Ausschiffen, Besuch bei den Magellan-Pinguinen und in einem Walmuseum

Wir wurden rechtzeitig geweckt um bei der Einfahrt in den Hafen zusehen zu können. Die letzten Sachen im Koffer wurde dieser um Sieben in den Flur gestellt und es gab das letzte Frühstück an Bord.

Dann hieß es Abschied nehmen. Rolf begleitete Kathrin und mich zum Pier. Kathrin wurde mit einer stürmischen Umarmung vom Kapitän (?!) verabschiedet.

Good Bye Mikheev! Du warst ein gutes Zuhause für die letzten zehn Tage!

Mit einer exemplarischen Röntgenkontrolle ging es aus dem Hafen heraus. So richtig ernst nehmen die Kontrolleure ihren Job anscheinend nicht.

Unsere Zimmer im Hotel waren sofort frei. Wir machten uns kurz fertig und erkundigten uns dann an der Rezeption nach Fahrten zu den Magellanpinguinen. Mir fiel auf, dass wir drei mal einen anderen Preis genannt bekamen. Glücklicherweise konnten wir ohne Pesos zu tauschen sowieso nicht buchen. Winfried steuerte daraufhin den Hafen an – Kathrin und ich hinterher – und wir fanden für halb Elf eine Bustour, bei der man per Zodiac die Pinguine besuchen konnte. Klasse ! Im Hotel hatte es nur ein einziges Angebot gegeben: per Katamaran ohne Aussteigen.

Kathrin und mir blieb noch Zeit, ein bisschen Geld abzuheben und die Stiefel zurückzugeben, bevor der Bus los fuhr. Wir waren nur zu Viert (zusammen mit Ross). Die Strecke führte anderthalb Stunden durch den Wald bis wir auf einer kleinen Farm am Beagle Channel ankamen, die eine (ungenutzte) Gelegenheit zum Mittagessen boot.

Nach einer Stunde fuhr dass Zodiac los. Er war anders gestaltet als die Zodiacs auf der Mikheev: größer, tieferer Bug, man saß auf Bänken, nicht auf dem Gummirand, und wir hatten ein Dach über uns. Gesteuert wurde per Rad, nicht mit zur Fahrtrichtung entgegengesetzter Bewegung des Motors).

Bis zur Pinguin–Insel war es noch einmal eine Viertelstunde. Es kamen gerade Katamarane an, aber von denen durfte niemand aussteigen. Ätsch ;-)

Wir Vier gingen an Land, als die Katamarane den Strand verließen und liefen hoch zum Brutgebiet. Dort war ein Bereich abgezäunt und wir liefen den Zaun entlang. Zuerst sahen wir nur einzelne Pinguine im Gras (seltsam, Pinguine im Grünen) in einiger Entfernung, dann auch direkt am Zaun und schließlich von 2 Metern Entfernung auch Küken. Die Küken waren zwischen zwei und drei Wochen alt und schon recht groß. Sie werden bevor sie das Federkleid bekommen noch größer als die Eltern!
Am Strand lagen rund vierhundert Magellanpinguine, meistens einjährige Küken, die ihr Erwachsenenkleid mit den markanten zwei Streifen am Hals noch nicht hatten. Einige schwammen auch sprangen immer wieder über dem Wasser. Kormorane zogen an der Insel vorbei. Eine brütende Skua ließ uns bis auf zwei Meter an sich heran.

Zurück am Festland besuchten wir ein Walmuseum. Dort waren Walskelette vor den gemalten Bildern ihrer Art in Originalgröße auf gehängt. Sehr gut gemacht! Das Museum hatte sogar diverse Funde von Walstrandungen, zu denen es noch keine Sichtungen gibt. Winfried als technischer Aquariumsleiter von Wilhelmshaven erkundigte sich genauer und wir bekamen eine Führung durch die Verwaltungsräume des Museums, wo die Knochen zu Skeletten zusammengesetzt werden. Außerdem waren wir einen kurzen Blick ins Beinhaus, wo das Fleisch von den Knochen der Strandungen gelöst wird (ein sehr unangenehm süßlicher Geruch, die junge Frau die uns begleitete, meinte, sie hätte eine Woche gebraucht um sich daran zu gewöhnen).

Winfried meint, das wäre das beste Walmuseum, dass er kennt.

Der Rückweg nach Ushuaia führte durch den Wald mit diversen Photostopps. Die Blätter der Bäume sind für das was ich kenne auffällig klein. Wir sahen auch Biberkolonien. Der Bieber ist von Menschen aus Kanada eingeschleppt worden und hat keine Feinde. Er richtet viele Schäden an.

Am Stadtrand von Ushuaia sahen wir gerade noch die Mikheev auslaufen und hielten kurz für einen letzten Blick. Adieu!

Die Grigoriy Mikheev fährt über Weihnachten zurück in die Antarktis. Wir müssen zurückbleiben.
Die Grigoriy Mikheev fährt über Weihnachten zurück in die Antarktis. Wir müssen zurückbleiben.

Kathrin und ich gingen durch die Souvenirshops. Ich kaufte aber nichts. Mein Koffer war voll.

Um Acht trafen wir uns mit einer ganzen Reihe Passagiere in der Bar Ideal zu einem fröhlichen Abschiedsessen.
Trotz Fenster zur Strasse schliefen wir bis Acht am nächsten Morgen.

Drake Passage und Beagle Channel

Der zweite Seetag auf dem Rückweg. Es fühlt sich nicht so an, aber die Wellen sind höher.

Es war Monikas Geburtstag und wir gratulierten unserer hervorragenden Expeditionsleiterin alle von Herzen.

Einige von uns waren hatten draußen auf dem Seitendeck schon nasse Füße bekommen.

Gegen Zehn wurden schließlich die Türen zum Hauptdeck geschlossen, weil sonst Wasser reingekommen wären. Nach Draußen konnte man nur noch auf den oberen Decks. Es folgte Teil Zwei der Eis-Vorlesung von Rolf, diesmal über Gletscher. Gleich im Anschluss wurden wir von Monika über das Anlegen im Hafen informiert (es ging um das Trinkgeld und das wir erst mit OK vom Kapitän von Bord dürfen).

Kathrin packte vor dem Mittagessen, ich danach und ich brauchte recht lange. Ganz schön viel im Koffer, dabei hatte ich doch gar nicht so viele Souvenirs gekauft.

Am späten Nachmittag näherten sich langsam die Berge, die den Beagle Channel begrenzen. Land in Sicht.

In der Zwischenzeit war ich auf der Brücke gewesen. Dort kann man geschützt stehen und die Wellen nach Delfinen absuchen. Ich meine, kurz eine Rückenfinne zweimal gesehen zu haben. Andere sahen kurz etwas springen. Eine ganze Zeit unterhielten Irene und ich uns mit Oleg, dem ersten Maat. Er erzählte vom Leben an Bord und dass er sechs Monate ohne Pause am Stück arbeitet und täglich zwei Schichten zwischen Vier und Acht hat.

Gegen halb Sechs waren wir wieder in ruhigerem Wasser angekommen. Hier mussten wir auf unseren Lotsen warten, der uns durch den Beagle Channel nach Ushuaia zurück begleiten sollte. Daher wurden Führungen im Maschinenraum angesetzt. Ganz schön laut!

Vor dem Abendessen hieß es dann noch, die Schiffsrechnung zu begleichen. Sie hielt sich zum Glück in Grenzen.Abends gab es Geburtstagskuchen als Nachtisch. Monika bekam von uns Passagieren Ersttagsausgaben der Stationen sowie ein von allen unterschriebenes Blatt mit Photos von Passagieren und Besatzung. Später überbrachte der Kapitän noch das Geschenk der Crew: Einen von allen unterschriebenen Rettungsring mit Schiffsnamen auf der einen und „Happy Birthday“ auf der anderen Seite. Monika verlässt das Schiff mit dieser Tour und wechselt auf das Schwesterschiff. Und ich glaube sie wird auf der Mikheev vermisst werden.

Drake Passage

Der erste Seetag auf dem Rückweg. Die Nacht war nur wenig schaukelig. Morgens beschloss ich auch ohne Tablette nicht seekrank zu werden und es klappte.

Draußen verfolgten wieder Vögel das Schiff und ich verbrachte immer wieder Zeit damit sie vom Seitendeck zu beobachten.

Das Bordprogramm bot die Gelegenheit, das eigene Wissen weiter zu vervollständigen:

Nach dem Frühstück gab es Teil Zwei der Geschichtslektion, diesmal über die „Heroische Ära“. Nicht nur Shakeltons Expedition erregte Aufsehen. Ähnliche spannend verlief auch die Belgica-Expedition. Die Vorlesung über Eis lies ich sausen, weil mir im Dining Room seltsamerweise flauer ist als anderswo. Nach dem Mittagessen hielt Arjen noch einen Vortrag über Adaptionsstrategien.

Nachmittags wurde drinnen für Weihnachten geschmückt und es spielten ein paar ziemlich schmalzige Weihnachtslieder auf der Bar-Anlage. Ich schaffte es, mal wieder ein bisschen zu lesen.

Abends gab es “Alexander“ von Oliver Stone im Bordkino (dh. auf dem Fernseher im Dining Room) aber nach einem ersten Blick schenkte ich mir die Machtspiele und ging zu Bett.

Orne Island, Cuverville Island und Paradise Bay

Rechtzeitig für unseren ersten Ausflug wurden wir wie jeden Morgen über die Bordlautsprecher von Monika geweckt: „Good Morning, dear expeditioners it is half past five in the Morning. There’s a slight fog on the water but this is going to be a beautiful day“.

Um kurz nach sechs – noch vor dem Frühstück – gingen wir auf unsere erste Expedition: nach Orne Island um eine kleine Kolonie Zügelpinguine zu besuchen. Die Anlandung war nicht so ganz ohne, auf Felsen am Rand eines Schneefeldes. Das Wetter auf der Insel hätte auch besser sein können, aber rundherum beleuchtete die Sonne Berge, Inseln und Eisberge.
Die Zügelpinguine ließen sich von uns nicht stören und blieben großenteils auf ihren Eiern sitzen. Einige sammelten Steine für den Nestbau. Und einer drehte gerade sein Ei um.

Der Schnee um die Kolonie war unberührt, so dass wir teils tief einsackten. Die leicht ausgetretenen – wenn auch sehr schmalen – Pinguinstrassen betraten wir trotzdem nicht, denn die Stiefellöcher rauben den Pinguinen unnötig Energie, die sie vielleicht noch fürs Überleben in dieser harschen Umgebung brauchen.Zurück auf der Mikheev gab es Frühstück. Nach dem der Hunger so gestillt war, ging es gleich wieder raus, diesmal nach Cuverville Island.

Auf Cuverville Island gibt es eine große Kolonie Eselspinguine. Und die kostete mich dann auch prompt mehr als 512 MBs Speicherplatz. Eselspinguine sind sehr zutraulich, kommen neugierig näher, manchmal bis auf knapp einen Meter. Sie stolpern über die Strandkiesel wie auch wir Menschen. Und schlittern auf dem Bauch Pinguinhighways hinab. Oder landen mit dem Schnabel im Schnee. Sie sind zu niedlich mit ihren orangenen Schnäbeln und Füßen und der weißen Brille auf dem Kopf.

Ich saß bald eine halbe Stunde am Anlandeplatz und die Vögel taperten um mich herum. Dabei hatte ich Blick auf eine Bucht voller kleiner Eisberge.Irgendwann lief ich dann langsam in Richtung der eigentlichen Kolonie. Bestimmt mehr als tausend Vögel kümmerten sich dort um ihre Gelege.

Die Rückfahrt mit dem Zodiac war doch etwas unruhig. Wir verbleibenden Passagiere passten noch gerade aufs Boot. Aber das Boot war recht schwer und wir wären fast nicht vom Ufer losgekommen. Wir wurden durch den Wind und die Wellen alle von oben bis unten nass (aber die Kleidung hielt).

Das hat Spaß gemacht!

Als sich unser Zodiac dem Schiff näherte, rief Anne von oben „Whale“, aber wir sahen nichts. Kaum fing das Mittagessen an, kam dann aber die Durchsage, dass dort wirklich ein Minke-Wal sei. Ich sah den Blas und die Finne. Aber – so ohne Jacke – war es zu kalt und ich ging wieder essen.Nach dem Mittagessen machte dann der Schiffsladen auf (genauer gesagt, der Dining Room wurde kurzfristig zum Laden erklärt). Man konnte Postkarten, Landkarten, Tassen und Fleeceshirts kaufen und darüber hinaus auch Bücher, die von Rolf und Monika geschrieben waren.Die nachmittags kurzfristig angebotene Wanderung auf Danco Island schenkte ich mir und blieb auf dem Schiff. Während Kathrin die Sauna genoss, blätterte ich durch die Bordbibliothek und notierte mir einiges.

Schon kurz darauf kehrten die ersten zurück, weil das Wetter wirklich miserabel war. Nur wenige hielten die Wanderung durch und kamen total durchnässt aber glücklich zurück. Winfried war statt zu wandern alleine in der Bucht zurückgeblieben und er war mit Robben und Pinguinen belohnt worden. Und dann der letzte Höhepunkt des Abends. Zwar reduzierte Schneefall die Sicht stark. Aber kaum waren wir auf dem Zodiac, hörte es auf zu schneien. Das bisschen fisseln machte überhaupt nichts und an einigen Wolkenkanten kam sogar die Sonne raus. Ich war bei Monika im Boot. Wir waren insgesamt nur zu siebt. Wir fuhren durch Paradise Bay und am dortigen Gletscher entlang, inmitten von Eisbergen. So im kleinen Zodiac in dieser gewaltigen Landschaft. Wo sich ein bisschen Fels zwischen dem Eis fand, nisteten Kormorane.
Monika erzählte viele kleine Geschichten.

Hinter der dortigen (verlassenen ) argentinischen Station „Almirante Brown“ legten wir mit dem Zodiac an einem meterbreiten Kieselstrand an und waren damit jetzt „in echt“ in der Antarktis. Auf 64°53’ südlicher Breite und 62°52’ westlicher Länge setzte ich meinen Fuß auf antarktischen Festlandboden.

Deception Island

Einige wollten gerne auf Deception Island wandern, und sollten dafür um halb Sechs geweckt werden. Aber die Brandung war zu stark um anzulegen. So wurden alle gemeinsam erst um Acht geweckt.

Ich wäre eh‘ nicht mitgegangen. In den Gummistiefeln ist das Wandern kein Vergnügen. Auch wenn ich in ihnen besser laufen kann, als erwartet.

Wir frühstückten in Ruhe bevor die Mikheev durch Neptune’s Bellows hinein in das Innere des Hufeisens fuhr, das Deception Island bildet.

Leider war es ziemlich am regnen und am schneien. Ein Regenschutz für die Kamera wäre jetzt gut gewesen! Deception Island ist vulkanischen Ursprungs und die Mitte des Hufeisens ist eigentlich der Krater, gefüllt mit Meerwasser. „Deception“ kommt von alten englischen Begriff „deceipt“, der „abgeschlossen“ oder „geschützt“ bedeutet. Geschützt durch die Hufeisenform, aber ein relativer Schutz angesichts der Erdaktivitäten. Der letzte Ausbruch war übrigens 1972. Heutzutage bemerkt man den schwarzen Lavastrand und die heißen Dampfschwaden am Ufer. Deception Island wurde seit 1821 genutzt. Das Wasser ist angenehm warm, wenn man mit der Hand hineinfasst. Aber gebadet habe ich nicht (ja, es ist möglich, dort zu baden).

Mit dem Zodiac ging es in der Whaler’s Bay an Land. In dieser Bucht finden sich Überreste einer norwegischen Walfangstation und britische Treibstofftonnen aus der Zeit des zweiten Weltkrieges. Zwischen den verfallende Hütten in denen sich der Schnee türmt, liegt diverses Gerümpel und die Überreste der Walfängerboote verschwinden langsam in der Vulkanasche.

Es gibt auch ein bisschen Vegetation: Moose und Flechten. Die Flechten sind fein verästelt und schimmern golden.

Am Strand begrüßten uns ein paar Zügel- und Eselspinguine. Neugierig watschelten sie näher. Auch wenn sie kurz verschreckt ins Wasser sprangen, siegte die Wissbegier und sie standen kurz darauf wieder um uns herum.

Irgendwie schaffte ich es, für ein paar Minuten ein Paar Pinguine für mich ganz alleine zu haben und drehte zwei kleine Filme.

Eigentlich sollte nachmittags noch mal auf Deception Island gehalten werden (Telegraph Cove), aber das Wetter war nicht danach. So verließen wir die Bucht und steuerten Richtung der antarktischen Halbinsel durch die Bransfield Strait. Die Bransfield Strait bildet geologisch gesehen eine Kontinentalplattengrenze und damit die Grenze zur eigentlichen Antarktis. Sie trennt auch Pazifik und Atlantik vom Südozean.

Kaum verließen wird die Neptune’s Bellows wieder, wurde es schaukelig. Aber der Himmel klarte auf.

Ich hatte der Küche meine Allergien gemeldet (Huhn&/Ei/Ananas) und auch meine Abneigung gegen Fisch. Gestern hatte ich richtig gestellt, dass ich keine Vegetarierin bin. Heute gab es Räucherlachs und diesen Fisch mag ich schon. Das Küchenmädchen merkte nichts und so bekam ich etwas. Meine Alternativportion teilten sich Kathrin und Winfried.

Wir teilten den Tisch mit Jackie, Irene und Anne.

Abends um halb Zehn gab es im Dining Room einen Rückblick auf das bisher gesehen und einen Ausblick auf das, was auf uns wartet.
Ähnlich wie die vier beteiligten Länder diskutierten auch die Schiffsbewohner, wie mit den Hinterlassenschaften auf Deception Island umzugehen sei: Da lassen, renovieren, entfernen. Die vier beteiligten Ländern sind Argentinien und Chile (Gebietsansprüche), Großbritannien (Öltanks), Norwegen (Walfang).
Monika hatte angeboten, mit ihren Studenten gemeinsam aufzuräumen, aber es wurde abgelehnt, weil das ja Argentinier (Gebietsanspruch!) sind.

Danach gab es den dritten Teil von „Live in the Freezer“ von David Attenborough (Teil Eins und Zwei hatte ich am Samstag schon verpasst) , aber Kathrin und ich gingen früh zu Bett, den für den nächsten Tag war ein Weckruf um halb Sechs angekündigt