Endlich auf See

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Sag noch mal einer, Freitag der 13. sei ein Unglückstag. Diese Reise fängt schon mal gut an. Kaum haben wir Aasiaats Nebel verlassen, sehen wir die ersten Wale. Einen schlafenden Buckelwal (schlafend, weil er über lange Zeit einfach nicht abtauchen will) und auch zwei überhaupt nicht verschlafenen Kollegen, die in einiger Entfernung immer wieder mit lautem Blas auftauchen.

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Elfi ist schon im Bett als das Schiff wieder langsam wird. Diesmal sehe ich in der Ferne zweimal einen Buckelwal springen. Leider zuweit weg für ein Foto (ok, vielleicht bin ich auch vor Verblüffung nicht schnell genug). Aber was für ein Anblick fürs Kopfkino :-)

Und Troels macht uns auf ein paar Punkte am Horizont aufmerksam: Eine Horde Sattelrobben. Leider auch sehr weit weg. Aber ich erinner mich noch gut an mein Erlebnis auf Spitzbergen. Ich bin gespannt, was die Tierwelt bis zum Ende der Reise noch zu bieten hat!

Aber am schönsten ist an diesem Tag die Mitternachtssonne, die den Himmel orange färbt.Sonnenuntergang

Sonnenuntergang

Sonnenuntergang

Sonnenuntergang

Eisberg mit Gänsen

Der erste Tag in Grönland geht zuende. Was die nächsten Tage wohl bringen werden?

Mamas Geburtstag, Port Lockroy und eine Abschiedstour mit den Zodiacs vor der Drake Passage

Unser letzter Tag in der Antarktis. Ich will nicht weg, es ist so schön hier!

Die Gezeiten hatte das Packeis zwischen der Mikheev und Port Lockroy ein wenig an die Seite geschoben, so dass wir geraden Weges mit den Zodiacs zur südlichsten Poststation der Welt fahren konnten. Die Besatzung von drei Leuten war gerade erst zwei Tage vor Ort und verkaufte auch Souvenirs: Briefmarken und Stempel. Wir kauften Mützen und T-Shirts und Lesezeichen und Schlüsselanhänger. Und wenn keine Touristen da sind, erforschen sie die Pinguine und noch einiges anderes.

Wir besichtigten die alten Stationsgebäude mit einer Möblierung, die das Leben in den fünfziger Jahren zeigt. Man stelle sich vor, dass in dieser kargen Einrichtung die Bewohner zweieinhalb Jahre bleiben mussten. Da gehört schon viel Enthusiasmus dazu.

Draußen wärmte die Sonne genug für einen kleinen Sonnenbrand. Vor der Station brüteten Eselspinguine, viele sogar mit zwei Eiern. Und … es gab das erste Küken! Mama oder Papa – das sieht man den Pinguinen nicht an, fütterte stolz das Kleine und beugte sich immer wieder liebevoll zu ihm runter.

Auch das zweite Ei im Gelege wurde gerade von Innen aufgepickt.

Bei einem weiteren Pinguinpärchen würde es bestimmt nicht mehr lange dauern.

Schließlich ließ ich mich am Strand auf einem Findling nieder und schaute den Pinguinen beim schwimmen zu.

Als wir aufbrechen wollten, hatte sich direkt neben dem Weg zum Zodiac eine Skua gestellt und schaute uns zu. Dann nutzte sie eine kleine Lücke zwischen uns und baute sich mitten auf dem Weg auf. Nun, Skuas sind aggressive Raubmöven und die kann man nicht einfach verscheuchen ohne dass sie einen gleich angreifen. Gar nicht so einfach, an dem frechen Vogel vorbei zu den Booten zu kommen.Durch das Packeis zurück fuhr die Mikheev langsam wieder Richtung Drake Passage. Immer noch bei schönstem Wetter. Was für eine Reise! Ich versuchte, Mama mit dem Satellitentelefon zu erreichen, aber ich hörte nur ihre Stimme, sie mich aber nicht. Das lag wohl an den umgebenden Bergen. Der Versuch am Abend gelang besser und ich konnte sie herzlich zum Geburtstag beglückwünschen und ihr mit begeisterter Stimme mitteilen, was für eine wunderschöne Reise dies sei.Für halb vier am Nachmittag wurde wider Erwarten noch eine abschließende Zodiac-Cruise an den Melchior-Inseln angesetzt. Bis dahin blieb aber noch etwas Zeit. So ging ich rauf in die Kabine um Photos zu sortieren. Da kam der Ruf „Wale“ über den Schiffslautsprecher. Ich packte Kamera und Jacke und rannte Kathrin hinterher nach draußen. Und e s w a r e n Buckelwale!

Zwei Stück auch wenn ich erst glaubte es wären viel viel mehr. Und sie kamen immer näher. Wahnsinn! Immer wieder sah man die Blasen auf dem Wasser, kurz bevor die beiden Wale mit einem deutlich hör- und sichtbaren Blas auftauchten. Nicht weit von dem riesigen Nasenloch kam dann die Rückenfinne an die Oberfläche und nach ein zwei Mal tauchen an der Oberfläche dann die Fluke.

Es hörte gar nicht auf.

Kein Wunder: Die Zodiac-Tour verschob sich um mehr als eine Stunde. Auf dem Zodiac hatte ich kaum Blick für die letzten Pinguine, die Robben und Eisberge zwischen den eisbedeckten Inseln. Antarktis in der Nussschale,

aber ich hoffte immer noch auf einen Blick auf die Wale. Aber es waren keine da.

Dafür sahen wir einen Seeleoparden neben drei oder vier Crabeatern. Wir kamen bis auf zwei Meter ran an das Raubtier und es zeigte beeindruckende Zahnreihen (beim Gähnen).

Und dann der krönende Abschluss: Auf einmal in 100 m Entfernung entdeckte doch noch eine Walrücken. Also mit dem Zodiac hinterher. Schließlich stoppte Monika uns. Und dann kam die Fluke in vielleicht 10 m Entfernung. Als ob er zu unserem Abschied von der Antarktis winken würde.Und während wir zu Abend aßen fuhr das Schiff wieder in die Drake Passage.

Drake Passage, Robert Point und Greenwich Island

Ich wachte verschwitzt und mit leichten Rückenschmerzen auf. Eine Decke hätte wohl doch gereicht. Kathrin fühlt sich immer noch wie bei einer kommenden Erkältung.

Aber die Nacht war viel angenehmer als die vorhergehende. Die Drake Passage meinte es wirklich gut mit uns.

Irgendwann am frühen Morgen hatten wir den sechzigsten südlichen Breitengrad überfahren. Dort beginnt das Gebiet des Antarktisvertrages. Dieser Vertrag stellt sicher, dass im zugehörigen Gebiet weder Bodenschätze ausgebeutet noch Tiere gefangen werden dürfen. Durch diesen Vertrag ruhen außerdem die Gebietsansprüche vieler Länder auf die Antarktis. Es beeindruckt mich und macht mir Hoffnung, dass sich die Länder der Welt bei all ihren Streitigkeiten auf so etwas einigen können.

Ebenfalls an diesem Morgen hatten wir die antarktische Konvergenz überfahren – die Trennlinie zwischen Atlantik bzw. Pazifik und dem antarktischen Ozean. Hier ist das Wasser viel kälter und auch die Temperaturen waren spürbar näher am Gefrierpunkt. Ein Blick nach draußen bestätigte das. Schnee und Nebel beschränkten die Sicht. Dafür begleiteten jetzt viel mehr Vögel als Gestern das Schiff (u. a. Cape Petrel und Giant Petrels).

Die anderen sahen auch immer wieder springende Pinguine, aber auf dem Auge war ich irgendwie blind.

Weil es so gut passte, hielt Arjen am Vormittag einen Vortrag über Seevögel.

Nach einer kurzen Pause erklärte uns Monika noch wie man in einen Zodiac steigt und wie man sich im „Pinguinland“ verhalten sollte. Denn die Pinguine sind die eigentlichen Bewohner dieser Gegend, die Menschen sind nur Gäste. Also sollte man die Strassen der Pinguine – im Schnee mühsam niedergetreten von vielen kleinen Füßen – nicht durch Stiefellöcher zerstören. Auch sollte man Abstand halten. Pinguine sind neugierig genug und kommen schon von selber näher. Ach ja, und Seeleoparden (aber auch harmlosere Robben) sind nicht zum streicheln da.

Nach dem Mittagessen stand ich alleine draußen an Deck neben dem Ausgang und sah (!!!) den ersten Eisberg. Natürlich klopfte ich sofort am Bullauge der Bar. Als der erste (Lak) rauskommt, schwappt eine Riesenwelle eiskalten Meereswassers über die Reling und Schuhe und Hose. Brrr. Immerhin konnte ich noch ein Foto schießen.

Mein erster Eisberg
Mein erster Eisberg

Bis ich mich umgezogen hatte war der Eisberg wieder weg. Aber nach und nach tauchten weitere Eisberge aus dem Grau des Nebels auf und schließlich die ersten Felsen: South Shetland Islands.Die Mikheev fuhr in den English Channel hinein, zwischen Robert Island und Greenwich Island.

Wir hatten die Drake Passage so schnell hinter uns gebracht, dass keine Zeit mehr blieb für Monikas Vortrag über Eis. Denn um halb Fünf bestiegen wir die Zodiacs für den ersten Landgang – oder so dachten wir. Ich war im zweiten Zodiac und im letzten, das rausging. Wir gingen aber nicht an Land (Robert Point), denn das Wasser war viel zu tief und die Brandung am Strand viel zu heftig. So sahen wir nur vom Boot aus am Ufer unsere ersten Eselspinguinen und Crabeater.

Eselspinguine und Wedellrobben an Robert Point
Eselspinguine und Wedellrobben an Robert Point

Da das Wetter nicht sehr stabil aussah wurden wir fast sofort wieder vom Kapitän zur Mikheev zurückgerufen.

Aber wir bekamen eine zweite Chance für einen Landgang:

Das Abendessen wurde vorgezogen und wir fuhren währenddessen ein Stückchen zurück nach Greenwich Island. Dort befindet sich die zur Zeit verlassene chilenische Station „Arturo Pratt“ in einer ruhigen Bucht und hier konnten wirklich alle an Land gefahren werden..
Ich – uups – vergaß die Rettungsweste. Aber scheint’s merkte es keiner.

So setze ich meinen Fuß zum ersten Mal auf antarktische Inselerde, an 62,29 Grad südlicher Breite und 59,40 Grad westlicher Länge.

Die Sonne schien!

Und wir sahen unsere ersten Eselspinguine. Da alle sich darauf stürzten folgte ich dem Strand in die andere Richtung und wurde mit Crabeater-Robben aus nächster Nähe belohnt. Skuas brüteten auf ein paar Steinen mitten im Schnee, so dass ich sie großzügig umgehen musste, um zu einem Kreuz mit Gedenksteinen und Walknochen zu gelangen. Nicht weit davon putzte ein Pärchen Zügelpinguine das Gefieder.

Die Krönung des Abends: zum Dessert gab es dann Buckelwale. Darauf hatte ich mein Leben lang gewartet. Und weil wir vorher gewettet hatten, ob wir zuerst Orcas oder Buckelwale sehen würden, gab mir Kathrin einen Kaffee aus.

Ein Buckelwal
Ein Buckelwal

Den Buckelwal gab es auch einmal kurz mit Blick auf den Unterkiefer. Ich meine, wir haben sogar die Zunge gesehen.Die Bucht in der wir Abends lagen, war absolut still. Sogar der Motor war aus. Die Stille reflektierte vom umgebenden Eis. Die Sonne ging orange und golden hinter der Insel unter. Der Gipfel der Insel blieb jedoch die ganze Zeit im Nebel. Dass eine Ende der Insel sah aus wie eine riesige Wolke.

Wenn das Wetter in den nächsten Tage so bleiben würde, das würde traumhaft schön.

Nullarbor (723 km)

Endlich Nullarbor. Ich war schon gespannt, ob es hier wirklich so öde ist. Ist es nicht.

Aber zuerst einmal ein kleiner Schreck in der Morgenstunde. Wir hatten gerade die Zelte abgebaut, Koffer und Handgepäck waren noch draußen, da öffneten sich die Schleusen des Himmels und es goß in Strömen. Nach fünf Minuten war der Spaß vorbei. Das Handgepäck und das Vorderfach des Koffers waren naß.

Nach dem Früstück liefen wir zum Kai raus um einen kurzen Blick aufs Meer zu werfen.

Stopp an der Küste

Dann ging es los.

In Voraussicht auf das Buschcamp in der kommenden Nacht wurde zuerst Holz gesucht – denn im Nullarbor gibt es keines.

Holzfäller

Dann ging es in die baumlose Ebene

In den Nullarbour

Den ersten Ausblick auf das Great Australian Blight bekamen wir bei Yalara – einem von Aboriginees geführten Gebiet. Am Eingang stieg Willy zu und erzählte etwas über sein Identitätsgefühl als Aborigenee und die Liebe zu seinem Land und spielte ein bißchen Didge.

Willy

Dann kamen wir an die Steilküste – und ich sah den ersten Wal – wie sich später herausstellte wohl Mutter mit Kalb. Dann ein bißchen weiter links den zweiten. Und rechts die Küste lang wohl ein Bulle, bestimmt 15 Meter lang. Sie spielten und rollten im Wasser.

Walküste

Kurz vor der Dunkelheit bauten wir das Buschcamp auf. Vom am Morgen gesammelten und geschlagenem Holz wurde ein Lagerfeuer aufgebaut und Rob machte Damper. Der Teig wird in Alu eingeschlagen und zwischen glühenden Kohlen ungefähr 25 Minuten gebacken.

Dann hieß es bei Eiseskälte einschlafen. Nicht einfach.