Schon mal auf den Kölner Dom geklettert? Oder auf den Petersdom im Vatikan? Bravo, das waren jeweils mehr als 500 Stufen. Damit gibt sich allerdings ein Jain nicht zufrieden. Palitana zum Beispiel, in der Nähe von Bhavnagar hat je nach Zählung zwischen 3000 und 3700 Stufen.
Ich komme in ernsthafte Entscheidungsnöte. Denn – ehrlich gesagt – seit meinem letzten Fall aufs Knie am Karnevalsdienstag habe ich kaum Sport getrieben. Das Radfahren funktionierte erst seit Juli wieder so halbwegs und ich bin in diesem Jahr kaum dazu gekommen mein Fahrrad mal aus dem Keller zu holen. Schaffe ich den Aufstieg? Was tun, wenn nicht? Auf halber Strecke in der heißen indischen Sonne alleine zurückkehren? Über eines bin ich mir absolut sicher: Tragen will ich mich nicht lassen. (Kein Scherz. Man kann sich den Hügel in Palitana in einer Seiltrage hinauftragen lassen. Das kostet um die 2500 Rupien (ca. 40 EUR)) Der Aufstieg (mit Träger oder ohne) dauert ca. zwei Stunden.
Was gibt es dort zu sehen?
Palitana ist das größte Heiligtum der Jains mit 863 Tempeln. Dieser Tempelbezirk ist für die Jains so heilig, daß dort niemand über Nacht bleiben darf, nicht einmal die Jain-Priester. Die Nacht dort gehört den Göttern alleine. Unter http://www.gujarattourism.com/showpage.aspx?contentid=1 und eine Audio-Slideshow der BBC (leider nur auf Englisch) findet sich eine kurze Übersicht, was einen dort erwartet.
Die Jains bilden eine Religionsgemeinschaft in Indien, die auf den ersten Blick für uns westliche Touristen schwer vom Hinduismus unterscheidbar ist. Jains gibt es überwiegend in Indien selber und Gujarat ist sicherlich einer der Bundesstaaten von Indien, in denen der Jainismus am meisten vertreten ist. Der Wikipedia-Artikel über diese Religion gibt sicherlich besser Auskunft, als ich es kann. Mir werden wohl die vielen leicht rosa gefärbten Tempel in Erinnerung bleiben, die in Gujarat alle paar Kilometer am Straßenrand zu finden sind. Dann die Speisenkarten, die immer eine separate Liste von Jain-Gerichten enthalten: Jains sind strikte Vegetarier, dies resultiert aus dem Gebot der Gewaltlosigkeit gegenüber allen Lebewesen.
Meine Entscheidung fiel übrigens gegen eine Besteigung von Palitana. Bärbel und Elfi – beide Rentner – hatten sich entschieden, es zu versuchen und sich ggf. das letzte Stück tragen zu lassen. Sie haben beide den Aufstieg geschafft und brachten einige Erlebnisse und Photos und einen leichten Muskelkater wieder zurück mit ins Hotel. Der Aufstieg wäre wohl auch für mich machbar gewesen, aber ein erholsamer Tag im Park des Nilambagh Palace war auch nicht so schlecht.