Mein Koffer hat mehr als 20 kg, da bin ich sicher. Nur wieviel, dass weiß ich nicht. Meine Waage im Bad spinnt herum. 16,6 + 2 + 1 =22,8 …? Meine Kofferwaage samt Koffer zu stemmen ist auch fast nicht zu machen.
Es ist mir egal. Zwei Hosen kommen einfach noch dazu. Und zwei Kartenspiele. Ich werde mich überraschen lassen.
Draußen im Hausflur herrscht Unruhe. Meine Nachbarn sind unten im Kellerflur am reden. Eigentlich will ich ja nur runter, den letzten Müll wegbringen … dachte ich.
Sch.. bei uns im Keller waren Einbrecher. Das Kellerfenster auf der Stirnseite ist offen und eine Leiter zum hinausklettern lehnt davor. Kleiner Schreck in der Morgenstunden kurz vor der Abfahrt.
Zum Glück wirklich nur ein kleiner Schreck. Bei einem anderen Nachbarn haben sie wohl etwas rumgewühlt. Bei mir waren sie auch im Keller und haben (!) zwei Kästen mit leeren Wasserflaschen mitgenommen. Das war’s. Also: Die können sie gerne behalten.
Die Polizei kommt auch noch rechtzeitig vor Abflug. Glücklicherweise also kein Grund mich länger aufzuhalten.
13:32 – Aufbruch zum Flughafen
Den ganzen Morgen hat sich das Wetter gehalten. Aber kaum am Mühlberg angekommen, fängt es an zu gießen. So hänge ich an der Straßenbahnhaltestelle fest und hoffe, dass der Schauer nachlässt, bevor die S-Bahn fährt. Der Aufzug wird immer noch repariert, so dass ich die schwere Reisetasche die Treppe hinunter wuchten muss.
Zeit hier weg zu kommen. Noch 6 Minuten, bis die Bahn fährt.
Die Waage im Bad hatte übrigens fast recht: 22,5 kg. Aber die Dame am CheckIn ist gnädig und ich brauche kein Übergepäck zu zahlen.
Eine halbe Stunde später sehe ich Elfi und Kathrin auf mich zukommen und wir umarmen uns. Zuletzt hatten wir uns Anfang Mai gesehen, als ich die beiden Berliner in Berlin miteinander bekannt gemacht hatte. Mit Elfi war ich schon zusammen in Australien, China und Laos und Kambodscha. Kathrin kenne ich aus Norwegen und wir waren zusammen in der Antarktis. Jetzt sind wir alle drei ein bisschen aufgeregt. Spitzbergen! Schnee und Eis im Hochsommer. Ob wir Eisbären sehen? Hoffentlich! Und hoffentlich nicht zu nah! Und Wale? "Belugawale!" meint Kathrin.
Für Elfi und Kathrin beginnt das Abenteuer im Luxus. Sie "müssen" tauschen, was sie natürlich "höchst ungern" tun. Das Brötchen, dass ich in der Tüte bekam, wird ihnen auf einem Porzellanteller serviert. Und eine Dreierreihe zu zweit ist auch nicht schlecht. Ob ich auch jemals ein Upgrade in die Business Class bekomme?
Während des Flugs blättere ich in Rolfs Buch, lese über Wale, studiere die vielen Weitwinkel-Aufnahmen und freue mich weiter auf Spitzbergen. Aber dorthin geht es erst morgen, erst einmal liegt eine Nacht in Oslo vor uns.