Die Sonne ist herausgekommen und bescheint die Eisschollen, die vom Gletscher herab fließen.
In der Bucht hier soll es Belugas geben. Aber sie sind während der Ankerwache nicht aufgetaucht. Es war ganz ruhig. Man konnte den Blick genießen und sich in aller Ruhe unterhalten, erzählt Ute mir.
Heute geht es Richtung Amsterdamoya, Smeerenburg. Wir werden erst heute Abend wieder halten. Zeit also, die Mitreisenden ein bisschen näher kennen zu lernen.
Mit Anneliese unterhalte ich mich über Gartenpflanzen. Sie hat einen Staudengarten. Sie stellt sich vor, wenn dort – wie hier in Spitzbergen – eine Horde Touristen durch die Vegetation trampeln würde. "Und Blumen pflücken." meine ich dazu. Gerade bei unseren ersten Trip ging es über das Moos. Das war griffiger als das umliegende Geröll. Maren meinte gestern, auf Island sei es streng verboten auf die Vegetation zu treten.
Yolanda häkelt Pferdemützen. Pferde – genauer Gespannfahren – sind ihre große Leidenschaft und so muss die gleiche Mütze für jedes der Pferde im Gespann her. Thomas und sie haben gemeinsam eine Homepage für den Reiterhof gestaltet, auf dem sie eine Reitbeteiligung haben. Yolanda erzählt von den Kindern, die an den Pferden wachsen und Selbstbewusstsein gewinnen.
Thomas und Yolandas gemeinsame Leidenschaft ist das Fotografieren. Da habe ich mit den Beiden ebenfalls etwas gemeinsam. Allerdings fotografieren sie noch analog.
Gustel , Christa und Steffi sind eine der beiden Familien, die mitfahren. Steffi hat gerade das Abi hinter sich und wartet / hofft nun auf einen Studienplatz für Biologie in München. Und Gustel hat meine Kameratasche in klein.
Mittags gibt es Gulaschsuppe. Und dazu Hackfleischbällchen mariniert in dieser süßsauren Soße, die es sonst zu Frühlingsröllchen gibt. Lecker!
Zwischendurch zieht es mich jetzt aufs obere hintere Deck. Hinter der Brücke sitzt man windgeschützt in der Sonne, wenn man – wie wir jetzt – Richtung Norden fährt.
Die Landschaft von See aus ähnelt sich km auf km. Berge, dazwischen Gletscher. Gestern, in Ny Alesund hatten wir den ersten blauen Gletscher gesehen. Blau sind dann die Abbruchkanten – hellblau genauer gesagt. Aber nicht jeder Gletscher hat eine Abbruchkante, manche fließen sozusagen gleichmäßig nach unten. Und andere enden, bevor sie das Meer erreichen.
Immer wieder fliegen Möwen ganz nah und langsam am Schiff vorbei.
Ich werde schläfrig, aber nach einiger Zeit wird es kühl und ich gehe wieder hinunter in den Salon. Am meinem Tisch geht es mittlerweile um Sabbaticals. Und um die Reisen, die die Leute schon so gemacht haben.
Irgendwann zwischendurch muss Leonie an die Vorräte. Da öffnet sich ein rundes Loch im Boden neben einem der Tische und sie zwängt sich hindurch, hinunter in den Schiffsbauch. Dort unten lagert Toilettenpapier und Brot und alles mögliche andere. Wer größer ist als ein Meter achtzig kann dort unten nicht mehr gerade stehen. Unter den Bänken im Salon sind Popcorn und Erdnüsse und Zucker und Mehl. Die Bierfässer lagern unter dem Gang zwischen den Kabinen. Selbst die Brücke muss herhalten: als Treibhaus für die Kräuter. Jeder Kubikzentimeter, der nicht für die Passagiere direkt benötigt wird, wird irgendwie genutzt.