideal für Photos. Irgendwann stiessen wir auf Siegfried, der ebenfalls vor den Massen geflüchtet war. Wo Siegfried war, konnte Heinz eigentlich nicht weit sein und da kam er auch schon. Den Winken wohlmeinender Chinesen, die uns auf dem Hauptpfad halten wollten, folgten wir nicht, sondern suchten stattdessen die Stille. Viel zu schön war es Abseits. Bizarre Löcher in den Felsen, Ranken und Spinnennetze. Am Rand des Steinwaldes fanden wir grüne Wiesen. Irgendwann trafen wir dann noch auf Hendrick. Die Durchgänge zwischen den Felsen waren teilweise so schmal, das man mit Rucksack nicht mehr durchpasst. Heinz erklomm wie eine Spinne die Felsen. Die Zeit bis zum Treffpunkt am Bus verging wie im Fluge.

Steinwald von Kunming

Zum Mittagessen aßen wir Ente. Die waren vor dem Lokal in Reihe und gerupft aufgehängt. Sie wurden über einem Feuer geräuchert und mit einer süßen Paste bestrichen gebraten. Sehr wohlschmeckend. Eines muß man unserem Busfahrer lassen, er ißt gerne gut.
Der Flug von Kunming nach Guilin in der Provinz Guangxi dauerte ca. eine Stunde. Bei Ankunft war es schon dunkel. Die Weiterfahrt verzögerte sich ein bißchen, da Gudruns nagelneu in China gekaufter Koffer in mehreren Teilen über das Gepäckband rollte und daher ersetzt werden mußte. Auf der Weiterfahrt nach Yangshuo war es still im Bus. Die meisten schliefen oder taten zumindest so als ob. Wir kamen so spät in Yangshuo an, das wir nicht mehr damit rechneten, noch etwas zu essen zu bekommen. Immerhin war der Supermarkt neben dem Hotel noch geöffnet.

Ein Fahrtag

Heute mußten wir früh aufstehen. Die Fahrt ging nach Kunming, der Hauptstadt Yunnans und sollte den ganzen Tag dauern. Der erste Teil der Fahrt führte durch eine Hügellandschaft, teils bewirtschaftet, teils bewaldet (und vielleicht auch bewirtschaftet).

Das Mittagessen in einem Rasthaus am Weg war vorzüglich

Mittagessen

und wir nahmen eine Art Kuchen mit auf die Fahrt. Sah aus wie ein Fladenbrot, hatte aber eine süsse Füllung.

Nach dem Mittagessen wurde die Straße immer schlechter. Nicht so schlimm wie zwischen Shigatse und Lhasa, aber auch nicht ohne. Für eine halbe Stunde standen wir im Stau an einer Straßenbaustelle. Je mehr wir uns Kunming näherten, desto staubiger wurde es um uns herum. Sogar die Blätter der Bäume waren von einer grauen Schicht aus Staub und Abgasen überzogen. Erst ein paar Kilometer vor Kunming besserte sich das. Die Bäume wurden durch die Vorstädte ersetzt. Kunming selber ist eine Vier-Millionen-Stadt. Großstadt halt.

Wir gingen ausnahmsweise mal richtig fein essen (in unseren Wanderklamotten, aber das kleine Schwarze hatte irgendwie keiner im Koffer). Uns wurden Servietten vorgelegt. Über die Stuhllehnen mit unseren Jacken wurden Hüllen gestülpt, ob aus Vorsicht, oder weil die Jacken so hässlich waren, kann ich nicht sagen. Das Essen war schön scharf und hervorragend. Der frisch gepresste O-Saft schmeckte fruchtig und süss und war ein Genuss.

Im Hotel wohnten übrigens Leute, die an den Paralympics teilgenommen hatten, darunter auch ein paar Goldmedaillengewinner. China war dort ja überaus erfolgreich.

In dieser Stadt mit ihren wirklichen Massen von Fahrrädern erlebte ich zum ersten Mal, das sich Autos und Räder an die Rotphasen hielten.

Dali

Wir charterten einen Bus und fuhren nach Xizhou, einem kleinen Dörfchen, das heute noch so aussieht, wie Dali wohl vor 20 Jahren einmal aussah. Enge Gässchen und Gras auf den Dächern.

Hofhausdorf

Die Batikstände hielten sich in Grenzen. Es gibt ein wirklich gut bestücktes Antiquitätengeschäft, in dem man das findet, was die Kulturrevolution übrig gelassen hat.

In einer schmalen Seitengasse erklärte uns Hui den Aufbau einer chinesischen Tür. Sie hatte zwei Flügel. Auf beiden klebten rote Plakate mit Götterbildern. Oben ragten zwei runde Balken heraus, die z.B. Ständeabzeichen tragen können. Links und rechts sah man die Überreste von Götterstatuen, die wohl während der Kulturrevolution aus der Wand geschlagen wurden.

Ein paar Meter weiter lächelte eine alte Frau aus einem Hofeingang. Wir durften uns ihr Hofhaus näher ansehen. Vom Aufbau her wohl auch typisch chinesisch. Der Hof war ca. 50 qm gross und über und über mit Blumen und Baumchen in Kübeln gefüllt. An den beiden Schmalseiten befinden sich jeweils zwei Wohnräume deren breite Flügeltüren weit zum Hof offen standen. An der einen Breitseite war wohl der Schlafraum, die Tür war geschlossen. Davor stand ein Korbsessel und es trocknete Kamille in breiten Körben. In einem Eckzimmer, das halb nach oben offen war, befand sich die Küche mit Kochplatten und Kühlschrank. Die alte Frau erzählt Hui ihre Lebensgeschichte. Sie mußte viel erlebt haben und war jetzt wohl ein bißchen einsam. Leider hatte sie einen starken Akkzent, so dass Hui nicht alles verstand und ich hier nicht mehr erzählen kann.

Hofhaus

Von Xizhou ging es auf den montäglichen Landmarkt von Shaping. Er begann mit den üblichen Touristenständen (hier viel Silberschmuck und bestickte Gürtel), ging dann aber schnell über in Obststände und Garküchen. Ein Uhrmacher setzte mir für einen Yuan einen Federstab in mein Uhrarmband ein. Ein Zahnarzt baut gerade seinen fußradgetriebenen Bohrer auf. Weiter oben am Hügel befand sich dann der eigentliche Markt. Mit einer typischen Wage (eine Stange, an der ein 100 g Gewicht hängt. Man liest das Gewicht dann an der Stelle ab, an der das Gewicht hängen bleibt), wurden Chilipulver, Gemüse, aber auch quiekende Schweine und flatternde Hühner abgewogen. Links ein Stand mit Chilipulver, frischen Schoten und einer Chilimühle. Dann die eigentlichen Gemüsestände, bestimmt 30 an der Zahl mit allem was man sich vorstellen kann. Bai-Frauen in typischen blauen Gewändern und Hüten standen vor und hinter den Ständen und füllten ihre Rückenkiepen bis zum Rand.

Markt von Shaping

Nach dem Mittagessen in Dali warteten zwei Pferdekutschen auf uns. Nicht wirklich touristisch, weil sie auch von Einheimischen benutzt werden. Wir zuckelten langsam durch die Felder und beobachteten die Leute bei der Feldarbeit. Gelegentlich winkte ein Kind und wir winkten zurück.

Erhai-See

Wir fuhren zum Erhai-See, an dessen Ufer schon ein Boot auf uns wartete.
Das Boot brachte uns auf die andere Seeseite zu einem Tempel, der der Göttin Guanyin geweiht ist.

Tempelinsel

Schöne Anlage, aber so langsam war ich tempelübersättigt und kehrte daher bald zum Boot zurück. Das Boot fuhr uns weiter zu einer Fischerinsel im See. Auch hier gab es einen kleinen Tempel. Man wurde mehr oder weniger gezwungen, Räucherstäbchen vor einem Götterbild anzuzünden. Da mir das ein bißchen weit geht, hiehlt ich mich im Hintergrund. Der Weg führte weiter zu einer Höhle. Sie konnte durch einen knallblauen Drachenschlund betreten werden , stand aber unter Wasser. Also schlenderten wir stattdessen am Ufer entlang zurück zum Hafen, vorbei an Fischern, die gerade ihren Fang an Land zogen und Krabben sortierten. Die Frucht ihrer Arbeit wurde dann am Hafen an Spießchen für den Verzehr verkauft.

Fischerdorff

Zurück bei unseren
P
ferdekutschen zuckelten wir zurück ins Hotel und gingen noch essen.

Dali

Das Sonntag ist merkt man in China eigentlich nicht. Sie haben schon die Sieben-Tage-Woche und es gibt in den Büros Sonntags frei, aber die Geschäfte sind offen wie immer und selbst die Banken, zumindest in den Touristenzentren.

Heute ging es nach Dali. Die Fahrt dauerte den Vormittag, auf glatter Straße. Dali liegt inmitten von Reis- und Gemüsefeldern. Auf die Stadt zufahrend sieht man die drei Pagoden aus dem 10. Jahrhundert, die das Wahrzeichen der Stadt bilden.

Unser Hotel war gebaut wie eine Tempelanlage mit nach oben zeigenden roten Giebeln und blauer Bemalung auf weißem Grund. Zwischen Hotel und zugehörigem Restaurant ist nach Feng-Shui-Art ein kleiner Bachlauf angelegt. Leider kann der Service und die Zimmerausstattung nicht ganz mit dem noblen Äußeren mithalten. Innen ist das ganze eher ein „sozialistisches“ Hotel. Für jedes ToDo gibt es jemand der zuständig ist und nur da ist wenn man Glück hat. Die Waschmaschine war auch kaputt. Wir hatten auf unserer Reise bisher Glück, das ist erst das zweite Hotel dieser Sorte.

Direkt um die Ecke vom Hotel ist eines der Tore der ehemaligen Stadtmauer aus der Ming-Zeit (die nur noch in Teilen steht). Grauer massiver Stein. Elfi und ich spazierten hindurch und erkundeten die Altstadt. Wieder gab es eine Hauptstraße mit x touristischen Lädchen. Besonderheit von Dali sind die bestickten Batikdecken. Elfi wollte Gesichter fotografieren und bezahlte dies mit dem Kauf einer blaugefärbten Decke. An der Hauptstraße sah ich auch meine erste christliche Kirche in China. Leider sprach der Pfarrer(?) nicht gut genug Englisch, so daß ich nicht herausbekam, um welche Konfession es sich handelt. Da es aber z.B. kein Weihwasserbecken und keine Kniebänke gab, vermute ich, daß es sich um eine protestantische Kirche handelt. Sie war sehr schlicht eingerichtet mit nur einem einfachen ca. 2 m hohen schmucklosen Holzkreuz und fasste vielleicht 50 Gläubige. Schade, ich hätte gerne mehr erfahren.

Dali

Von der Altstadt aus liefen wir zu den drei Pagoden um sie näher zu erkunden. Sie liegen ca. 2 km von der Altstadt auf der einen Seite von Bergen umgeben, auf der anderen Seite von Feldern. Wo wir schon so weit (na, ok, nicht wirklich) gelaufen waren, zahlten wir auch den überteuerten Eintritt von 52 Yuan. Die Pagoden liegen inmitten einer Parkanlage. Wir erfuhren, das auch sie während der Kulturrevolution zerstört waren – wie so unendlich vieles – und 1996 wieder aufgebaut wurden. Schön war der See, in dessen ruhigem Wasser sich die Pagoden spiegelten. Interessant zu beobachten, wie sämtliche Chinesen japanerartig sich gegenseitig vor der Spiegelung fotografierten.

Pagode, Dali

Zurück fuhren wir mit einem Tuktuk, einer Art Kutsche, der ein Motorrad vorgespannt ist. Wir teilten den Wagen mit einer Chinesin, die freundlicherweise dem Fahrer erklärt, wo unser Hotel lagt. In einem TukTuk ist man wesentlich hautnaher dem Verkehr ausgesetzt als in einem Bus. Ständig wird gehupt. Haarscharf hinter uns bremste ein Bus als er nicht überholen konnte. Mittlerweile nahm ich das irgendwie schon ganz cool. Ich hoffe nur nicht, es wirkt sich auf meine Fahrweise in Frankfurt aus ;-).

Abendessen gab es in einem kleinen Restaurant hinter dem Hotel. Weil es immer noch nicht wirklich warm war und das Restaurant nur überdacht ansonsten aber offen war, sassen wir dort in unseren Jacken. Gemütlich sind chinesische Restaurants im allgemeinen nicht. Kahle Wände und Betonfussboden oder gestampfter Lehm. Häufig keine Tischdecken. Es bestellt nicht jeder für sich, sondern es wird eine Auswahl an Speisen bestellt, von dem jeder mit einem Löffel nimmt, was ihm oder ihr schmeckt. Das gefällt mir übrigens recht gut. Natürlich wird mit Stäbchen gegessen (Messer und Gabel kriegt man höchstens für ein westliches Frühstück) und auch das klappt mittlerweile, sogar bei kleineren Reismengen.

Lijiang

Heute war die Tigersprungschlucht geplant. Das ist eine der tiefsten Schluchten der Welt. Leider hatte sich – auch ob der geringen Temperaturen in Lijiang (so ca. 15 Grad bei sehr trockener Luft auf über 2000 m Höhe) meine Erkältung verschlimmert. So zog ich es vor, den Tag in Lijiang und großenteils im Hotelzimmer zu verbringen. Besser jetzt kurz als hinterher länger. Nur gegen 10 Uhr war ich eine Stunde im Internet, damit die Zimmermädchen das Zimmer fertigmachen konnten. Auch eine gute Gelegenheit, Karten zu schreiben (ob wohl schon welche angekommen sind?).

Die anderen kamen gegen sieben zurück und ich ging mit ihnen Essen.