Erster Halt Oslo

Das Airport-Radisson liegt schräg gegenüber vom Osloer Flughafenausgang, keine 100 Meter und wir stehen vor der Rezeption. An aus der Hosentasche lukenden Vouchern erkennen wir die ersten Mitreisenden Richtung Spitzbergen. Schnell die wichtigsten Sachen ausgepackt, sich frisch gemacht und um viertel vor Acht gehen Kathrin, Elfi und ich zum Flughafen zurück um Oslo zu erobern. Zur Wahl hat man dort eine Schnellbahn (20 Minuten), eine S-Bahn (30 Minuten) oder den Bus (40 Minuten). Die Wahl fällt auf die vierzig Minuten in der Hoffnung, ein bisschen von der Stadt und der Landschaft um Oslo herum zu sehen. Der Busfahrer erklärt uns ausführlich und mit großer Geduld, wie wir durch die Stadt kommen können. Ich hoffe, da im Bus sitzt keiner auf heißen Kohlen und wartet auf die Abfahrt. Kostenpunkt sind übrigens 250 Kronen jeweils für Kathrin und mich und für Elfi als Senior 150 Kronen (700 Kronen = 100 EUR)

Die Entscheidung für den Bus war richtig. Fantastisches Licht zwischen dunklen Wolken. Weizenfelder bedecken die Hügel, die ein bisschen nach Sauerland und Heimat aussehen, aber doch sind die Farben ganz anders.
Wir steigen in der Nähe vom Schloss aus und machen die ersten Photos dieses Urlaubs.

Im Hafen liegen viele Segelschiffe. Wie unseres wohl sein wird? Ob "unsere" Antigua wohl auch so eine Nußschale ist.

Quer durch die Halbinsel, vorbei an ein paar alten Gebäude und Speichern, laufen wir weiter zur Oper. Wie ein Gletscher glänzt sie im Abendlicht. Gletscher haben Spalten, dieser hat kleine Stufen, die sich schräg über das begehbare Dach ziehen und Elfi dreht einen Stunt. Aber mit einer sauberen Yogarolle rettet sie Arme und Kamera.
Oben am Ende der schiefen Ebene, zeichnen sich die Leute gegen den Himmel ab.

Um Mitternacht stoßen wir in Elfi’s Zimmer auf unsere Reise an.

Endlich geht es los!

Mein Koffer hat mehr als 20 kg, da bin ich sicher. Nur wieviel, dass weiß ich nicht. Meine Waage im Bad spinnt herum. 16,6 + 2 + 1 =22,8 …? Meine Kofferwaage samt Koffer zu stemmen ist auch fast nicht zu machen.
Es ist mir egal. Zwei Hosen kommen einfach noch dazu. Und zwei Kartenspiele. Ich werde mich überraschen lassen.

Draußen im Hausflur herrscht Unruhe. Meine Nachbarn sind unten im Kellerflur am reden. Eigentlich will ich ja nur runter, den letzten Müll wegbringen … dachte ich.
Sch.. bei uns im Keller waren Einbrecher. Das Kellerfenster auf der Stirnseite ist offen und eine Leiter zum hinausklettern lehnt davor. Kleiner Schreck in der Morgenstunden kurz vor der Abfahrt.
Zum Glück wirklich nur ein kleiner Schreck. Bei einem anderen Nachbarn haben sie wohl etwas rumgewühlt. Bei mir waren sie auch im Keller und haben (!) zwei Kästen mit leeren Wasserflaschen mitgenommen. Das war’s. Also: Die können sie gerne behalten.
Die Polizei kommt auch noch rechtzeitig vor Abflug. Glücklicherweise also kein Grund mich länger aufzuhalten.

13:32 – Aufbruch zum Flughafen

Den ganzen Morgen hat sich das Wetter gehalten. Aber kaum am Mühlberg angekommen, fängt es an zu gießen. So hänge ich an der Straßenbahnhaltestelle fest und hoffe, dass der Schauer nachlässt, bevor die S-Bahn fährt. Der Aufzug wird immer noch repariert, so dass ich die schwere Reisetasche die Treppe hinunter wuchten muss.
Zeit hier weg zu kommen. Noch 6 Minuten, bis die Bahn fährt.

Die Waage im Bad hatte übrigens fast recht: 22,5 kg. Aber die Dame am CheckIn ist gnädig und ich brauche kein Übergepäck zu zahlen.

Eine halbe Stunde  später sehe ich Elfi und Kathrin auf mich zukommen und wir umarmen uns. Zuletzt hatten wir uns Anfang Mai gesehen, als ich die beiden Berliner in Berlin miteinander bekannt gemacht hatte. Mit Elfi war ich schon zusammen in Australien, China und Laos und Kambodscha. Kathrin kenne ich aus Norwegen und wir waren zusammen in der Antarktis. Jetzt sind wir alle drei ein bisschen aufgeregt. Spitzbergen! Schnee und Eis im Hochsommer. Ob wir Eisbären sehen? Hoffentlich! Und hoffentlich nicht zu nah! Und Wale? "Belugawale!" meint Kathrin.

Für Elfi und Kathrin beginnt das Abenteuer im Luxus. Sie "müssen" tauschen, was sie natürlich "höchst ungern" tun. Das Brötchen, dass ich in der Tüte bekam, wird ihnen auf einem Porzellanteller serviert. Und eine Dreierreihe zu zweit ist auch nicht schlecht. Ob ich auch jemals ein Upgrade in die Business Class bekomme?

Während des Flugs blättere ich in Rolfs Buch, lese über Wale, studiere die vielen Weitwinkel-Aufnahmen und freue mich weiter auf Spitzbergen. Aber dorthin geht es erst morgen, erst einmal liegt eine Nacht in Oslo vor uns.