Elfi war gestern Abend gerade frisch aus Berlin im Hotelzimmer angekommen, als ich aus dem Zentrum von Reykjavik zurückkehrte und wir begrüßten uns freudig. Das ist nun unsere fünfte Reise zusammen, nach Australien 2001, China 2004, Laos und Kambodscha 2006 und Spitzbergen 2009.
Freitag der Dreizehnte, mal schauen, was der Tag so bringt.
Früh morgens schon holt uns der Bus am Hotel ab und bringt uns zu Reykjaviks Regionalflughafen. Grönland – auch wenn von Island nicht wenige Flugstunden entfernt – gehört anscheinend zur Region.
Die Koffer sind schnell aufgegeben und wir gehen in den kleinen Warteraum, der sich langsam immer mehr füllt. Die Zeit vergeht … und vergeht .. und vergeht … und keine Ansage kommt, oder zumindest nichts, was wir hätten verstehen können. Mit mehr als einer Stunde Verspätung erst können wir ins Flugzeug. Warum das so lange dauerte, weiß ich selber nicht.
Dafür haben Elfi und ich die gesamte Rückbank für uns und beide einen Fensterplatz und das lässt die Warterei im nu vergessen. Überhaupt hat unsere Reisegruppe das gesamte Flugzeug für uns. 30 Leute, alle, die mit aufs Boot wollen.
Es ist viertel vor Eins isländischer Zeit, als es langsam spannend wird. „Elfi, da sind Eisschollen auf dem Meer“ rufe ich. Weit und breit Eisschollen. Über ihnen ein helles Band von Wolken. Eine Milchstraße aus Nebel. Eisschollen bis zum Horizont. Unruhe bricht aus im Flugzeug. Alles drängt an die Fenster. Sonne und Eis – mein wahrgewordener Traum. Ich liebe es!
Elfi sieht das Land zuerst und kurz darauf auch ich auf meiner Seite des Flugzeugs. Ein vereister Fluss, dann Gletscher. Einer, zwei, drei, sechs Gletscher und mehr. Auf meiner Seite ragen Berggipfel aus – ja, wie hoch muss dieser Schnee sein. Hunderte Meter? Ein Meer von Weiß mit rötlich braunem Zähnen. Schwierig, scharf zu stellen. Ich blende ab.
Jetzt sind da Gletscherspalten mit blauem Eis darunter unter uns.
Ich bin glücklich. Dieses Glück, dass frei atmen lässt. Berge soweit das Auge reicht, versunken – nein „Tiefschnee“ ist da wohl nicht das richtige Wort. Nennen wir es Inlandeis.
Draußen ist es jetzt nur noch weiß. Sind das Wolken? Oder tatsächlich nur noch Schnee, soviel Schnee und Eis und keine Felsen. Inlandeins unter Dunst.