auf indischen Straßen

Ein Lastwagen fährt an uns vorbei, die Seiten hochgeklappt, dahinter dicht gepackt stehende indische Männer. Die Landschaft ist flach. Plattes Land, nur die Vegetation passt nicht zu Ostfriesland. Zwei Zebu-Ochsen ziehen ihr Joch durch ein Rizinusfeld. Wir haben schon häufig Rinder gesehen, die ihr Joch hinter sich her ziehen, wenn sie die Straße queren. Übrigens, Kühe laufen einfach, wenn sie die Straße queren, schauen nicht, sind vertieft in ihre eigenen Gedanken und gleichgültig gegenüber dem, was um sie herum passiert. Als ob es keine Autos gäbe. Daher müssen die Fahrer noch aufmerksamer sein.
Aber auch die Leute hier verlassen sich sehr auf ihre Mitmenschen, sitzen halb auf der Straße mit dem Rücken zum Verkehr und schwatzen mit ihrem Gegenüber.
Ein Junge sitzt neben einer Wanne auf dem Mittelstreifen und wäscht sich.

Immer wieder werden wir langsamer, insbesondere an Fußgängerüberwegen (ja, es gibt hier Zebrastreifen) und an Bahnübergängen. Denn auch indische Fahrer lieben ihre Gefährte und brettern daher nicht über Schwellen in der Straße.

Die Männer sind hier weiß gekleidet, enge Hosen und ein Hemd. Und das Hemd hat unterhalb der Brust senkrechte Falten. Die Frauen tragen den Rücken frei – sieht man vom Sarischleier ab – nur ein Band hält das Vorderteil am Körper. Einmal sehen wir 15 farbenfrohe Frauen eng gedrängt auf der Ladefläche eines TucTuc-Transportes.
Auch die Haare der Männer sind farbenfroh. Um das hervorsprießende grau zu überdecken, färben sie sich das Haar mit Henna.

Auf den Straßen Gujarats

Unser erster halber Fahrtag. Die (gut geteerte) Straße zieht wie ein Bilderbogen an mir vorbei. Nein, Fotos mache ich kaum, durch Autofenster auf Passanten zielen liegt mir (ok meistens) nicht. Also nehmt Eure Fantasie bei der Hand, dreht die Sättigung hoch und die Lightroom-Besitzer die Vibrance und die übrigen Fotografen machen mal ein schönes S auf die Tonwertkurve, für den Farbkontrast. Das könnte ungefähr hinkommen mit dem was ich gesehen habe. Die Farben der Saris selbst der einfachen Frauen sind fantastisch und das Leben bunt.

An der Mautstation verkaufen Händler Wasserkastanien durch die Gitter der Busfenster. Die Mautgebühr wird Nepal von einem jungen Mann mit lila Hemd und Taschentuch in der Brusttasche abgenommen.
Auf der Autobahn kommt uns ein Motorradfahrer auf der falschen Seite entgegen (aber was ist die falsche Seite? Hier ist nämlich Linksverkehr :-))

Links und rechts der Straße sind Baumwollfelder und ich kann die ersten Püschel Wolle erkennen. Und weiß außerdem nun, warum Inder nie Magenprobleme haben können, denn so viel Rizinus wie hier wächst, das muss für alle Inder reichen, die es auf der Welt gibt.

Einsam auf der Straße läuft einen Frau im pinkfarbenen Sari mit einer Wasserkanne auf dem Kopf.
Ein Stückchen weiter kommen uns zwei Frauen in schwarzen bestickten Saris mit jeweils einem Stapel Tücher auf dem Kopf entgegen.
Das gelb eines Saris leuchtet auch unter einem Büschel Tierfutter hervor. Zwei Frauen in grüngelb ziehen eine Ziege hinter sich her.
Ob irgendjemand in Deutschland in der Lage wäre, diese riesigen Wanne mit Maiskolben so elegant auf dem Kopf zu balancieren?
Eine Frau in rot mit blauem Schal trägt einen riesigen Holzstapel, die Tochter hinter ihr übt noch, ihr Stapel ist mit dickem Tau umwickelt.
Selbst im Straßenbau hat frau einen ordentlichen Sari an.
Oben zwischen den Bäumen fliegen grüne Papageien mit rotem Halsband.
Die Ziegenherden werden von Frauen oder Kindern gehütet. Nur die Kuhhirten – ältere Männer – tragen weiß, einen Doti, und ein Oberteil, das in der Sonne blendet.

In einem Dorf können wir dem Barbier im Vorbeifahren beim Rasieren zuschauen. In den Feldern kann man gelegentlich buntpastellene Hindutempel erkennen. Aber auch kleine Grabmäler. In eine Lücke zwischen zwei Felder werden Häuser gebaut. Eine Wäscheleine hängt quer über einem Maisfeld mit bunten Saris, die im Wind flattern.

Dann bin ich verblüfft. Denn selbst im Fernsehen habe ich noch nie ein angeschirrtes Kamel gesehen. Irgendwie habe ich immer gedacht, Kamele wären höchstens zum reiten geeignet. Wieder was gelernt :-)

Wir fahren durch das Arvali-Gebirge. Ravi meint, es sei älter als der Himalaya. Ein rötlicher Steinhaufen, Steinbruch für Jahrtausende von Wind und Regen des Monsun. Kuhreiher sitzen am Straßenrand auf den Bäumen, aber Kühe oder Wasserbüffel sehe ich keine.

Idar ist eine Ortschaft, der von Stammesmitgliedern aus Rajasthan bewohnt wird. Sie haben einen roten Punkt auf der Stirn und die verheirateten Frauen einen rot gefärbten Scheitel. Ein roter Strich auf der Stirn der Männer heißt dagegen, dass sie einen Tempel besucht haben. Draußen vor der Stadt stehen Zelte. Bunte Tücher trocknen auf einem Stein. Es gibt ja hier noch Nomaden, ob dies welche sind? Ich weiß es nicht, wir durchfahren den Ort ohne anzuhalten.

Die Ladeflächen der Lastwagen vor uns sind nicht nur bis oben hin befüllt, es fahren auch noch Leute mit. Ein Junge liegt auf einem Stapel blau-weiß gestreifter Bretter, das Kinn auf den Händen und schaut in den nachfolgenden Verkehr. Auf dutzenden Säcken von Auberginen sitzen drei Männer und halten sich fest.

Und alles hupt fröhlich vor sich hin. “Horn OK, please!” steht auf den Lastwagen.