Es kommt Nebel auf

Der Nebel, der sich tagsüber immer wieder in der Ferne gezeigt hat, erreicht nun auch das Schiff. Oder erreicht das Schiff den Nebel? Wie auch immer.

Den ganzen Tag war das schönste Wetter. Eben gab es Abendessen und ich bin gerade aufgestanden, um nochmal raus zugehen, als Gemma meint „Look at this“. Draußen ist ein halb beleuchteter Eisberg zu sehen., ziemlich groß. Die andere Hälfte ist kaum zu sehen, dunkel, liegt im Nebel.
Ich gehe aufs Achterdeck. Der Steuermann steht draußen in der feuchten Kälte und der Kapitän kommt kurz darauf dazu, im Pulli. Wir fahren seehr langsam Der Steuermann schaut am rechten Gang außen vorbei, sucht Sichtkontakt zu einem der Matrosen; der vorne auf dem Deck steht und winkt, die Richtung angibt, an der ein einem Eisberg vorbeigefahren wird. Zwar hat die Rembrandt Radar aber bei Eisbergen reicht das offensichtlich nicht.

Seltsam, über uns blauer Himmel. Der Seenebel ist vielleicht 10 Meter hoch, die Sichtweitem ist mit Mühe 50 Meter.

Die tief stehende Sonne ist immer noch zu sehen. Ein sehr heller Fleck Richtung 11 Uhr und das Meer glitzert. Die Sonne schafft es, die eine Seite der Eisberge zu beleuchten.

Aus den Seiten am Rand und aus den Segeln über mir (eingerollt) tropft Nebelwasser. Es ist so seltsam hell, 2 Knoten (1,8 km ist ungefähr ein Knoten) fahren wir. Da ist quasi Schrittgeschwindigkeit.

Die erste Offizierin steht an der Bar und hilft einer Passagierin. So schlimm kann der Nebel nicht sein, sie wirkt ganz normal. Oder sie hat großes Vertrauen in ihre Kollegen.

Ein kleiner Eisberg neben uns kippt einmal um die Achse.
Immer wieder dröhnt das Nebelhorn

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Ilulissat

Ilulissat, das Städtchen am Ende des Eisfjords ist ebenfalls von Eisbergen umgeben, heute zum Glück aber nicht umzingelt, so daß wir mit dem Segelschiff recht nahe an die Stadt herankommen. Mit ca. 5000 Einwohnern ist Ilulissat die drittgrößte Stadt Grönlands. Die Menschen leben dort vom Meer. Durch die Nähe des Gletsches sind die Gewässer des Eisfjords besonders nährstoffhaltig, weswegen der Fjord besonders reich an Plankton ist. Plankton wiederum zieht Fische an, insbesondere Heilbutt. Auch Krabben werden hier gefangen und verarbeitet. Sowohl Fisch als auch Plankton wiederum ziehen Wale an – was wir gestern Abend schon feststellen konnten.

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Es ist warm an Land in Ilulissat, noch wärmer als in der Nähe des Gletschers, insbesondere, wenn man vom Schiff kommt und wie ich noch die dort erforderliche wärmere Kleidung an hat. Viel los ist heute auch nicht gerade, die Straßen sind ziemlich leer. Elfi und ich ziehen alleine los auf der Suche nach Postkarten.  Zwar sehen wir auch einige Einheimische, aber die meisten Leute auf der Strasse sind offensichtlich Touristen.

Die Zionskirche, die man eigentlich besichtigen kann ist zu, aber davor steht eine Bank in der Sonne mit Blick auf einen großen Eisberg. Auch nicht schlecht.

Postkarten finden wir neben einem Geschäft mit dänischem Softeis (ohne Schokolade, wie einer meiner Mitreisenden entäuscht anmerkt) um die Ecke von einem Workshop in dem Tupilaks hergestellt werden. Tupilaks kleine geschnitzte Figuren, manche ziemlich unheimlich dämonisch und eine der klassischen Souvenirs aus Grönland. In der Schnitzerei riecht es für mich sehr unangenehm nach Knochenmehl und ich verlassen den Laden schnell.

Im Supermarkt – durch eine Gasse gegenüber von den Tupilaks wirkt das Angebot wie bei uns, nicht jedoch die Marken.

Elfi hat heute Rücken und keine Lust auf viel länger als halb sechs und ich bei der Wärme auch nicht. Der Zodiac mit 11 Leuten kehrt zurück zum Schiff. Vor uns fährt eine einheimisch Familie ab. Eine Glasvitrine wird vorsichtig über den Steg getragen und auf eine Decke gelegt. Mich erinnert das an Hong Kong. Die Kinder im Boot neben uns halten sich die Hand vors Gesicht als Elfi fotografieren will. Sie wollen nicht aufs Foto. Ich kann mir gut vorstellen, dass sie häufig von Touristen fotografiert werden.

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In Illulissat nehmen wir auch unsere letzten Passagiere auf, Gitta und Matthias, ein Ehepaar aus Berlin, dass wegen des Nebels nicht von Ilulissat nach Aasiaat hatte fliegen können. Sie stehen mit ihrem Gepäck am Bootssteg. Erst nach der Reise stelle ich fest, das sie genau die Beiden auf dem Foto neben den Metalliglus sind, die wir bei der Einfahrt gesehen hatten. In diesen Metalliglus wohnen übrigens keine Einheimischen, die Iglus sind Teil des Hotels Arctic und dort können Touristen den Ausblick auf den Fjord genießen. Und auf unser Schiff. Wenn ihr das auch wollt (auf den Fjord, das Schiff ist weg), dann schaut mal durch die Webcam.

 

Der Monacogletscher im Liefdefjord

Bis wir los kommen ist es halb Zwölf. Aber wir haben heute doppelt Glück: als wir drei Stunden später am Monacogletscher im Liefdefjord ankommen, liegt kein anders Schiff vor Ort.

Der Gletscher kommt immer näher und es kühlt deutlich ab. Als ich vom Umziehen aus dem Schiffsbauch komme ragt eine Eiswand über uns auf, die das Schiff schrumpfen lässt. Man hört es knacken.  Der Gletscher ist großenteils weiß bis (in den Löchern) tief blau. Aber an den Rändern ist er von schmutzig braunen Striemen durchzogen.

Vögel kreischen. Ein Schwarm Eismöwen fliegt vor einer Höhle immer wieder auf und ab. Habe ich da „ein Schwarm gesagt“, dass sind hunderte oder tausende von Vögeln. Wie ein Band ziehen sie sich weit in den Fjord hinein. Jelle erzählt, die Fische bekommen in Gletschernähe einen Osmoseschock und sind daher für die Eismöwen leicht zu fangen: sozusagen Buffet. Bei Rolf liest es sich etwas anders: Unterirdische Schmelzwasserströme bringen Nährstoffe und Plankton an die Oberfläche.
Ich bin fasziniert. Mit so etwas habe ich nicht gerechnet. One of those moments in time. Zumindest für mich. Solch ein riesiger Schwarm.

Das Schiff zieht an den Möwen vorbei und gleitet weiter. Hinter der nächsten Ecke wartet ein noch viel größerer Schwarm auf uns . 
Ich bin hin und weg und habe fast Tränen in den Augen. So etwas schönes.

Wir verabschieden uns vom Fjord mit einer Runde um den bisher einzigen großen Eisberg den wir auf dieser Reise gesehen haben. In Dunkelhimmelhellbau.

Und mit einem Blick in die großen freundlichen Augen einer Bartrobbe, die da mitten auf einer Eisscholle liegt, eingerollt in ihren Pelz wie eine Wurst.

Hinter uns, wir sind schon ein gutes Stück weg, bricht ein großes Stück vom Gletscher ab.

Und zum Schluß eine Tsunami
Und zum Schluß eine Tsunami