Zurück nach Hause

Um halb sechs klingelte der Wecker. Höchst ungern stand ich auf, denn heute mußte ich England verlassen. Aber es half nichts, den Zug durften wir nicht verpassen. Der arme John mußte uns zum Bahnhof bringen, weil so früh noch kein Bus fuhr. Er schaute reichlich müde aus der Wäsche. Und Cathy war auch nicht gerade taufrisch, aber sie konnte ja anschließend wieder ins Bett.
Um sieben waren wir also in Reading am Bahnhof und der Zug nach Paddington fuhr auch sofort. Von dort ging es mit der Tube nach Victoria, wo um neun unser Zug nach Dover starten sollte. Da noch etwas Zeit war, wühlten wir uns noch einmal durch ein Buchgeschäft.
Die Fahrt nach Dover verging ohne besondere Ereignisse, genauso die Einschiffung. Auf der Fähre „Princess Marie Christine“ fanden wir einen guten bequemen Platz. Raus sind wir nicht gegangen, die Sicht betrug kaum zweihundert Meter, aber das Meer war ansonsten ruhig.
In Oostende mußten wir wegen eines technischen Defektes das Schiff über das Autodeck verlassen. War es deswegen – oder vielleicht ist es auch nicht mehr üblich? – eine Zollkontrolle haben wir überhaupt nicht gesehen.
In Oostende hatten wir zwei Stunden Aufenthalt mit knurrendem Magen, denn die Leute dort konnten keinen Fünfzigmarkschein wechsel und unsere Pfundnoten wollten wir nicht mehr anbrechen. Zum Glück gab es im Zug einen Trolleyservice!
Das Abteil hatten wir bis Liege für uns alleine und haben es uns gemütlich gemacht und uns ausgebreitet. Von Liege an waren zwei nicht sonderlich gesprächige Spanierinnen mit im Abteil.
In Köln rief ich erstmal zu Hause an und so langsam wurde ich auch ungeduldig wieder nach Hause zu kommen. Um zwanzig Minuten nach Mitternacht waren wir am Bahnhof in Hamm. Um halb zwei war ich im Bett.

Morgens in Cornwall und dann wieder nach Reading

An diesem Tag brauchten wir weder sonderlich früh noch sonderlich spät aufstehen. Wohlgemerkt im Vergleich zu den anderen Tagen unserer Reise, denn ein Urlaub zum ausschlafen war dies wirklich nicht.

Wir frühstückten in der Herberge und gingen dann nochmal durch den Burghof. Dabei entdeckten wir auch die zweite Burg, die am Abend nicht zu sehen gewesen war. Es war herrlich ruhig und im Gegensatz zum Tag davor schon richtig warm. An solchen Tagen ist es ärgerlich, wenn man lange Strecken mit dem Zug fahren muß, aber was blieb uns anderes übrig, denn Abends wollten wir in Reading zurück sein.

Zuerst aber hatten wir noch anderthalb Stunden Zeit, bis der Zug fuhr und so spazierten wir in aller Ruhe die Küste entlang und ließen uns von der Sonne bescheinen. Als wir meinten, daß es langsam Zeit wurde, steuerten wir Richtung Stadt, ungefähr in Richtung Bahnhof, denn eine Karte hatten wir nicht. Wir waren nicht wenig überrascht, festzustellen, daß wir zwei Stationen abgekürzt hatten, als wir das erste Schild Richtung Bahnhof sahen.

Nach einmal umsteigen in Truro fuhr der Zug direkt bis Reading durch. Dort angekommen mußten wir feststellen, daß Sonntags kein Zug nach Wargrave fährt und der Bus noch zwei Stunden auf sich warten ließ. Also riefen wir Cathrine an, in der Hoffnung, daß jemand zuhause sei (Die beiden hatten die Nacht zuvor Urlaubsbekanntschaften besucht). Wir hatten Glück und nach zwanzig Minuten wurden wir aufgegabelt und zum nächsten Beefeater (ein Steakhouse) kutschiert.

Unsere Unterhaltung dort war recht angeregt. Mit einigem Entsetzen mußte ich feststellen, daß keiner von den beiden wußte, das Deutschland, einen Bundespräsidenten hat.

Warum mich das damals so entsetzt hat verstehe ich heute nicht mehr. Die Unterhaltung war aber wirklich interessant und hatte, soweit ich mich erinnere, das Thema „Charisma“. In diesem Rahmen hatte ich dann den damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker ins Gespräch gebracht.

Zurück im Bungalow packten wir unsere Sachen (erstaunlicherweise passte alles noch in den Rucksack, sogar noch etwas mehhr) und gingen dann recht früh schlafen, denn am nächsten Tag hieß es heimfahren und noch einmal früh aufstehen.

Shopping in London

Geweckt wurden wir genau wie Montags. Da wir uns heute die Haare nicht waschen wollten, schafften wir es auch pünktlich den Zug zu erreichen. An diesem Tag ging es nach London, Shopping. Ich hatte die vage Hoffnung, etwas zur Silberhochzeit meiner Eltern zu finden.

Zuerst aber ging’s ins Trocadero um ein Hologram als Geschenk für unsere großzügigen Gatsgeber zu finden. Wir entdschieden uns für ein Glas Martini.

Dort durchstöberten wir auch einen Plattenladen (Sting, „Dream of the blue turtles“) und ein Buchgeschäft (Jane Austen, „Northanger Abbey“),

Anschließend aßen wir bei Wimpy zu Mittag. Diese Restaurantkette hatte nämlich einen Schottlandführer herausgegeben , der uns teiweise gute Dienste geleistet hatte und da wollten wir uns revanchieren.

In der Annahme, daß dort irgendwo Harrods wäre, spazierten wir dann die Regent Street runter. Dabei entdeckte ich ein Geschäft, daß Whiskykaraffen in großer Auswahl verkaufte. Wir merkten uns daß und beschlossen, vor der Rückfahrt nochmal zurückzukehren (wg. meiner Eltern). Erstmal spazierten wir aber weiter. Zu unserer Enttäuschung mußten wir bald feststellen, daß Harrods weder an Regent noch Oxford Street liegt, sondern in Knightsbridge.

Also fuhren wir mit der U-Bahn hin. Wir bestaunten die Food Halls, schauten uns auch dort Karaffen an (dreimal so teuer) und wühlten uns durch die Buchabteilung. Zum Abschluß holten wir noch Geschenkpapier für das Hologramm.

Dann fuhren wir zurück zur Regent Street und gingen in das Geschäft mit den Karaffen. Ich suchte eine von den etwas eckigeren aus. Und dann wurde alles etwas kompliziert.
Zuerst fand die Verkäuferin den passenden Karton nicht, also wurde die Karaffe in den einer etwas teureren Marke verpackt (macht ja auch mehr her).
Dann erkundigte ich mich, wieviel es kosten würde, ihn nach Deutschland zu schicken. Zuerst meinte sie zwei Pfund (ungefähr 6,50 DM) und dafür hätte ich’s ja gemacht, aber eine Kollegin berichtigte sie: 11 Pfund. Da beschloß ich, das Paket doch lieber selber zu schleppen.
Jetzt ging’s ans bezahlen. Da ich meine Reisekasse nicht allzusehr belasten wollte, versuchte ich’s mit Euroschecks. Erstmal schaute mich das Fräulein an der Kasse reichlich verwundert an und meinte dann, sie müßte erstmal nachfragen, ob die akzeptiert werden und wie. Nach fünf Minuten kam sie zurück und meinte „Ja, das ginge wohl.“ Bis ich sie dann auch noch überzeugt hatte, das der Scheck richtig ausgefüllt sei, brauchte es dann auch nochmal seine Zeit.
Dann hieß es den Zug nach Reading ereichen und wir waren zur selben Zeit in Wargrave, wie am Tag zuvor.

An diesem Abend wollte Jon selber kochen: Chili con Carne. Er war ganz schön am Wirbeln. Zwischendurch mußten die beiden noch eben Kidneybohnen holen. Bis wir dann zum Essen kamen, war es 10 pm. Es schmeckte hervorragend! Nicht zu scharf und nicht zu lau.

Als Nachtisch bekamen dann Jon und Cath einen Martini (HologrammI serviert. Anscheinend hatten wir genau das Richtige erwischt. Jon war hin und weg.

Kurz darauf kam noch John (von der Bahn) vorbei und holte sich sein Portion Chili ab.

Und dann kramte Jon seine Urlausphotos hervor. 18*36!!! Wir brauchten zwei Stunden! Jon hatte nämlich zu Weihnachten eine super Kamera bekommen und die mußte er auf Korfu ausprobieren.

Nur gut, daß wir schon vorher unsere Sachen zusammengepackt hatten (Wir wollten nämlich die Rucksäcke da lassen und nur noch das nötigste mitnehemn und dann Sonntag Nacht nochmal in Reading bleiben um von dort Montag Morgen nach Hause zu fahren).

Ein anglikanischer Gottesdienst und ein Abend in Oxford

Wir hatten beschlossen, um acht in den angelikanischen Gottesdienst zu gehen. Problem: Cathy und Jon wachten erst um kurz nach halb acht auf! Also hieß es in aller Eile in die Sachen springen und ab mit dem Auto zur Kirche. Wir waren zwei Minuten zu früh da.

Der Acht-Uhr-Gottesdienst ist ein Wortgottesdienst mit Kommunion. Die Liturgie unterscheidet sich schon etwas von der unseren, obwohl mehr in der Reihenfolge, als im Wortlaut. Auch der Kirchenraum ist anders aufgebaut.

Was mir immer wieder auffiel: Hier wird Gott gesiezt (thou), während wir ihn ja einfach duzen.

Nach der Kirche wurden alle, die im Gottesdienst waren, vom Pfarrer persönlich verabschiedet. Als die Reihe an uns vier kam, erkundigte er sich erstmal , wer wir den seinen und wo wir herkämen und als er feststellte, das wir Deutsche sind, probierte er erstmal sein Deutsch aus (Etwas eingerostet, aber gar nicht so übel).

Zurück im Fidlers Walk beschloß Jon, uns ein typisch englisches Breakfast zu servieren. (Beans, Bacon, Eggs, Muschrooms) . Der Ärmste, deswegen kam er zu spät zur Arbeit (Am Sonntag!)

Wir drei Frauen machten dann einen gemütlichen Spaziergang runter ins Dorf und bedauerten ihn von Herzen.

Wir durchstöberten die Antiquitätengeschäfte nach einem Geschenk zur Silberhochzeit meiner Eltern, fanden aber leider nichts. Wieder zurück, machten wir uns einen gemütlichen Nachmittag und schauten die olympischen Spiele.

Abends machten wir uns dann auf den Weg nach Oxford (mittlerweile wieder mit Jon) nach Brown’s, einem recht beliebten Studentenlokal (wesentlich feiner als bei uns). Wir hatten vorher abgemacht, das Barbara und ich an diesem Abend zalhten, deswegen bestellte ich mir auch ein Steak. Problem: Jon hielt sich nicht an die Abmachung. Viel anders ist es uns auch an den nächsten Abenden nicht ergangen. Das war einerseits gut für die Reisekasse, aber andererseits mir gar nicht so lieb.

In der Nähe des Lokals entdectken wir einen sehenswerten Südamerikaladen („Tumi“).

Zurück zuhause machten uns Jon noch seinen Spezialdrink (Bacardi, Martini und Blue Curacao), erfrischend und man schmeckte den Alkohol nicht.

Übrigens hatte ich nachmittags von Cathy erfahren, das es nächsten Juni eine Hochzeit gibt!

Oxford

Am Morgen wurden wir von Jon mit Tee geweckt. Cath war schon aus dem Haus und sobald Jon weg war standen auch wir auf. Das Haarewaschen bereitete einige technische Probleme, aber von sowas lassen sich Mathematiker ja nicht unterkriegen. Allerdings mußten wir den späteren Zug nach Oxford nehmen.

Wargrave Station ist echt niedlich, eher eine bessere Busstation, und der Zug hat einschließlich Triebwagen nur zwei Waggons. Zu Fuß braucht man vom Fidlers Walk bis zur Station ungefähr zwanzig Minuten und die Fahrt nach Reading dauerte ungefähr nochmal genauso lange. Und von Reading kommt man dann ja fast überall hin.

In Oxford bestiegen wir zuerst den Carfax Tower um einen Überblick zu bekommen und aßen dann zu Mittag.

Anschließend schlossen wir uns dann einer Führung an und da bekam ich endlich mal etwas Ordnung in meine Vorstellungen vom britischen Universitätswesen. Die Uni hatte allerdings noch nicht angefangen.

An diesem Tag war es übrigens seit längerem mal wieder so warm daß man die Jacke ausziehen konnte.

Von Oxford zurück waren wir um halb Acht. An diesem Abend wollte uns Jon „das beste Hamburger Restaurant der Welt (oder zumindest Englands)“ zeigen.
Im Restaurant trafen wir einen Bekannten, Richard, der bei der Post arbeitet.
Das Essen ließ sich gut an: gebratenen Kartoffelschalen mit Chili con Carne.
Als nächstes sollten die Hamburger kommen (ich hatte mir Smokey Joe, dh. Schinken und Käse, bestellt) und die waren für alle die Enttäuschung des Abends. Anscheinend hatte der Koch ein neues Rezept. Einfach gräßlich. Jon beschwerte sich sofort und man versprach ihm das umgehend wieder zu ändern.