Norbulinka, Potala und das Sera-Kloster

Uups, verschlafen. Ok, nur fast. Es reichte zwar nicht mehr zum Frühstück, aber so gerade für den Aufbruchstermin.

Das Wetter war, wie auch die letzten Tage, gut, ca. 23 Grad Celsius und sonnig und klar.

Der Tag begann mit einem Spaziergang durch den Garten des Norbulinka. Das ist der Sommerpalast des Dalai Lamas. Genauer „die“ Sommerpaläste, weil anscheinend jeder Dalai Lama seinen eigenen hatte. Wir schauten uns nur den neuesten an.

Norbulinka

Hierher kommen auch viele Pilger, weil sie meinen dem Dalai Lama hier näher sein zu können. Als der Dalai Lama damals fliehen mußte hat sich hier ein ziemliches Drama abgespielt. Die Menschen umkreisten zu 10000 den Palast um ihn zu schützen und die Chinesen schossen mit Granaten. Davon merkt man heute nichts mehr. Alles wirkte sehr friedlich mit seinem Blumenschmuck. Vom Dach klang der Gesang der Arbeiter herüber.

Vom Sommerpalast ging es dann zum Winterpalast, dem Potala. Hier wohnte der Dalai Lama mit 500 Mönchen die übrige Zeit des Jahres. Ein Kloster, eine Festung, ein Palast, ein Schloss, schwer es genau zu bezeichnen. Und Weltkulturerbe. Der Potala hat die rotweisse Färbung der tibetischen Häuser, allerdings ist er erheblich größer und hat eine ganz andere Form. Man findet ihn auch auf dem chinesischen 50Yuan-Schein. Was davon die Tibeter halten, kann man sich denken.
Von den siebenhundertfünfzig Räumen, die er hat, konnten wir fünfundzwanzig besichtigen. Voll mit Buddhastatuen und den Göttern des lamaistischen Pantheons und sehr prächtig. Jeder Raum wird von einem tibetischen Mönch bewacht. Hui hatte einen chinesischen Audioguide und übersetzte für uns, so dass das ganze ein bißchen (aber nur ein bißchen) verständlicher wurde.

Der Potala

Fotografieren darf man innen nicht – wie auch in den anderen lamaistischen Tempeln Tibets. Das geht dann erst wieder auf dem Dach (ja, ich habe es bis oben geschafft!) und dort hat man einen guten Blick auf Lhasa und die umgebenden Berge.

Blick über Lhasa

Nächstes Ziel dieses angefüllten Tages war das Sera-Kloster, ein weiteres wichtiges Kloster bzw. eine Klosteruniversität der Gelbmützen.

Sera

Ich schaute den jungen (ab 18) Mönchen bei ihren Diskutierübungen zu. In lebhaften Streitgesprächen wiederholen sie so den morgens erlernten Unterrichtsstoff. Einer sitzt und der andere steht davor und redet auf den sitzenden ein. Um dessen Aufmerksamkeit zu erhalten wird immer wieder auf den Boden gestampft oder in die Hände geklatscht. Das ganze in einer ziemlichen Lautstärke. Thema des Tages war übrigens die Evolution.

Mönchsdiskussion

Anschliessend spazierte ich noch ein bißchen durch die Klosteranlage und gesellte mich dann zu Hui und wir schrieben gemeinsam Postkarten (bin gespannt, wer eher da ist, die Postkarten oder ich).

Mit dem Stadtbus fuhren wir zurück zum Hotel.
Des Abends gingen Elfi, Klaus und ich mit Hui in ein einfaches tibetisches Restaurant. Oh Wunder, der Service war viermal so schnell wie in dem teuren Restaurant am Vorabend und das Essen genauso gut. Im Restaurant aßen auch Tibeter in Tracht und ein Mönch kam zum Betteln an unseren Tisch (Mönche finanzieren so ihre Wanderschaft).