Für Dienstag war eine Fahrt nach London vorgesehen. So fuhren wir dann mit dem Zug nach Waterloo, mit der Tube nach der Bakerstreet (wo Sherlock Holmes gewohnt haben soll) und liefen dann nach Madame Tussaud’s. Ich finde die Wachsfiguren dort sehen wahnsinnig echt aus.
Nach etwa zwei Stunden wollten wir dann Picknick im Regent’s Park machen. Als wir aber an der Ampel standen hörten wir einen lauten Knall und als wir kurz darauf zum Park kamen , schickten Polizisten alle Leute hinaus und wir erfuhren am Abend, das eine Bombe hocgegangen war, die sieben getöten und fünfzig verletzt hatte. Wir haben wahnsinnig Glück gehabt, das wir nicht dagewesen waren!
So gingen wir – zu diesem Zeitpunkt wussten wir ja noch nicht, was los war – nach Green’s Park und picknickten dort. Dann ging es wieder zurück zum Planetarium, wo wir einen Kuppelfilm sahen (ähnlich, wie in München).
Um drei Uhr nachmittags fuhren wir dann nach St.-Pauls (Eine tolle Kirche, muss ich sagen) und gingen in einen japanischen Laden einkaufen.
Abends haben Tina und ich dann noch Postkarten geschrieben.
Wenn ich das im Nachhinein so lesen, wundere ich mich, wie eigentlich unberührt ich damals von dem erlebten Geschehen gewesen bin. Heute hätte ich wahrscheinlich den Abend und den Folgetag entsetzt vor dem Fernseher verbracht. Damals war ich sechzehn und es ist wohl so, in diesem Alter drängt sich das eigene Leben vor die Weltpolitik.
Wir haben nicht nur Glück gehabt im Regent’s Park. Es gab am selben Tag noch einen weiteren Anschlag im Hyde Park von dem wir nichts mitbekamen.
Die Bomben hatten ein regelrechtes Blutbad angerichtet.
Die erste Explosion, im Hyde Park, – eine Nagelbombe – traf Soldaten auf dem Weg zum Wachtwechsel am Buckingham Palace. Sie tötete zwei Soldaten und verletzte dreiundzwanzig weitere Menschen. Auch sieben Pferde wurden getötet oder so schwer verletzt, dass sie getötet werden mussten.
Die zweite Explosion weniger als zwei Stunden später in Regents Park – die wir gehört haben – traf einen Konzertpavillion, an dem sich gerade viele Menschen in der Mittagspause ein Konzert anhörten. Sie tötete sechs Soldaten sofort und verletzte weitere vierundzwanzig Menschen.
Die IRA bekannte sich zu den Anschlägen.
In Youtube habe ich ein kurzes Video gefunden, dass den Beginn der BBC Nachrichtensendung am selben Tag zeigt.
Dieses Jahr im Juli hat sich der Anschlag zum fünfundzwanzigsten Mal gejährt. Die Situation in Nordirland hat sich glücklicherweise sehr zum positiven gewandelt.