Morgens sind um ums herum Eisberge.
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Kein Wunder das hier Eisberge sind! Wir sind mitten im Weltnaturerbe des „Kangia“ – des Ilulissat-Eisfjords an dessen Ende sich der Gletscher Sermeq Kujalleq befindet, einer der aktivsten und schnellsten Gletscher der Welt. Bis zu 35 Meter am Tag schiebt er sich in den Eisfjord hinein. Ich zitiere mal Wikipedia, selbst die trockene Lexikonsprache ist hier schon beeindruckend genug: Der Gletscher „vereinigt nach Angaben der NASA etwa 6,5 % der gesamten Eismasse des Landes auf sich. Die Masse der Eisberge, die sich pro Jahr von seiner Gletscherzunge ablösen, summiert sich auf bis zu 35 Milliarden Tonnen; damit kalbt der Gletscher am häufigsten auf der gesamten Nordhalbkugel. Einzelne Eisberge können dabei mehrere Kilometer lang und bis zu einem Kilometer hoch sein.“
Bedingt durch die rege Gletscheraktivität ist der Fjord vollständig mit Eis und Eisbergen gefüllt. Das sogenannte „Kalben“ des Gletschers ereignet sich zumeist während des Sommers. Dabei lösen sich riesige Eisberge mit einer Größe von bis zu 700 Metern (10 bis 12 % davon über Wasser) von der Gletscherkante. Zum Erreichen des meerseitigen Endes des Fjords benötigen die Eisberge rund 12 bis 15 Monate. Der Gletscher führt geschätzt zwischen fünf und 10 % der Wassermenge ab, die Grönland ins Meer abgibt.
Am meerseitigen Ende befindet sich 200 bis 225 Meter unterhalb des Meeresspiegels eine Moränenablagerung, an der die größeren Eisberge unter Wasser hängen bleiben. Dies ist die Ursache für eine Ansammlung riesiger Eisberge an dieser Stelle.“
Und das wollen wir uns jetzt während einer Wanderung von Land aus von oben ansehen.
Trotz der Eisberge ist warm. Wo ich in Spitzbergen immer eine warme Unterhose an hatte, reicht hier die windabweisende Wanderhose (und im Zodiac die Regenhose drüber, man hat ja nicht so gerne einen nassen Hintern). Und die Warnung vor grönländischen Mücken ist absolut berechtigt. Die Luft ist hier definitiv proteinhaltig und die Viecher fliegen in jedes verfügbare Loch, in Mund Nase und Ohren. Erst ein bisschen weiter oben, wo wieder Wind weht, läßt die Eiweißdichte etwas nach.
Die Bodenvegetation ist, das fällt mir gleich auf, höher als auf Spitzbergen, aber die Nadelhölzer sind eigentlich genauso winzig. Und auch hier gibt es jahrhundertealte Flechten, auf die wir treten und die sich vermutlich davon nicht so schnell erholen werden, das hat die Pflanzenkundlerin unserer Reisegruppe damals auf Spitzbergen immer wieder gepredigt.. Mit dem „nur die Fußspuren zurücklassen“ ist das in der Arktis so eine Sache.
Oberhalb der Stelle, wo der Gletscher in den Fjord hineinfließt finden wir Grabkreuze. Ein kleiner Friedhof, der vermutlich zum Örtchen Claushavn gehört. Die Gegend ist weder so gottverlassen noch so menschenverlassen wie sie aussieht. Aber der Weg hinaus zu den Gräbern ist weit. Allzuoft werden diese sicherlich nicht besucht.
Der Blick der Toten und der Lebenden auf den Sermeq Kujalleq ist grandios. Wir sehen nur das Ende der Eismassen, aber sie türmen sich zu erheblichen Höhen auf (nicht bis zu einem km, da hat Wikipedia vielleicht etwas übertrieben, aber 100 Meter könnte schon hinkommen). Weisses Eis mit braunen Streifen in tiefblauem Eiswasser. Die bunten Farbtupfer unserer Wanderjacken wirken dagegen winzig. Über allem weht der Wind.
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Auf dem Rückweg hat es unser Guide eilig. So eilig, daß wir selber unseren Weg finden müssen durchs Gestein. Ich gehe mit Sabine. Sie hat einen Wanderstock dabei und ist sehr trittsicher, hat aber ungefähr mein Tempo. Und wenn man nicht gerade eine Mücke im Mund hat kann man sich da sogar halbwegs gut unterhalten.