Endlich auf See

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Sag noch mal einer, Freitag der 13. sei ein Unglückstag. Diese Reise fängt schon mal gut an. Kaum haben wir Aasiaats Nebel verlassen, sehen wir die ersten Wale. Einen schlafenden Buckelwal (schlafend, weil er über lange Zeit einfach nicht abtauchen will) und auch zwei überhaupt nicht verschlafenen Kollegen, die in einiger Entfernung immer wieder mit lautem Blas auftauchen.

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Elfi ist schon im Bett als das Schiff wieder langsam wird. Diesmal sehe ich in der Ferne zweimal einen Buckelwal springen. Leider zuweit weg für ein Foto (ok, vielleicht bin ich auch vor Verblüffung nicht schnell genug). Aber was für ein Anblick fürs Kopfkino :-)

Und Troels macht uns auf ein paar Punkte am Horizont aufmerksam: Eine Horde Sattelrobben. Leider auch sehr weit weg. Aber ich erinner mich noch gut an mein Erlebnis auf Spitzbergen. Ich bin gespannt, was die Tierwelt bis zum Ende der Reise noch zu bieten hat!

Aber am schönsten ist an diesem Tag die Mitternachtssonne, die den Himmel orange färbt.Sonnenuntergang

Sonnenuntergang

Sonnenuntergang

Sonnenuntergang

Eisberg mit Gänsen

Der erste Tag in Grönland geht zuende. Was die nächsten Tage wohl bringen werden?

Ein Bummel durch eine grönländische Stadt – Aasiaat

Erst habe ich ja überlegt, ob Freitag der Dreizehnte doch etwas zu bedeuten hat:

Aasiaat ist ein eher ungewöhnliches Ziel, um Grönland anzufliegen. Normalerweise landet man in Nuuk (der Hauptstadt Grönlands), Illulissat oder Kangerlussuaq. Um halb drei grönländischer Zeit nähern wir uns stattdessen Aasiaat. Aber Aasiaat liegt im Nebel und es ist nicht sicher, ob wir landen können. Wir kreisen. Gelegentlich sieht man Eisberge in einer Wolkenlücke. In Aasiaat ist es seit zwei Stunden neblig. Der Flugzeugkapitän meint es ernst: Vielleicht müssen wir woanders landen? Gespanntes Warten …

Dann die erlösende Durchsage:
Der Nebel lichtet sich etwas und wir können doch landen! Im nu sind wir auf den Boden und fast noch schneller wird das Flugzeug von Passagieren und Gepäck geräumt und ist kurz darauf wieder in der Luft – ehe es hier im Nebel festsitzt. Immerhin: vom Flughafen aus sehen wir jetzt erste Eisberge, deren Spitzen aus dem Nebel ragen.
Das Gepäck wird in einem großen Wagen auf den Vorplatz gefahren und wir warten darauf, daß uns jemand abholt. Die Besatzung hatte uns schon fast aufgegeben, nur einer der beiden Tourguides – Denis aus der Schweiz – ist noch da. Kurz darauf kommen Jeeps und bringen uns zum Hafen. Koffer und dicke Jacke fahren schon mal vor zum Segelschiff, daß irgendwo für uns unsichtbar liegt und wir haben Zeit für Aasiaat.

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Was sofort ins Auge fällt sind die farbenfrohen Häuser. Blau und Grün und Gelb und Rot. Alles, was der Farbtopf so her gibt. An langen Häusern ist an der Front ein buntes Bild mit Szenen aus dem Eskimoleben angebracht. Wie als ob sich die Leute hier gegen das triste Weiß des Schnees in den langen Wintermonaten wehren wollten. Ja, Schnee, Schlitten sehen wir auch vor einigen Häusern, jetzt allerdings auf dem Trockenen.
Überall sind Holzstege und überall laufen Rohre quer über die Hügel. In einem Bericht eines Studenten der Uni Mainz steht, das das vermutlich Abwasserrohre sind. Was mit diesen Rohren wohl im Winter passiert, wenn es hier viele Grade unter Null ist? Die müssen doch zufrieren.

Aasiaat selber hat gut 3000 Einwohner. Die Menschen leben vom Krabben- und Fischfang. Eine große Fischfabrik findet sich nicht weit des Hafens. Das Stadtwappen prägt seltsamerweise ein Spinnennetz, dabei soll es hier eigentlich gar keine netzwebenden Spinnen geben. Aber Aasiaat heißt auf grönländisch „Spinnen“. Vielleicht ist das aber auch ein Rechtschreibfehler, denn „Aasiat“ heißt auf grönländisch „Versammlungsort“ und das passt vielleicht eher.

Eine Frau spricht uns an, ob wir mit kommen wollten, in ihre Wohnung in einer der langen Mietshäuser. Schade, aber die Zeit würde nicht reichen. „Wir müssen gleich aufs Schiff.“ meine ich entschuldigend. Sie zeigt auf das Segelschiff und fragt, ob wir damit hier seien und wir nicken. Ja, denn mittlerweile haben wir unser Schiff entdeckt, es liegt unten in der Bucht. Und sieht gut aus, finde ich.

Unten am Hafen spielen zwei Männer ein Spiel, daß ein bisschen wie Dame aussieht, aber nicht Dame ist, während wir darauf warten, abgeholt zu werden. Kennt jemand dieses grönländische Spiel und seine Regeln?

Auf nach Grönland

Elfi war gestern Abend gerade frisch aus Berlin im Hotelzimmer angekommen, als ich aus dem Zentrum von Reykjavik zurückkehrte und wir begrüßten uns freudig. Das ist nun unsere fünfte Reise zusammen, nach Australien 2001, China 2004, Laos und Kambodscha 2006 und Spitzbergen 2009.

Freitag der Dreizehnte, mal schauen, was der Tag so bringt.

Früh morgens schon holt uns der Bus am Hotel ab und bringt uns zu Reykjaviks Regionalflughafen. Grönland – auch wenn von Island nicht wenige Flugstunden entfernt – gehört anscheinend zur Region.

Die Koffer sind schnell aufgegeben und wir gehen in den kleinen Warteraum, der sich langsam immer mehr füllt. Die Zeit vergeht … und vergeht .. und vergeht … und keine Ansage kommt, oder zumindest nichts, was wir hätten verstehen können. Mit mehr als einer Stunde Verspätung erst können wir ins Flugzeug. Warum das so lange dauerte, weiß ich selber nicht.

Dafür haben Elfi und ich die gesamte Rückbank für uns und beide einen Fensterplatz und das lässt die Warterei im nu vergessen. Überhaupt hat unsere Reisegruppe das gesamte Flugzeug für uns. 30 Leute, alle, die mit aufs Boot wollen.

Es ist viertel vor Eins isländischer Zeit, als es langsam spannend wird. „Elfi, da sind Eisschollen auf dem Meer“ rufe ich. Weit und breit Eisschollen. Über ihnen ein helles Band von Wolken. Eine Milchstraße aus Nebel. Eisschollen bis zum Horizont. Unruhe bricht aus im Flugzeug. Alles drängt an die Fenster. Sonne und Eis – mein wahrgewordener Traum. Ich liebe es!

Elfi sieht das Land zuerst und kurz darauf auch ich auf meiner Seite des Flugzeugs. Ein vereister Fluss, dann Gletscher. Einer, zwei, drei, sechs Gletscher und mehr. Auf meiner Seite ragen Berggipfel aus – ja, wie hoch muss dieser Schnee sein. Hunderte Meter? Ein Meer von Weiß mit rötlich braunem Zähnen. Schwierig, scharf zu stellen. Ich blende ab.

Jetzt sind da Gletscherspalten mit blauem Eis darunter unter uns.

Ich bin glücklich. Dieses Glück, dass frei atmen lässt. Berge soweit das Auge reicht, versunken – nein „Tiefschnee“ ist da wohl nicht das richtige Wort. Nennen wir es Inlandeis.

Draußen ist es jetzt nur noch weiß. Sind das Wolken? Oder tatsächlich nur noch Schnee, soviel Schnee und Eis und keine Felsen. Inlandeins unter Dunst.