Wir hatten den Wecker auf halb sechs gestellt, denn wir wollten die Mönchsspeisungsehen. Um vier läutete auf einmal die Glocke im Kloster nebenan und Elfi fragte ganz erschrocken, was mit meinem Wecker sei. Aber wir hatten wohl einfach gestern nichts gehört, denn die Glocke rief die Mönche zur ersten Gebetszeit. Ich war fast wieder eingeschlafen, als um viertel nach die Trommeln anfingen zu schlagen. Bald zehn Minuten. Wir drehten uns noch mal im Bett um, bis dann statt der Glocke tatsächlich mein Wecker läutete.
Wir steuerten das Kloster neben dem Hotel an. Noch tat sich nichts. In welche Richtung könnten die Mönche wohl laufen?
Da ertönte ein Trommelschlag. Wenige Minuten später öffnete sich das Tempeltor und nach und nach traten Mönche hervor bis schließlich ungefähr dreißig wartend vor dem Tor standen. Dann löste sich die erste Gruppe und lief auf der anderen Seite der Straße parallel zu uns. Noch war es duster. Bestenfalls ein leichtes Grau am Himmel. An der nächsten Straßenecke stand eine Familie vor ihrem Restaurant. D. h.: Die Männer standen, die Frauen knieten und gaben den Mönchen. Kurz darauf kam die nächste Gruppe Mönche. Auch sie bekamen etwas. Man hat mir erzählt, dass es eine Ehre ist, den Mönchen zu geben, dass man dadurch seine Wiedergeburt verbessern kann und dass sich die Mönche im Allgemeinen nicht bedanken. Aber beim Weitergehen bleiben einige Mönche zurück und beteten ein Mantra. Erst dann bogen sie um die Ecke Richtung Innenstadt, den anderen hinterher.
Nach einem gemütlichen Frühstück im Hotelgarten liefen wir mit der ganzen Djoser-Gruppe gemeinsam zur Anlegestelle am Mekong, mitten durch den Lebensmittelmarkt von Luang Prabang.Über einen sandigen Hang ging es halb rutschend zu unserem Boot für heute hinunter. Es war bestimmt dreißig Meter lang, fasste uns alle und hatte hinten eine Sitztoilette und die Wohnräume des Kapitäns.
Die Ufer des an dieser Stelle wohl hundert bis hundertfünfzig Meter breiten Mekong war um diese Zeit großenteils menschenleer. Nur vereinzelt sahen wir an Felsgruppen sah man Algensammler (Die mit Sesam frittierten Algen schmecken schön knusprig.). Auch Goldwäscherinnen sahen wir.Nach zwei Stunden gegen die Strömung kamen wir an den Pak Ou Höhlen an. Sie sind gefüllt mit kleinen Buddhastatuen, die Gläubige dorthin gebracht haben. Einige der Statuen sind vielleicht schon ziemlich alt, andere bestimmt von eigener Hand der Gläubigen gefertigt. Der Weg zur oberen Höhle war eine ziemliche Kletterei aber ich schaffte es. Gestern nach dem Abstieg vom Mount Phousi dagegen war ich so fertig, dass ich erst mal einen Traubenzucker brauchte und eine Pause. Beim weitergehen hatten mir die Knie gezittert. Muss wohl das Klima gewesen sein.
In der oberen Höhle benötigt man eine Taschenlampe um etwas zu sehen. Die Buddhas standen auf Simsen rundum an der Höhlenwand.
Auf dem Rückweg kam mir ein Mann mit bloßen verkrüppelten Füssen entgegen. Auch er erhoffte sich wohl eine bessere Wiedergeburt.Der Weg zurück mit dem Strom dauerte nur eine gute Stunde. Wir hielten aber zwischendurch in eine „Einkaufsdorf“. Ich kaufte eine Art Geige. Hinter den Verkaufskulissen war das Dorf eher ärmlich.Die Mittagshitze hatte schon begonnen als wir wieder in Luang Prabang ankamen.
Elfi und ich holten uns zuerst im Nationalmuseum Theaterkarten für die Abendvorstellung des laotischen Nationalballetts. Dann gingen wir erstmal eine Kleinigkeit essen – leider europäisch. Die Asiakarte im Restaurant war sehr klein und bessere Frühlingsröllchen habe ich auch schon gegessen.
Es blieben noch gut anderthalb Stunden für das Nationalmuseum. Dort sind die Wohngegenstände der ehemaligen Königsfamilie ausgestellt. Eher europäisch, aber die Möbel könnten mir auch gefallen. Am Ende des Rundgangs folgten die Geschenke anderer Staaten. Sehr schöne (für die damalige Zeit) Dinge aus Europa und Asien. Nur die Geschenke der USA wirkten wie die Faust aufs Auge. Grobkörnig, klotzig und lieblos im Vergleich. Und wir schauten uns den Tempel des Luang Prabang Buddhas von innen an.Nach einer kleine Pause und einer Dusche im Hotel klopfte es an der Tür. Christiane richtete aus, sie hätten ein TucTuc bestellt. Um halb sechs fuhren wir Richtung Theater. Ich versuchte noch, meine vergessenen Postkarten wieder zu finden, aber das Postamt, wo ich sie auf den Stuhl hatte liegen lassen, hatte schon zu L
Das Nationalballett war nicht voll, aber auch nicht leer und hauptsächlich mit Touristen besetzt. Der Vorstellung voran ging ein Gebet für das Publikum und jeder bekam um jeden Arm ein weißes Bändchen gebunden. Gezeigt wurde ein Stück aus dem Ramayana – der großen asiatischen Saga um Sita und Rama und den Affenkönig Hanuman. Dann tanzten Affen und Dämonen. Und zum Abschluss tanzten bald 25 Tänzerinnen in drei Reihen nebeneinander wie auf den alten Götterbildern: Eine Frau mit vielen Armen.
Wir aßen in einem Restaurant an der Touristenstraße asiatisch. Anschließend die Rechnung zu sortieren war komplizierter. Neben uns selbst hatte sich auch noch der Kellner verrechnet. Puh, das war nicht einfach aufzulösen.
Das Abrufen der E-Mail gab ich bald auf: Pure Snail Mail, der Seitenaufbau dauerte bald fünf Minuten. Auch der Wechsel des Internetcafes brachte nicht viel.
Zurück im Hotel saß ich noch eine Weile mit Elfi, Wolfgang und Christiane auf dem Hotelbalkon und genoss die laue Nachtluft.