Der Morgen war zur freien Verfügung. Nach einem relativ späten Frühstück machten Barbara und ich uns zur Neustadt auf um Mitbringsel zu holen. Gegen Mittag trafen wir die Übrigen im Trubel des Damaskustores nach dem Freitagsgebet. Außen an der Stadtmauer entlang liefen wir bis zum Blumen- oder Herodestor und von dort aus auf die Via Dolorosa. Dort tobt genau wie vor 2000 Jahren das Basarleben. Dazwischen finden sich vereinzelte Pilgergruppen. In einem hervorragenden Falafelhaus assen wir Mittag: Houmous, Pita und Falafel – lecker.
Dann ging es weiter auf dem Kreuzweg langsam hinauf bis zum Dach (!) der Grabeskirche auf dem die Äthiopier ein Kloster haben und einen Pfefferbaum mit rotem Pfeffer. Durch die beiden Kapellen der Äthiopier (orthodox mit Iconostase) ging es hinunter in den Vorhof der Grabeskirche, der überragt wird von einem Minarett. Am Grab selber war gerade wenig Betrieb, so das wir es entgegen der üblichen Reihenfolge zuerst besuchten. Helge kannte „die Geschichte“ gar nicht, so dass ich ihm eine kurze Zusammenfassung gab. Das Grab selber – am Ort des Originalgrabes aber nicht mehr das Original selber – hat eine eigenartige, stille, keineswegs bedrückende Atmosphäre und man möchte länger dort verweilen. Aber die Schlange hinter einem ist lang – und – was sucht ihr den Lebenden bei den Toten.
Treppen führten in der Kirche hinauf nach Golgotha, ebenfalls innerhalb der Grabeskirche. Dort kann man die Stelle berühren, wo wahrscheinlich das Kreuz gestanden hat.
Über dies alles waren wohl alle tief beeindruckt aber auch sehr viele unwissend. Die Gesellschaft weiß scheint’s nicht mehr viel vom Christentum. Zu Meditation zu kommen ist in all dem Trubel auch recht schwer. Aber es ist schon so, dass die Grabeskirche der heiligste Ort ist, auch wenn Orte nicht das Allerwichtigste sind.
Vom heiligsten Ort der Christen liefen wir zum heute heiligsten Ort der Juden. Noch vor Sabbat-Beginn erreichten wir die Klagemauer, der Teil der Mauer des zweiten Tempels, der den Allerheilgsten am nächsten liegt. Männer und Frauen versammelten sich getrennt zum Beten. Viele Ultraorthodoxe mit Schläfenlocken und Pelzhut beteten dort. Für Christen eine eigenartig ungewohnte aber doch intensive Art der Verehrung Gottes.
Nach Sabbatbeginn (Fotografierverbot) kehrte wir zurück ins Hotel um nach einer Pause zu einem arabischen Hotel zum Essen zu gehen (dieses hätte eigentlich unser Wohnort sein sollen). Das Essen war aber nicht so toll. Draußen, bei Arak und Wasserpfeifen wurde es schnell ziemlich frisch.