Longyearbyen

Morgens, in der Hotellobby in Oslo, sehen wir zum ersten Mal unsere Reisegruppe. Ich bin positiv überrascht über den Altersdurchschnitt, der in etwa in meinem Alter, vielleicht sogar darunter liegt. Auf dem Weg durch den Check In bis zum Flugzeug verläuft sich die Gruppe aber erst einmal wieder.

Spitzbergen wird zwar von Norwegen verwaltet, liegt aber wesentlich weiter von Oslo entfernt als Frankfurt. Erst nach knapp vier Stunden Flug taucht das Flugzeug durch die Wolkendecke und wir sehen zum ersten Mal die Berge von Svalbard, schneebedeckt mit nur wenig strahlenförmigen schwarzen Streifen. In Küstennähe malen Flussläufe Fadenspiele in grellgrüne Deltas hinein.

Um zwei Uhr Mittags landen wir auf Svalbard – so der norwegische Name der Inselgruppe. Erst wenn man es genauer nimmt, landen wir auch auf Spitzbergen, denn das ist der Name der Hauptinsel.

Die Koffer umkreisen einen ausgestopften Eisbären, den wir natürlich pflichtschuldig fotografieren.

Draußen wartet der Bus, der uns zum Hafen bringt. Da liegt es vor uns, unser Schicksal für die nächsten zwei Wochen, ungefähr 50 m vom Ufer entfernt. Und wirkt winzig. Ob wir da wirklich alle drauf passen?
Bis wir uns das näher ansehen können, wird noch ein bisschen Zeit vergehen. Nur die Koffer setzen in einem Dingy (in der Antarktis hat man das Zodiac genannt) über.

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Uns bleiben jetzt geschlagene viereinhalb Stunden für die Inselhauptstadt Longyearbyen. Eine Hauptstadt in Dorfgrösse mit viele bunt angemalten Häuser, neben denen Schneescooter stehen. Schnee ist aber weit und breit nicht zu sehen, sieht man von den Berggipfeln ab. Und es ist kaum jemand auf der Straße. Sonntag nachmittag. Ob die gerade alle Kaffee trinken? Oder Tee?
Küstenseeschwalben kreisen laut schreiend über den Kiesfeldern am Straßenrand und greifen an, wenn man ihren Nestern zu nahe kommt. Auf den Wiesen zwischen den Häusern blühen weiße Wattebäusche – Wollgras genannt.

Nach einem ersten Rundgang durch die Stadt gehen wir zum Touristenzentrum: Postkarten kaufen, denn diese Gelegenheit werden wir danach höchstens noch in Ny Alesund, vielleicht noch, gegen Ende der Reise in Barentsburg, haben. Das Gebäude beherbergt auch das Svalbardmuseum mit einer wirklich sehenswerten Ausstellung über die Inselgruppe und ihre tierischen und menschlichen Bewohner. Gezeigt werden historische Artefakte und die heimische Tierwelt in Form von ausgestopften Exemplaren. Der Eisbär hat eine wirklich beachtliche Größe. Kathrin meint, es sei ein Weibchen. Ok, dann möchte ich definitiv keinem Männchen begegnen, denn die Männchen sind noch größer.

Wir trinken Kaffee an der Hauptstraße und laufen noch hoch zur ökumenischen Kirche.

Von hier oben wirkt die Antigua noch kleiner.

Topkapi, der große Basar und ein Blick vom Galata-Turm

Der Palast öffnet um neun und ich bin rechtzeitig an der Kasse. 20 türkische Lira kostet der Eintritt. Der Mann an der Kasse sagt, man können fotografieren. Gestern im Dolmabahce-Palast hatte das nämlich 6 Lira extra gekostet, deswegen habe ich extra nochmal nachgefragt. Ich schaue mir mein Ticket genauer an und da steht … man dürfen nicht fotografieren … ? Also hänge ich mir meine Kamera erst mal um, und beobachte, was die anderen Touristen so treiben. Aber während der ganzen Zeit im Palastbezirk hat kein einziger der Wärter jemals etwas gesagt und es wurde ständig von allen um mich herum fotografiert. Also habe ich’s einfach auch auch getan.

In einer Ecke des zweiten Hofs entdecke ich auf einmal einen Wegweiser zum Harem und 10 Meter weiter ein Kassenhäuschen. Und kein Mensch davor. Ich kann mein Glück gar nicht glauben. Bis ich mich gefasst habe, stehen dort fünf andere, aber das ist ja überhaupt nichts. Also nochmal 15 Lira bezahlen und hinein.

Was für ein Unterschied zum Harem im Dolmabahce-Palast. Das ist hier Orient pur, zumindest wie ich ihn mir vorstelle. Kacheln und Fayencen, Sofas mit dicken Kissen, Türen mit Einlegearbeiten aus Perlmutt, Bogen und Türmchen und Muster über Muster. Gut, ein paar mehr Leute als nur 5 sind schon drin, aber ich bin früh genug vor dem Massenansturm.

Draußen, vor der dem Ausgang des Harems, sind mittlerweile die Reisegruppen angekommen.

Da sehe ich eine Toilette. Eine gute Gelegenheit. Links geht es zu den Damen. Ich will gerade abbiegen, da öffnet sich die WC-Tür zu den Männern, und was sehe ich: Das muss ein Original aus der Zeit der Sultane sein, mit Mosaiken an den Wänden und goldenen Inschriften.
Ich bin bloß zu feige, ein Photo zu machen.
Das Örtchen der Damen hatte übrigens nur weißen Marmorboden.

Hinter dem Harem bin ich im dritten Hof angelangt und stehe nun direkt vor der Audienzhalle. Die Schlange vor der Schatzkammer ist lang, da habe ich keine Lust drauf. Ich wandere weiter, rund um die Kolonaden.
Und wundere mich, dass vor der religiösen Schatzkammer überhaupt keine Schlange ist. Geradezu wunderbare Dinge kann man dort sehen – das Schwert Davids, den Stock, mit dem Moses das rote Meer geteilt hat, der Turban Josefs. Und Schwert und Mantel von Mohammed. Über allem der Gesang eines Muezzins. Keineswegs vom Band, nein, der Mann sitzt mit weißem Fez in schwarzem Gewand an einem Tisch am Ausgang und singt live. Wenn man ein bisschen über christliche Reliquien und wie sie entstanden sind, Bescheid weiß (Beispielsweise gab es im Mittelalter teilweise so viele Kreuzreliquien, das man daraus mehrere Kreuze hätte zusammenstellen können), bleibt zumindest ein gewisser Zweifel, aber die ganze Sache sollte man doch Ernst nehmen. Mein Reiseführer erzählt, dass gefordert wird, diese religiösen Schätze nach Mekka zurückzugeben. Und das damit zu rechnen ist, dass dann ein neues Kalifat ausgerufen würde. Islam heißt Frieden (wie Akif vorgestern immer wieder betont hat), ich hoffe, es bliebe auch dann dabei.

Im dritten Hof stehen in der Mitte Bänke um einen tulpengeschmückten Brunnen. Ich setze mich erst einmal hin und fülle mein Tagebuch, damit ich auch nichts vergesse.

Dann gehe ich weiter in den vierten Hof und genieße die Aussicht.

Gestärkt durch einen Döner verlasse ich dann diesen wunderschönen Ort. Es ist gerade wieder Gebetszeit. Vorne am Ausgang des ersten Hofes gibt es eine Stelle, dort hört man während der Gebetszeiten scheinbar alle Muezzine der Stadt gleichzeitig. Das klingt dann fast schon wieder wie Glocken, denn die Stimmen kann man dort nicht mehr auseinander halten.

Nach einer kurzen Pause im Hotel laufe ich den Berg erneut hinauf, diesmal zum großen Basar von Istanbul. Bald zweitausend Geschäfte soll es dort geben. Und in einem Zeitschriftenartikel stand, der Basar sei stark einsturzgefährdet. Darum macht sich aber offensichtlich niemand sorgen, das Geschäft geht munter weiter. Keiner schaut besorgt nach oben.
Hier gibt es alles, was das Herz begehrt, Teppiche, Kissen, Schmuck, Lederwaren , Lampen, (…) und in den Seitengassen auch so praktische Sachen wie Knöpfe in allen Formen und Farben. Ich kann bestenfalls nur einen kleinen Ausschnitt des Basars gesehen haben

„Lady, this is your shop, let me show you a carpet, a kelim!“

„Lady, i’m sure you want a carpet.“ Keine Antwort. Dann mit leicht ungläubiger Stimme „… you don’t want a carpet?“

Ich merke, daß meine offen getragene (und auch benutze Kamera) die Händler etwas davon abhält, mich ständig anzusprechen.
Bis auf Einen

„Hey, Paparazzi!… Where are you from?“ :-)

Aber so richtiges Basarleben, das findet man in den Gassen zwischen dem großen Basar oben auf dem Hügel und dem ägyptischen Basar unten am goldenen Horn. Hier sind die Straßen voll mit der einheimischen Bevölkerung. Für Autos kein Durchkommen. Und man findet alles, was der Haushalt so braucht.

Immer noch energiegeladen entschließe ich mich gegen fünf zu einem Spaziergang über die Galata-Brücke. Die Brücke hat zwei Stockwerke. Oben fahren die Autos und dort stehen auch die Angler. Im Stockwerk darunter reiht sich Fischrestaurant an Fischrestaurant (ob das oben geangelte dann unten serviert wird, kann ich nicht sagen).

Zum Galataturm hinauf geht es – wie kann es anders sein – steilen Treppen und Straßen bergan. Erst schleiche ich mich im Bogen unten herum, dann fasste ich mir ein Herzu und schaffe es auch ohne all zu sehr aus der Puste zu kommen bis hinauf zum Turm. Glücklicherweise ist im Turm selber dann ein Aufzug. Rundherum führt im obersten Stockwerk einen schmale Balustrade, auf der mit einiger Mühe zwei Leute aneinander vorbei passen. Der Rundumblick auf die Dächer des Galata-Viertels und die Dächer der Stadt

und auf das gegenüber liegende Ufer des goldenen Horns mit seinen Palästen und Moscheen entschädigen dann aber für die Mühen des Aufstiegs.

Vom Galataturm geht es weiter hinauf und ich schaue einfach mal, wo ich ‚raus komme. Den Tunel, die Endstation der historischen Straßenbahn von Beyoglu erkenne ich von einem Photo, dass ich im Reiseführer gesehen hatte. Also bin ich hier an der Istiklal-Strasse, der Shoppingmeile Istanbuls. Liegt es an der späten Tageszeit? Ich bin irritiert. Die Straße ist schwarz von Menschen, aber kaum einer machte Windowshopping oder ähnliches. Alle laufen nur geschäftig in eine Richtung. Seltsam.
Die Straße zieht sich. Eigentlich will ich bis zum Taksim, aber als dieser nach einer viertel Stunde noch nicht erreicht ist, beschließe ich umzukehren und machte mich zu Fuß wieder auf den Weg durch das Galata-Viertel – wo die Straßen sich merklich geleert hatten -, über die Brücke und dann zurück zum Hotel.