Über den achtzigsten Breitengrad bis Moffen

Draußen regnet es.

Jan hat den Ausflug heute morgen als "sehr schwer" eingestuft und ich hatte ihm gestern Abend versucht, zu erklären, was trittsicher heißt – wieviel Vertrauen man also in seine Beine haben muss. Da meinte Jan, dass man sehr trittsicher sein muss. Der Kapitän präzisiert dass heute morgen noch mal. Zum Walfängerausguck auf Ytrenordoya heißt es klettern mit Händen und Füßen. Ok, das muss nicht sein. Auch die Küste – auf die sich wegen Regen beschränkt wird – ist extrem felsig. Nur große Brocken. Also bleibe ich an Bord.
Nur neun von uns setzen über. Die Strecke – so erzählen sie – war aber nur auf den ersten Metern felsig. Die Tundra dahinter muss extrem matschig gewesen sein.

Beim Frühstück sitzt Ute neben mir. Sie ist die Frau von Achim, dem Geodäten, der schon in Grönland Gletscher vermessen hat. Zu Zeiten, wo man noch nicht auf die Hilfsmittel von heute zurückgreifen konnte – Satelliten zum Beispiel. Ute war während ihrer Ehe daher oft alleine , hat die Kinder groß gezogen und als medizinisch technische Assistentin gearbeitet. Sie erzählt von Tierversuchen – über die sich damals noch niemand Gedanken gemacht hat – und von Spaziergänge in der Fußgängerzone, bei denen ironisch die Hunde an der Leine fürs Labor taxiert wurden. Glücklicherweise haben sich die Zeiten geändert.

Eigentlich regnet es den ganzen Tag. Und wir fahren auch den ganzen Tag. Drinnen wird gespielt und gelesen und sich unterhalten und es werden Bilder bearbeitet. Und geschlafen.

Da ruft der Kapitän alle zusammen. Auch die, die gerade im Bett liegen, werden herausgeklopft und müssen nach oben kommen. Und wir fragen uns was denn  nun los ist. Was los ist: Wir überfahren den achtzigsten Breitengrad und sind nun wirklich in der Arktis. Joachim meint, dass müsse man eigentlich begehen in dem man nackt im Meer badet. Und Gustel will tatsächlich. So drängt sich eine Traube um die Reling und tatsächlich – er zieht sich aus und geht im vier Grad kalten Wasser eine Runde schwimmen.

Dann erscheint Neptun, gerade angereist von der letzten Äquatortaufe, noch mit Sonnenbrille und – seltsam – den Locken von Dirk. Er schüttet jeder und jedem von uns eine Schöpfkelle Wasser über die Haare. Zum Schluß ist der Kapitän dran. Er bevorzugt die Ganzkörpertaufe mit Untertauchen und steigt ins kalte Meer. Jannes springt sogar aus den Wanten hinab ins Meer. Ihm klappern danach ganz schön die Zähne.

Kurz drauf erreichen wir Moffen. In den Katalogen steht die Insel immer als Symbol für den 80ten Breitengrad. Die Insel zu betreten ist leider nicht gestattet, das dürfen nur Walrösser. Sie haben dort eine recht große Walrosskolonie, erheblich großer als die, die wir auf Poole Pynthen gesehen haben. Das Schiff kommt im Nebel bis auf schätzungsweise 200 Meter heran. Die Tiere sind auch wacher, heben die Köpfe über die Leiber der andern oder nehmen ein Bad.

Wir fahren weiter. Irgendwann nachts, gegen eins, erreichen wird die Hinlopenstraße und ankern in einem Fjord auf der Westseite. Die ursprünglich beabsichtigte Ostseite ist voller Eis und im Nebel versteckt.

Starkregen

Von dem Regen gestern merkt man heute morgen nichts mehr.

Gestern Abend so gegen sechs, wir hatten gerade leicht beschleunigt draußen unterm Pavillion zu Abend gegessen, fing es an zu regnen.

Dann immer stärker.

Oben im Elternschlafzimmer kam das Wasser unterm Fenster durch. Ein Bach zog sich quer über den Boden hin.

Vor dem Haus war ein kleiner See entstanden. Der Gulli konnte das Wasser nicht mehr fassen. Biggi hatte kurz Sorge, wir kämen nicht mehr weg hier.
Ganz so schlimm war es natürlich nicht.

Abschlussgottesdienst und ein leeres Osnabrück

Wir deponieren unsere Rucksäcke in Schließfächern im Bahnhof und fahren mit dem Bus hinaus zum Abschlussgottesdienst im Stadion von Osnabrück. Schon von weitem klingt uns Singen entgegen. Von den kurzen Regenschauern lassen sich die schon eingetroffenen Teilnehmern nicht abhalten.

Rainer finde ich unter den Bläsern ganz vorne in der ersten Reihe. Geschlagene fünf Stunden hatten Bläser, Chor und Band gestern geprobt. Wir unterhalten uns kurz, dann geht das Einspielen weiter. Claudia war leider daheim geblieben.

Nach dem Gottesdienst ist Osnabrück wie leergefegt. Die Zelte vom Bistumsmarkt werden abgebaut. Die meisten Teilnehmer stecken schon in den Zügen Richtung Heimat oder im Rückfahrtstau auf der Autobahn. Es nieselt leise vor sich hin. Wir besuchen den Osnabrücker Friedenssaal und gehen ins Museum und nehmen uns Zeit für die Ausstellung. Nach einem riesigen Stück Torte heißt es auch für uns Abschied nehmen.

Island 1994

Wann ich genau in Island war, weiss ich gar nicht mehr. Auf jeden Fall war das Nachtreffen am 17. August 1994.

Gebucht hatten wir bei einer lokalen Frankfurter Zeitung. Die Dame im Reisebüro fuhr auch mit. Später – als ich in Oberrad wohnte – habe ich noch öfter bei ihr gebucht, z.B. meine beiden Australienreisen. Das Reisebüro gibt es leider nicht mehr.

Island – das war meine erste – wenn auch leichte – Wanderreise. Wir waren eine fröhliche Truppe. Ergänzt durch die beiden Kinder von Busfahrer und Reiseleiterin, die eine UNGLAUBLICHE Kondition hatten.

Island – das war erst mal ziemlich viel Wasser. Die ersten Tage hat es fast nur geregnet. Aber wir waren ausgerüstet mit Regenhose und -jacke und haben den Regen einfach ignoriert. Wasser, das war nicht nur der Regen sondern auch die vielen Wasserfälle. Und die Gletscher.

Island – das ist Schwefel. Im Zimmer in Reykjavik stand die Dusche mitten im Zimmer – offensichtlich nachträglich eingebaut. Und das Wasser roch nach Schwefel. Damit die Zähne zu putzen ist – nun ja – ein bisschen seltsam.

Island – das waren Hot Dogs aus Lammfleisch und ziemlich teures Essen und Trinken. Und ganz frischer Lachs.

Mitternachtssonne – ja, es war um Mitternacht auch noch hell. Aber nach der ersten Nacht haben wir trotzdem geschlafen. Zu viel gab es zu verarbeiten.

Damals habe ich noch analog fotografiert. Insbesondere mit den Lichtverhältnissen hatte ich in der Nachschau ziemliche Probleme.

Hier meine liebsten Bilder (eingesannt vom Dia):