Flug Lhasa – ChengDu

Da die Abfahrt zum Flughafen erst um 12 Uhr anstand, nutzte ich die Zeit, einmal umzupacken (noch geht alles rein) und für das Internet. Die Fahrt zum Flughafen (übrigens entlang eines Flußes, der in Indien Brahmaputra heißt)

Von Lhasa zum Flughafen

und das Checkin verlief reibungslos und um halb vier saß ich auf einem Mittelsitz ohne Fenstersicht im Flugzeug.

In Cheng Du empfing uns der erste Regen dieser Reise. Cheng Du ist die Hauptstadt Sezchuans. Wir wohnten im Lhasa Grand Hotel, das bisher beste Hotel der Reise (obwohl die anderen Hotels so schlecht auch nicht waren, alle sauber und mit freundlichem gutem Service).

Rückfahrt nach Lhasa am deutschen Nationalfeiertag

Nein, kein Fahnenappell. Obwohl, vielleicht hätte es die Moral gestärkt (?), denn uns graute allen etwas vor der Rückfahrt nach Lhasa auf der gleichen Holperstrecke wie vor drei Tagen. Jammern half nichts. Nach Packen mit Taschenlampe und einem Frühstück bei Kerzenschein (Stromausfall) mußten wir den Bus besteigen. Diesmal – zur gleichmäßigen Verteilung der Kopfschmerzen – wurde routiert und es war wirklich nur fast so anstrengend. Irgendwie (wohl wegen der fehlenden Fotostopps) ging es heute auch schneller. Schon nach dreieinhalb Stunden kamen wir an unserer vorhergehenden Mittagsrast an und aßen heute Garlic Reis (Reis mit Kartoffeln, dazu bekommt man eine Knoblauchzehe, die man roh ißt, ich schweige über den Duft im Bus anschließend). Auf dem Paß in 5300 m Höhe flog es leicht mit Schnee.

Rückfahrt von Xigatse

Ca. 20 km vor Lhasa sahen wir die ersten Pilger, die die Strecke mit ihrem Körper ausmaßen, sie hatten wohl noch 2 Tage vor sich. Unglaublich!

Wir waren um fünf wieder in unserem alten Hotel in Lhasa, nach dem wir unser Gepäck auf Rikschas umgepackt hatten, da der Bus nicht in die Fußgängerzone einfahren konnte. Netterweise hatten Elfi und ich fast dasselbe Zimmer nur einen Stock tiefer und so einen Blick auf den Jokhang-Tempel. Wir hatten sogar noch Energie zu einem kleinen Marktbummel.

Zum Abendessen versuchten wir uns an einem „guten Restaurant“, was leider ein ziemlicher Reinfall war, weil es nicht schmeckte.
Tja, auch diese Erfahrung muß man mal machen.

Gyantse

Auf angenehm geteerten Straßen ging es in einer Fahrt von ca. 2 Stunden nach Gyantse.

Erste Station war der Kumbum-Tschörten, eine Pagode bzw. Stupa, die als begehbares mehrstöckiges Mandala aufgebaut ist. Angeblich das einzige seiner Art, aber noch kein Weltkulturerbe. Man geht im Uhrzeigersinn um das Mandala herum und hinauf. An jeder geraden Wand führt eine Tür in eine Kapelle, in der Götter- und Dämonenstatuen aufgestellt sind. Die Pilger gehen in jede Kapelle hinein, lassen 1 Yuan zurück (ca. 10 Cent) und gehen dann weiter. Mir ist nicht ganz klar, ob sie damit wirklich die Götter oder Dämonen besänftigen wollen (furchterregend genug sehen sie aus) oder ob das ganze einen anderen Sinn hat.

Kumbun

Um 12 gingen wir zum Mittagsgebet der Mönche im angeschlossenen Kloster. Die Gesänge sind wirklich sehr meditativ.

Dummerweise habe ich vergessen, auf Obertöne zu achten, aber ich bin mir sicher, es gab welche.
Zum Mittagessen etwas neues: Als wir das Restaurant betraten, wurden die schon dort sitzenden zusammengedrängt bzw. in ein anderes Zimmer geschickt. Peinlich, peinlich, aber der Restaurantbesitzer meinte wohl, das machen zu müssen. Wir warfen den Verdrängten entschuldigende Blicke zu, aber die nahmen das ganze mit Humor.

Während die anderen das Fort von Gyantse bestiegen bummelten Elfi und ich durchs Städtchen. Unser lokaler Guide wies uns mal wieder in die total falsche Richtung, aber schliesslich fanden wir selber die Altstadt. Hier wohnen die Tibeter noch so wie vor 500 Jahren. Das ganze wirkt sehr mittelalterlich. Die Gässchen haben nur Erde, nicht einmal Kopfsteinpflaster. Vor den Häusern lagert das Baumaterial (Lehmziegeln) und gelegentlich muht einem eine Kuh entgegen, wenn man in eine Gasse hineinschauft. In die Höfe kann man i.a. nicht hinein schauen, denn die Türen sind verschlossen. Die Torbögen und Türen sind sehr farbenfroh ausgeschmückt. Immerhin sind die SStraße sauber, aber ein bißchen Renovierung könnte bestimmt auch den Menschen dort nicht schaden (wenn es nicht in der Abrissmanie der Chinesen geschieht).

Gyantse

Auf dem Rückweg gabelten wir am Stadtrand von Xigaze noch zwei Mönche auf, die dort ihre Wäsche gewaschen hatten und zurück zum Tashilumpokloster wollten.

Von Lhasa nach Shigatse

Ein Kleinbus kletterte mit uns weitere 600 Meter höher, nach Xigaze, der zweitgrößten Stadt Tibets. Kein wirkliches Vergnügen, diese Fahrt. Von den drei vorhandenen Straßen waren zwei – natürlich die beiden besseren – gesperrt. So liessen wir unser Gehirn durchschütteln auf einer ziemlichen Holperstrecke. Ob’s geschadet hat, ich hoffe nicht, aber das werdet ihr dann bei der Rückkehr feststellen. Meinen Sitz auf den Achsen konnte ich gegen Asyl bei Elfi eintauschen. Glücklicherweise.

Gegen Mittag erreichten wir den höchsten Punkt der Reise. Ein Pass von ca. 5300 m Höhe. Nicht der höchste Pass der Welt, aber man hat noch weniger Puste als in Lhasa. Der Pass war mit Gebetsfahnen in allen Farben geschmückt. Viele Pilger und Touristen häuften kleine Steinhäufchen zur Erinnerung auf.

5200 Höhenmeter

Dann ging es wieder abwärts. Hier begann das Nomadenland.

Fahrt nach Xigatse

Immer wieder sahen wir schwarze Zelte und Yakherden.

In eines der Nomadenzelt ließ uns der Besitzer freundlicherweise hineinschauen. Ich sage mal: geordnetes Chaos. Vor dem Zelt stand ein Motorrad.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ein Stückchen weiter trieb ein Nomadenjunge auf einem Pferd

eine prachtvoll mit Sätteln geschmückte Yakherde Richtung Winterquartier, da das Gras auf den Höhen jetzt Ende September doch knapp wurde.

Jakherde

In den Zelten wohnen übrigens hauptsächlich Männer. Die Frauen bleiben in den Steinhäusern zurück und bauen Gerste an und sorgen für die kleineren Kinder.

Haus

Auch in ein Haus konnten wir schauen. Mir ist dieses Eindringen in die Privatsphäre ja ein bißchen peinlich, aber den Leuten schien es nichts auszumachen, sie lächelten freundlich.

Gegen eins aßen wir in einem Restaurantdorf an der Strecke. Ein ziemlicher Müllberg, aber die Nudelsuppe war ganz ok. Leider erst die Hälfte der Strecke.

Mittagessen

Erst gegen 18 Uhr hatten wir es endlich geschafft.

Ich war so fertig, dass ich noch nicht mal mehr Hunger hatte. Nur noch schnell die Wäsche zusammenpacken und abliefern. Na ja, das ging nicht ganz so schnell. Erst mal wurde am Flurtisch alles vom Zimmermädchen ausgepackt, begutachtet und gezählt. Dann wurde die für die Wäsche zuständige Frau gerufen. Die kam gleich mit dem Portier, da der ein bißchen Englisch konnte. Wieder auspacken, begutachten, zählen. Ich habe mich ziemlich amüsiert dabei.
Erst danach wurde ich in mein Bett entlassen.

Norbulinka, Potala und das Sera-Kloster

Uups, verschlafen. Ok, nur fast. Es reichte zwar nicht mehr zum Frühstück, aber so gerade für den Aufbruchstermin.

Das Wetter war, wie auch die letzten Tage, gut, ca. 23 Grad Celsius und sonnig und klar.

Der Tag begann mit einem Spaziergang durch den Garten des Norbulinka. Das ist der Sommerpalast des Dalai Lamas. Genauer „die“ Sommerpaläste, weil anscheinend jeder Dalai Lama seinen eigenen hatte. Wir schauten uns nur den neuesten an.

Norbulinka

Hierher kommen auch viele Pilger, weil sie meinen dem Dalai Lama hier näher sein zu können. Als der Dalai Lama damals fliehen mußte hat sich hier ein ziemliches Drama abgespielt. Die Menschen umkreisten zu 10000 den Palast um ihn zu schützen und die Chinesen schossen mit Granaten. Davon merkt man heute nichts mehr. Alles wirkte sehr friedlich mit seinem Blumenschmuck. Vom Dach klang der Gesang der Arbeiter herüber.

Vom Sommerpalast ging es dann zum Winterpalast, dem Potala. Hier wohnte der Dalai Lama mit 500 Mönchen die übrige Zeit des Jahres. Ein Kloster, eine Festung, ein Palast, ein Schloss, schwer es genau zu bezeichnen. Und Weltkulturerbe. Der Potala hat die rotweisse Färbung der tibetischen Häuser, allerdings ist er erheblich größer und hat eine ganz andere Form. Man findet ihn auch auf dem chinesischen 50Yuan-Schein. Was davon die Tibeter halten, kann man sich denken.
Von den siebenhundertfünfzig Räumen, die er hat, konnten wir fünfundzwanzig besichtigen. Voll mit Buddhastatuen und den Göttern des lamaistischen Pantheons und sehr prächtig. Jeder Raum wird von einem tibetischen Mönch bewacht. Hui hatte einen chinesischen Audioguide und übersetzte für uns, so dass das ganze ein bißchen (aber nur ein bißchen) verständlicher wurde.

Der Potala

Fotografieren darf man innen nicht – wie auch in den anderen lamaistischen Tempeln Tibets. Das geht dann erst wieder auf dem Dach (ja, ich habe es bis oben geschafft!) und dort hat man einen guten Blick auf Lhasa und die umgebenden Berge.

Blick über Lhasa

Nächstes Ziel dieses angefüllten Tages war das Sera-Kloster, ein weiteres wichtiges Kloster bzw. eine Klosteruniversität der Gelbmützen.

Sera

Ich schaute den jungen (ab 18) Mönchen bei ihren Diskutierübungen zu. In lebhaften Streitgesprächen wiederholen sie so den morgens erlernten Unterrichtsstoff. Einer sitzt und der andere steht davor und redet auf den sitzenden ein. Um dessen Aufmerksamkeit zu erhalten wird immer wieder auf den Boden gestampft oder in die Hände geklatscht. Das ganze in einer ziemlichen Lautstärke. Thema des Tages war übrigens die Evolution.

Mönchsdiskussion

Anschliessend spazierte ich noch ein bißchen durch die Klosteranlage und gesellte mich dann zu Hui und wir schrieben gemeinsam Postkarten (bin gespannt, wer eher da ist, die Postkarten oder ich).

Mit dem Stadtbus fuhren wir zurück zum Hotel.
Des Abends gingen Elfi, Klaus und ich mit Hui in ein einfaches tibetisches Restaurant. Oh Wunder, der Service war viermal so schnell wie in dem teuren Restaurant am Vorabend und das Essen genauso gut. Im Restaurant aßen auch Tibeter in Tracht und ein Mönch kam zum Betteln an unseren Tisch (Mönche finanzieren so ihre Wanderschaft).