Heya Safari!

Selten bin ich morgens so schnell wach, wie wenn es auf Safari geht. Der schlummernde Jagdinstinkt erwacht und äußert sich in Vorfreude und Spannung. Was werden wir wohl sehen?

Mit Masala Chai (schwarzer Tee mit Ingwer, Gewürzen und Milch) und Keksen versorgt klettern wir um halb sieben – die Sonne ist noch nicht draußen – in unseren Jeep, sammeln Ravi und Nepal – die ein Zimmer im Dorf haben – auf und fahren zum Eingang des eigentlichen Nationalparks. 500 Rupien (ca. 8 EUR) kostet die Fotogebühr und ein Park Ranger klemmt sich auch noch auf den Mittelsitz.

Die häufigsten Bewohner des Parks – weiß gepunktete Hirsche – bekommen wir ziemlich schnell zu Gesicht. Sie grasen unter den Bäumen und schauen nur kurz herüber und richten die Ohren in unsere Richtung bis sie uns dann als harmlos identifizieren und ab diesem Moment ignorieren.

Wer auf Safari geht, dem geht es wie in vielen modernen Zoos heutzutage. Die Tiere bestimmen, wie viel sie von sich sehen lassen. In einem Dschungel – vor allem, wenn langsam das Licht und die Reflexionen zunehmen, wird Fell schnell zur Tarnung. Wenn man – wie wir – noch nicht an diese andere Art von Vegetation gewohnt ist – doppelt handtellergroße Blätter von Teakholz, dass ca. 60% des Baumbestandes ausmacht, Federbüsche, um die auch hier Unmengen Libellen kreisen – sieht man erst mal gar nichts. Der Park Ranger aber, und auch Nepal, sind dies schon eher gewohnt. Über uns kreischt eine Horde Affen. Immer wieder – wenn auch – abgesehen vom Motorrengeräusch für lange Strecken Stille herrscht– hören wir Vögel. Den Schrei wilder Pfauen. Da huscht ein Schatten quer über den Weg: Ein Adler, der eine Taube jagt. Es gibt in Indien wirklich viele Sorten Adler, der Park Ranger hat das Bestimmungsbuch dabei, wir hatten ja erst geglaubt, alles würde Adler genannt, was wie Greifvogel aussieht, aber da haben wir den indischen Adlern unrecht getan. Drei verschiedene Sorten bekommen wir alleine heute zu Gesicht.

Einen eurasion thicknee direkt am Wegesrand. Nepal winkt ihm hinterher. Da muss es irgendeine Geschichte geben, eine schöne Geschichte, er mag diese Vögel sehr. vielleicht erzählt er sie ja mal, aber er ist sehr zurückhaltend. Und kennt unglaublich viele Vögel.

Die Löwen hier sind – wie in Afrika – eher im Grasland zu finden. Grasland heißt hier anscheinend schmale Streifen von vielleicht 50 Metern Breite links und rechts des Weges. Wir halten Ausschau, aber der Herr der Savanne hält heute morgen keinen Hof. Vielleicht haben wir bei der Nachmittagssafari ja mehr Glück.

Stattdessen lächeln uns zum Abschied noch einmal Affen zu und sagen auf Wiedersehen in ein paar Stunden.

Abends riecht der Dschungel nach frischem Gras. Der Park ist heute das erste Mal nach dem Monsun wieder befahrbar und die Wege sind noch nicht gemäht. Das Gras auf den Mittelstreifen steht teils mannshoch und wird einfach umgefahren. Wir haben ein sehr leises Jeep, aber das hilft nichts, wir sehen abends nur noch sehr wenig Wildtiere. Bis auf zwei Krokodile im Stausee im Park. Die schwimmen da einfach rum, ca. 4 Meter lang. Ganz schön groß!
Ich habe auch diese Dschungeltour genossen, aber ein Löwe wäre schon schön gewesen. Seufz.

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Die Rentierebene

Wir wachen am selben Ankerplatz auf, wie am Tag zuvor. Und täglich grüßt das Murmeltier … eh, der Sorgfjord.

Joachim gibt am Ende des Frühstücks bekannt, wie es weitergeht: unser Fernziel ist nun der Liefdefjord.
Wir werden heute den Tag über fahren, dann geht es hinein in den Woodfjord und wir werden in der Rentierebene abends wandern.

Wir sehen die Noorderlicht an uns vorbei segeln Richtung Hinlopenstraße. Ja, segeln, sie haben tatsächlich ein Segel aufgezogen, die Glücklichen!

Zu Mittag gibt es Erbsensuppe. Zum Kaffee Marmorkuchen.

Gegen fünf bin ich auf dem Vorderdeck, als Jan rauskommt und einen Wal zeigt. Möwen kreisen in der Ferne und schon mit bloßem Auge sieht man Wasser spritzen. Wo der Wal gerade ist, kann man gut an den kreisenden und dann wieder zustoßenden Möwen erkennen. Ich schalte auf Serie, auch wenn’s nur große Flosse in kleinem Meer werden wird.

Da dreht Norbert sich um und DIREKT 10 METER vom Boot ist auch eine Finne. Der Wal umkreist das Schiff und taucht immer wieder an einer anderen Seite der Antigua auf. Zu schnell für meine Reaktionsfähigkeit, aber Ursula hat’s geschafft!
Kaum wird der Motor angeworfen, zeigt sich die nächste Flosse. Bestimmt noch eine halbe Stunden schauen wir, dann geht es weiter hinein in den Fjord

Gegen acht Uhr Abends kommen wir an unserem heutigen Ankerplatz an – der Rentierebene. Sie heißt so, weil es dort … viele Rentiere (?!) geben soll.

Eigentlich sollte es ja erst Essen geben. Aber der geplante Fisch ist verdorben, Trisch schickt uns erst einmal wandern, mit einem Apfel als Wegzehrung.

Am Ufer angekommen versammelt Jan uns um sich herum und bittet eindringlich, dass wir beisammen bleiben. Denn in dieser Gegend wurde eine Bärin mit zwei Jungen gesehen.

Um unsere Zusammenbleib-Disziplin steht es nicht so gut. Mal wieder zieht sich die Menge auseinander. Ich halte mich ans nächstliegende Gewehr. Eigentlich müsste Jan mal ein bisschen durchgreifen.

Am Strand steht eine noch aktive Trapperhütte, die derzeit aber nicht bewohnt ist. Ein enger dünnwandiger Verschlag mit einem kleinen Vorraum, die Fenster sind mit einer Schiene aus Brettern verschlossen. Wie muss es wohl sein, zwischen Treibeis und meterhohen Schneewänden in der Polarnacht. Also, für meinen Geschmack steht die Hütte viel zu nah am am Wasser.

Es gibt immer wieder große Fläche mit Svalbardmohn. Sind das Rentierknochen, die da liegen? Auf dem Boden, "im Wald" wachsen Pilze. Da, eine großer Abdruck einer Bärentatze in der feuchten Erde. Und "Häufchen". Wir werfen lange Schatten. Der erste Sonnenuntergang kann eigentlich nicht mehr fern sein.

Jan und Jelle sind Ornithologen. Sie erkennen mit Adleraugen schon in winzigen Flecken am Himmel diese oder jene Vogelart.
An einem kleinen Teich entdecken sie Thorshühnchen, braun gewellte Vögel, kleiner als Enten. Gleich ein Pärchen, das Weibchen ein bischen heller. Jan schleicht sind an, Elfi und Bernhard hinterher.
Bei den Thorshühnchen läuft auch ein Meerestrandläufer (ja, so einer wie man ihn auch an der Nordsee sehen kann). Anscheinend nisten diese Vögel auch hier, irgendwo in der Tundra: ich sehe immer wieder welche weglaufen oder auffliegen.

Wir kommen über eine Kuppe und Jelle sieht – einen Bären. Oh Oh, so an Land. Aber er ist bestimmt einen Kilometer oder mehr entfernt, liegt hinter einem Treibholzstamm und lässt sich die Sonne auf den Pelz scheinen. Wir schauen ihm bestimmt eine viertel Stunde beim Schlafen zu. Irgendwann schaut er kurz auf und steht. Und legt sich wieder hin.

Es geht weiter durch sumpfige Tundra und wir rechnen schon fast damit, dass es zum Schiff (und zum Abendessen) geht, aber Jan will noch einen Tümpel besuchen, bei dem er das letzte Mal Sterntaucher gesehen hat. Und tatsächlich sitzt ein Exemplar im Nest im Schilfgras. Die mit einem Teleobjektiv – ich auch :-) – dürfen mit vor laufen. Immer wieder zwei Schritt weiter: um den Vogel nicht zu sehr zu beunruhigen müssen wir eng zusammenbleiben, wirken wie eine einzige Masse. Dann wieder gespannte Stille und die Kameras fangen diesen farbenfrohen Vogel inmitten einer ebenso farbenfrohen gewaltigen Landschaft ein.
Am Abend frage ich Jan, wie er merkt, dass wir zu nah sind. Der Vogel bewegte nicht nur den Kopf sondern auch den Körper.

Einigen gehen die ganzen Vögel ganz schön auf die Nerven. Aber eigentlich sind es ja die häufigsten Tiere in diesen Breiten und ich persönlich finde sie interessant.