Alang – wo Schiffe und Menschen ihr Ende finden

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Nicht weit von Bhavnagar gibt es den zweithöchsten Tidenhub der Erde. Alle zwei Wochen steigt die Flut so weit, dass Schiffe mit eigener Kraft an Land setzen können. In den zwei Wochen zwischen der Flut bleibt einer Ameisenarmee von Arbeitern dann Zeit, dieses Schiff abzuwracken.

Die Arbeitsbedingungen hier, so sagt man, sind indisch. Das heißt, der Arbeitsschutz wird vernachlässigt. Scharfe Kanten ohne Schutzkleidung, Asbest ohne Atemschutz.  Gift, Arsen und Schwermetalle. Und unendlich viel Arbeit und unendlich viel Profit. Man spricht von 60 Toten im Jahr, auch wenn dies abgestritten wird.

Seit dem Greenpeace über den Schiffsfriedhof berichtet und im Zusammenhang mit dem französischen Flugzeugträger Clemenceau erfolgreich protestierte, haben Presse und auch westliche Touristen erhebliche Probleme, näher an die Abwrackarbeiten heran zu kommen. So sieht man nur die Ergebnisse. An der kilometerlangen Straße, die an Alang heran führt reiht sich eine Lagerhalle an die nächste: Rettungswesten, Rettungsringe, Schiffstüren, Shampooflaschen, Schränke, Sofas, Spielzeug, Klappbetten, King Kong und Jane, Holzwerkstätten, immer wieder Taue und Rohre. Alles, was sich findet, wenn ein Schiff ausgeweidet wird, sei es Kreuzfahrtschiff oder Kriegsschiff. Fundgrube, für die die das Ausgefallene suchen und bereit sind, zu vergessen, unter welchen Bedingungen es gefördert wird.

Wer mehr über Alang erfahren will, kann z.B. bei DW-World nachschauen. Bei Google Maps sieht das so aus:


Größere Kartenansicht

Sonnenaufgang über dem Meer

Hier in Nagoa Beach, 7 km von Diu Town, wo wir untergebracht sind, steigt die Sonne morgens aus dem Meer. Oder aus dem morgendlichen Dunst, wie an diesem Tag. Langsam wird es heller. Die Wellen brechen sich irgendwo 20 bis 50 Meter vom Ufer entfernt und laufen dann mit weiten Schaumrändern am Ufer aus. Nur manche erreichen die flachen Felsgrate, die den Strand vom Meer abgrenzen. Das Farbenspiel in orange und rot beginnt, als die Sonne sich aus dem Dunst über dem Meer befreit hat. Irgendwann reicht ein roter Streifen vom Ufer bis an den Horizont.

Ich hätte beim Gepäck nicht so sparen sollen. Dies wäre jetzt der richtige Platz für ein Dreibeinstativ mit den Beinen im Wasser. Der Bohnensack (genauer Maissack), den ich mir am Anfang der Reise gebastelt hatte, hilft da nicht wirklich, abgesehen davon, dass er schön brav im Zimmer liegt. So wage ich mich so nahe wie möglich ich an die Felsgrate ohne einen nassen Hintern zu riskieren, setze mich auf meine Fototasche und schaue, was dabei herauskommt.

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Wie es scheint ist Diu nicht nur pastellfarben, sondern manchmal auch glühend rot. Ein schönes Fleckchen Erde!

Diu Fort – Portugiesen und Katholiken in Diu

Der lokale Guide, der uns am Eingang des Forts von Diu erwartet, hat am Hiinterkopf ein paar Haare, die länger sind als seine Stoppelfigur. Ein religiöses Zeichen. Er spricht ein paar Worte Deutsch, denn er hat schon zwei Jahre in Berlin verbracht. Aber es war ihm zu kalt dort, er mag keine Rollkragenpullover. Mir ist es heute morgen eindeutig zu heiß und ich trotte hinterher, bevorzugt den Schatten suchend, einmal um das Fort von Diu herum bis hinüber zum Leuchtturm.

Mitte des 16. Jahrhundert erlaubte der Sultan von Gujarat im Rahmen eines Verteidigungsbündnisses gegen den Mogulkaiser den Portugiesen die Errichtung eines Forts und einer Garnison in Diu. In der Folge wurde mehrfach versucht, das Fort und Diu zurückzuerobern. Erst 1961 wurden Diu wieder Teil von Indien.

Rundherum stehen Kanonen, immer wieder sieht man “Kanonenbällchen” (Zitat Ravi :-). Unter den Mauern und unter dem inneren Gelände führen Geheimgänge teilweise auch aus dem Fort heraus. Irgendwo hier soll es einen Goldschatz geben, aber noch hat ihn keiner gefunden. Wir auch nicht ;-). Das einzige was hier glänzt wie Juwelen sind die grünen Papageien, die in den Mauern nisten.

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Gegenüber einem Hinduheiligtum steht ein Kreuz, das nachts mit roten Glühlampen leuchtet. Darunter hat jemand Blumen verstreut. Waren das nun Hindus oder Christen?
Auch in der einzig verbleibenden aktiven katholischen Kirche in Diu schauen wir vorbei. Oben von der Decke kommen Stimmen, zwei Handwerker sind am renovieren. Ein Netz hält herunterfallenden Putz auf. Der Kreuzgang ist verwildertes Grün. Der Altarraum – ich hätte ihn nicht automatisch als katholisch erkannt. Dunkles Holz, zwei Altäre hintereinander, dahinter lange Kerzen vor einer blau beleuchteten Madonna. Sehr ungewohnt.
Ravi ist zum zweiten Mal in seinem Leben in einer Kirche und fragt, was die einzelnen (Heiligen-)statuen darstellen. Im Nachhinein frage ich mich, ob er sie vielleicht für Götterstatuen hält und was seine hinduistische Denkweise wohl daraus macht.

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Dius Farben

Ravi und Nepal schieben eine Extra-Schicht ein. Nepal fährt uns am späten Nachmittag zu unserer ersten Begegnung mit Diu City.

Im Licht des frühen Abends ist das erste was mir ins Auge fällt, die Farben der Werbung an den Wänden. Eigentlich nichts besonderes, gelb auf weiß, ein bisschen rot, aber verwittert. Das Verwitterte aber Farbenfrohe, das macht für mich an diesem Abend das Stadtbild von Diu zu einem besonderen Erlebnis. War jemand von Euch in Kuba? Ich noch nicht, aber es könnte dort so ähnlich aussehen, wenn auch hier in Diu eher hellere Pastelltöne vorherrschen als in meinem Bildband. Viel Blau. Immer wieder umrahmt dieses Blau prachtvoll geschnitzte Hauseingänge. Die Leute lächeln mich an, weil sie merken, wie begeistert ich bin. Welch angenehme Abwechslung von den häufig graubraun tristen Häusern im bisherigen Gujarat, wo “nur” die Farben der Saris leuchten. Texturen, geometrische Formen, Stimmen hinter Fensterläden, Massen von rosa Fahrrädern in der Mädchenschule. Und alles sehr geruhsam.

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Die Sonne beleuchtet das Diu-Museum (die St. Thomas Church) im Gegenlicht. Diu als portugiesische Enklave hat gerade im Stadtzentrum noch einen großen Anteil katholischer Bevölkerung. Vielen Leuten sieht man ihre portugiesische Abstammung deutlich an. Die St. Thomas Church ist benannt nach dem Apostel Thomas. Das ist der Apostel, der damals erst dann an die Auferstehung glauben wollte, als er Jesus angefasst hat. Später ging Thomas nach Indien und gründete eine der ältesten christlichen Gemeinschaften der Welt. Als nach langer Zeit die ersten Europäer nach Indien kamen, waren sie verblüfft, hier Christen vorzufinden habe ich ‘mal gelesen,. Ich weiß nicht, ob es auch in Diu Thomaschristen gibt. Laut Wikipedia ist das Christentum mit 2,3% Bevölkerungsanteil die drittgrößte Religionsgemeinschaft in Indien. Es muss hier in Indien viele Thomaskirchen geben.

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Links der Straße, in Richtung Nagoa Beach, kurz hinter dem Stadtzentrum, reiht sich Essensstand an Essensstand. Was uns Abends im Strandrestaurant passiert ist, hätte sich dort glaube ich keiner geleistet: Einer der Kellner stellt sich ans Geländer und erleichtert sich. Eigentlich waren wir kurz davor, Essen zu bestellen. Wir verlassen kurzfristig das Strandrestaurant.Tja, Appetit weg, Gäste weg. 
Unser Hotelrestaurant in dem wir Zuflucht suchen und, vor dem der Reiseführer so gewarnt hatte, entpuppte sich dagegen als positive Überraschung bezüglich des indischen Essens, wenn auch in europäischem Ambiente.

Ein Beach Resort

Nun ja, mit sauberen Toiletten und ohne das man beim Baden gleich ein Schauspiel für die Männer in den umliegenden Appartements bietet. Ich sag mal “ganz nett” aber eigentlich muss ich so etwas nicht haben.

Ich habe keine Lust auf einen Spaziergang in der Mittagshitze und schicke Elfi und Bärbel alleine auf die Suche nach dem Strand.

Wieder zurück an der Rezeption frage ich nach Internetzugang. Es gibt einen Subunternehmer in einem Kiosk vor der Tür, der anscheinend zwei Computer stehen hat. Die gerade in Wartung sind. Tja, es wird immer noch nichts mit dem Schreiben.

Ob auch hier die Saison erst gerade anfängt? Jede Menge Arbeiter an allen Ecken und Enden, die in der vollen Sonne am verputzen, streichen oder reparieren sind.

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Interessanter finde ich eigentlich die Alltags-Tierwelt vor dem Hoteltor, an die ich recht nahe herankommen kann.

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