Skansbukta

Der letzte Morgen unterwegs ist angebrochen. Die Wolken liegen tief in den Berggipfeln. Diese Wolkenstimmung hat mich schon während der ganzen Reise fasziniert.

Wir ankern in der Skansbukta und gehen an einem gestrandeten Wrack an Land. Gut, dass es uns besser erging, aber es sieht schon irgendwie malerisch aus.

Rund um einen kleinen Wasserlauf ist der Boden knallig grün. Es reicht nicht, wenn es nur regnet, das Wasser muss von unten kommen. Aber nicht zuviel.

Am Ufer steht eine kleine Hütte, offensichtlich gut in Schuss und in Benutzung. Aber die Bewohner möchten keinen Besuch, wir halten Abstand. Stattdessen werfen wir einen Blick auf die kleine Gipsmine etwas oberhalb mit ihren verbogenen Bahnschienen.

Wir wandern weiter entlang des schmalen Ufers und stoßen auf Versteinerungen

Oben im Geröll am Hang wächst einen Jakobsleiter, auf die Jan uns aufmerksam macht. Ich werfe mich in den Dreck. Natürlich mit voller Absicht.

Es bleiben nicht die einzigen Blumen hier. Es blüht an allen Ecken. Auch die Polarweiden haben taubetropfte Blüten. Und die sind bald größer als diese "Bäumchen". selber

Die Gruppe trennt sich wieder einmal, Jan kehrt mit der einen Hälfte zurück, aber ich gehe diesmal mit der anderen Hälfte weiter. Wir wollen versuchen, gemeinsam mit Jelle, zur anderen Seite der Bucht zu gelangen. Das bedeutet, auch einige Wasserläufe zu durchqueren. Mal schauen, wie weit wir kommen. Erst gehen wir ein ganzes Stück ins Land hinein, wo das Wasser schmaler wird. Wir kommen recht gut voran. Aber irgendwann müssen wir umkehren. Die Bäche sind nicht tief, vielleicht wadenhoch, aber dummerweise haben einige nur ihre Wanderstiefel an. Schade. Ich bin mir aber auch nicht sicher, ob es möglich gewesen wäre wirklich durchzukommen. Je weiter wir zur anderen Seite der Bucht kommen, desto breiter wird das Wasser. So kehren wir um zur Stelle wo wir angelegt haben.

Und ich schaue den Gänsen hinterher, die vielleicht gerade nach Süden fliegen. Hinein in die Wolken.

Morgen werden wir ihnen hinterher fliegen.

Smeerenburgbreen und Magdalenenfjord

Gegen zwei Uhr Mittags kommen wir im Smeerenburgbreen an. Die Sichtverhältnisse sind recht gut, kein Nebel, nicht diesig. Das Braun der Berge kontrastiert mit dem Blau des Gletschers aufs schönste.

Diesmal sieht Gustel den Eisbären zuerst, der in diesem Fall durch den Fjord schwimmt. Ein kleiner gelber Fleck im blau schimmernden Wasser. Der Bär schwimmt entlang er Gletscherfront. Und schließlich zwischen den Treibeisschollen. Leider klettert er auf keine hinauf.

Am Magdalenenfjord kommen wir dann gegen achtzehn Uhr Abends an und werfen den Anker in der Bucht unterhalb der Sysselmann-Hütte.

Diese scheint leer zu sein. Was Joachim aber nicht daran hindert, erst noch eine Gardinenpredigt zu halten, da Einzelne von uns die Gewohnheit haben, sich von der Gruppe zu entfernen. Einer aus der Gruppe hat schon Küchendienst deswegen aufgebrummt bekommen (keine Ahnung, ob der Kapitän das wirklich einfordern kann, aber es wurde ohne Klagen akzeptiert). Das die Gruppe sich so auseinander zieht, hat mir auch schon Sorgen gemacht.  Eigentlich muss man einen maximalen Abstand von zwanzig Metern zum nächsten Gewehr haben. Das halten wir eher selten ein. Daher kommt die Predigt eigentlich viel zu spät. Joachim setzt extra noch zu denen über, die schon drüben sind und hält die Predigt dort nochmal. Dann fährt er im Dingy stehend zurück (warum denke ich bloß gerade an Napoleon?).

Da wie befürchtet der lange Tag und die kurze Nacht gestern nicht eben gut getan hat, ist meine Erkältung schlimmer geworden, wenn auch nicht viel. Also beschließe ich, auch die Wanderung am Magdalenenfjord auszulassen. Die Anderen ziehen los. Ich sehe sie an einer abgesteckten Stelle stehen bleiben. Der Magdalenenfjord ist der meistbesuchte Fjord Spitzbergens. Daher auch die Hütte des Sysselmann und die abgezäunten Sehenswürdigkeiten. Dann verschwindet die Wandergruppe hinter dem Sandhügel. Sie machen eine Wanderung zum Gletscher und ein paar besonders Wagemutige gehen sogar noch mit Jelle unter der Gletscherwand her. Jan hatte schon vorher gesagt, dass er da nicht hingehen wird, weil er das für viel zu gefährlich hält.

Während dessen beobachten ich ein paar prächtige Gänse am Strand. Ist auch viel schonender für die Nerven.

Und schreibe endlich ein paar Postkarten.

Die Wanderung zieht sich. Für uns auf dem Schiff gebliebene wird das Abendessen vorgezogen. Der Nebel klart auf und ein goldenes Licht legt sich über Berge und Gletscher. Das Licht bleibt so bis wir weiterfahren Richtung Krossfjord.