Stille Spiegelungen auf dem Mars

Nachmittags spiegeln sich Berge und Eis im ruhigen Wasser.

Und Abends wandern wir (!) über den Mars. Auf der Storøen Insel ungefährt 25 km von Uumanaaq entfernt – so schreibt Denis in seiner Ankündigung für den Tag – „gibt es eine spektakuläre Graphitschicht, die Sulfide enthält und deshalb eine farbige rotte Verwitterung aufweist.“
Rötliches Gestein, ein kleiner See am Rand mit dem duftenden flachen Nadelholz. Bizarres Wurzelwerk vom Weiden.

Und als Cosima kommt vergisst Denis die Zeit und seine an der Bucht auf die Rückfahrt wartenden Passagiere. Es gibt ja so viel geologisch Interessantes. Nicht das wir unbedingt sooo schnell nach Hause wollten ;-)

Ein Besuch in Uumanaaq

Uummannaq, sagt Denis „ist der schönste Ort Grönlands“ Vielleicht hat er recht. Zumindest was menschengemachte Orte betrifft.

Ein nettes Örtchen. Viele kleine Häuser in allen Primärfarben, verteilt auf Felsen vor einer riesigen Felswand in Form eines Robbenherzens. „Der robbenherz-förmige“, so kann man auch den Ortsnamen übersetzen.

Wir haben herrliches Wetter heute und so kontrastiert das orangerotbraune Robbenherz aufs schönste mit dem tiefblauen Wasser und dem nur wenig weniger blauen Himmel.

Selbst wenn es einmal nicht so gutes Wetter sein sollte, wie heute: schaut mal im Museum im Ortszentrum vorbei. Gezeigt werden Bilder der Mumien von Qilakitsoq, Trachten der Inuit in Vitrinen, teilweise wunderschön bestickt und vielerlei Fundstücke aus der Umgegend. Dabei beschränkt sich das Museum nicht nur auf die Ortsgeschichte. Gegenüber, auf der anderen Seite des Museumsgartens ist eine Ausstellung mit Kunst, die Kinder aus Umaanaq erstellt haben. Sie setzen sich dabei mit ihrer Situation auseinander, aber auch mit Themen wie Robbenjagd und Walfang. Wirklich gut gemachte Sachen!
Gegenüber an einem Bauzaun ist außerdem derzeit eine Ausstellung mit Bildern auf Bannern zu sehen, die Vergangenheit und Gegenwart der Orte miteinander vergleicht.

Während Elfi zurück zum Café will, steige ich noch ein bisschen weiter den Abhang hinauf. Vor einer Schule steht eine Bank in der Sonne mit Blick über den Hafen und Stadt, die ich in der Sonne genieße.
Auf dem Rückweg habe ich Sommerlaune und werde prompt von vielen gegrüßt, die Einheimische sind.

Die Jugendlichen laufen übrigens in kurzen Röcken rum. Und Schal

Auf der Suche nach Mumien

In der Ferne taucht Umanaaq auf. Genau gegenüber liegt Qilakitsoq, eine verlassen Siedlung. Hier legen wir an um uns ein bisschen die Beine zu vertreten – sehr willkommen nach dem Tag an Bord gestern. Qilakitsoq ist nicht nur eine verlassene Siedlung sondern auch ein besonderer Ort. Hier in der Gegend sind hervorragend erhaltene Mumien aus der Thulekultur gefunden worden. Und Troels will versuchen, die Fundstellen zu finden.

Unten, oberhalb unseres Landeplatzes, unterhalb einer Felswand, steht man inmitten der Überreste von Grassoden-Häusern aus der Thule-Kultur. Direkt dahinter sind Steine aufgeschichtet über Gräbern. Wenn man in die Lücken schaut, kann man Schädelknochen erkennen. „Wo hört Pietät auf, wo fängt Pietät an?“ fragt Sabine und das ist eine gute Frage. Ich habe schließlich doch einen der Schädel fotografiert, aber auch die ganze Zeit mit seinem Besitzer leise Gespräche geführt. „Nur“ tot? Keine Sache! Ich habe beschlossen, ihn nicht zu zeigen.

Die Fundorte der Mumien haben wir übrigens nicht gefunden. Nur einen Strand und einen rauschenden Wasserfall.

Ein schlafender Finnwal

Nach dem ereignislosen Tag gestern, voller Nebel, nur unterbrochen von Vorträgen lichten sich heute vor dem Frühstück langsam die tiefliegenden Wolken und wir sehen wieder etwas von unserer Umgegend.

Ganz schön weit weg sehen wir einen Blas. Der sich vielfach wiederholt. Da muß wohl ein Wal an der Oberfläche liegen und sich ausruhen. Troels meint, es wäre ein Finnwal – ein bis zu 24 Meter langer Strich im Nebel.

Ein Tag im Nebel

Ich habe geschlafen in dieser Nacht. Trotz immer wieder aufheulendem Motor und trotz dem Wecker, den ich auf zwei Uhr Nachts gestellt hatte in der irrigen Hoffnung auf Sonnenuntergangsstimmung statt Watte. Und trotz der Armbanduhr, die um halb drei klingelte, weil ich vergessen hatte, sie auszustellen. Und obwohl das Nebelhorn die ganze Nacht dröhnte. Wenn man direkt davorsteht ist das eine Lautstärke kurz vorm Hörschaden. Zum Glück ist es in unserer Kabine sehr gedämpft. Wir haben ja unser Ruderblatt ;-)

Morgens ist der Nebel immer noch da und mindestens genauso dick wie gestern Abend.
Ein Nebelbogen zieht sich quer über den Horizont. Beide Enden enden vor uns im Meer. Da müssen Schätze verborgen sein. Schätze der Natur, aber man sieht sie nicht. Der Bogen ist weiß, der Rand braun, ein Mitreisender erkennt sogar Farben. Ich krame den Polfilter raus. Stimmt: Der Nebel wird weisser, der Bogen wird deutlicher und farbiger.

Die geplanten Touren fallen aus. Stattdessen bilden wir uns. Denis erzählt von Arktisexpeditionen in Vergangenheit und Gegenwart. Und Troels berichtet vom Eis in all seinen Formen.

Abends fängt es an zu wiegen. Wir sind aus dem Kanal neben der Disco Insel raus und im offenen Meer. Die ersten merken ihren Magen. Gott sei Dank ist dies meinem Magen meistens egal.