Auf dem Jordan und den Golanhöhen

Heute fand eine Tour auf freiwlliger Basis statt. Wir begannen sie mit einer Schlauchboot/Kajak-Tour auf einem Zufluss des Jordans. Eine ziemlich abenteuerliche Angelegenheit, schon zu Beginn der Strecke gab es diverse Stromschnellen. Ziemlich bald war vom Rest der Truppe vorne nichts mehr zu sehen und dies blieb dann auch bis zum Ende der Tour so. Nicht wenig fuhr mir die Angst in die Glieder als das Boot in einer Baumgabel steckenblieb und umkippte, mitten in einer schnellen Stromschnelle. Irgendwie schafften Barbara und ich es aber doch, wieder einzusteigen und tauschten auch gleich die Plätze. Danach ging es ruhiger, aber ohne Wasserflasche und Mütze weiter. Auf der Mittelstation wollte ich eigentlich raus, aber keiner hörte uns. So hieß es wohl oder übel weiterfahren. Zum Glück wurde der Fluss belebter und als wir dann auf dem Jordan waren auch relativ ruhig. Im Grossen und Ganzen war es aber doch nicht schlecht.

Der Tag setzte sich fort mit einer Fahrt auf die Golanhöhen, von Israel annektiertes syrisches Gebiet. Wir erfuhren viel über den Sechstagekrieg und den Yom-Kippur-Krieg. Wir warfen einen Blick auf die UN-Sicherheitszone und auf Syrien. Zu Mittag assen wir in einer Art Outback-Pub gegenüber einer Kasserne „umrahmt“ von zerschossenen Häusern.

Gegen drei Nachmittags waren wir zu einer Weinprobe mit Führung durch die Golan-Weinkellerei. Da ich ja keinen Alkohol trinke, habe ich allerdings nur zugesehen und selber keinen Wein getrunken.

Nach dem Abendessen hatten wir um 21 Uhr ein Boot gechartert und veranstalteten selber eine Disco bis kurz vor Mitternacht. So sind wir zwar nicht übers Wasser gelaufen, aber getanzt. Ob die Seele mitgetanzt hat ist aber wohl eine andere Frage. Nicht wie beim Fest der Thorafreude.

Der See Genezareth

Um acht Uhr ging’s los: Rad einstellen und dann parallel zum Seeufer auf einer (Halb-)runde um den See. Erste Station war Tabgha mit der Brotvermehrungskirche, die sehr schöne Mosaike enthält, aber wahrscheinlich wohl nicht die Stelle der Speisung der 5000 war. Aber nach 2000 Jahren macht auch die Verehrung der Pilger einen Ort heilig.

Die Sonne stach schon am frühen Morgen. Man konnte gar nicht genug Wasser trinken. Warum muss ausgerechten am Tag der Radtour eine Hitzewelle beginnen?! Nächste Station war Kevar Nachum – Kapernaum – die Stadt, in der Jesus lange Zeit gelebt hat, wahrscheinlich im Haus des Petrus. Es ist relativ sicher, das Petrus an dieser Stelle wirklich gelebt hat, da es uralte Hinweise darauf gibt. Das Haus des Petrus bzw. dessen Überreste sind überbaut von einer ufoartigen Kirche, die inmitten der Ruine sehr fremd wirkt. Nicht weit vom Haus ist die alte Synagoge (4. Jahrhundet nach Christus), teilweise wieder aufgebaut worden. In der Schicht darunter findet sich die Synagoge, in der wohl Jesus gelehrt hat. Ringsum müssen sich noch viele Ruinen befinden, doch sie liegen noch verborgen.

Weiter ging es durch die Sonne und mit Pausen im Schatten. Wir überquerten den Jordan und kamen damit an den Rand des Golans, von Israel 1968 annektiertes syrisches Gebiet. Der Jordan ist dort nur ein kleiner Fluss. Kurze Zeit später – es wurde immer wärmer – entschloß ich mich, auf den Begleitbus umzusteigen. Nach dem Mittagessen fuhr der Bus vor bis zum Kibuz En Gev. Die übrigen acht strampelten tapfer mit den Rädern und kamen eine Stunden später auch an. Nur Barbara war kurz vor Streckenende auch in den Bus gestiegen. Von En Gev ging es mit dem Jesus Boat, einem Holzboot zurück nach Ginosar. Ich war ganz schön fertig von der Hitze und allem.

Mit dem heutigen Abend endete das Laubhüttenfest mit dem Fest der Thorafreude. Wir fuhren nach dem Abendessen hinein nach Tiberias. Auf dem Platz in der Stadtmitte hatten sich schon viele Leute vor einer Bühne versammelt. Nach einiger Zeit hörten wir Klatschen und Rufen und ein großer Zug von Männern kam um die Ecke und tanzte mit mehreren Thorarollen auf dem Platz. Dort setzte sich der Tanz fort, links die Frauen für sich und rechts die Männer für sich mit den prächtig geschmückten Thorarollen. Ein Fest der Lebensfreude und ich hätte am liebsten mitgetanzt.

Unsere Gruppe ging dann noch zu einer Kneipe im dortigen Vergnügungsviertel.

Übrigens

  • Der jüdische Tag beginnt mit Sonnenuntergang
  • Sonnenungergang ist schon um 17 Uhr
  • Am Yom Kippur wird weder gegessen noch getrunken.

Tel Aviv und Megiddo

Die Reisegruppe besteht aus 21 Leuten plus Reiseleiterin Ulli. Barbara und ich sind mit unter den Ältesten, aber vom Alter her ist die Gruppe nicht so weit entfernt.

Einige Leute haben interessante Berufe. Silke ist verantwortlich für den deutschen Teil der internationalen Raumstation. Sandra ist Journalistin für ein Fetisch-Magazin.

In Tel Aviv besuchen wir morgens das Diaspora-Museum, eine Ausstellung über die mehr als 1800 Jahre jüdischen Exils bis 1945. Dort erfährt man auch sehr viel über jüdisches Brauchtum. Ein sehr interessant gemachtes Museum.

Zwischenstation machten wir vorher auch noch an dem Platz, an dem Yitzack Rabin ermordet wurde. Das Denkmal symbolisiert die Erschütterung – wie ein Erdbeben – die nach diesem Attentat durch Israel ging.

Von Tel Aviv geht es durch eine karge Landschaft, gelegentlich unterbrochen von Ölbaumplantagen , bis Megiddo.

Megiddo ist ein Tel: Siedlung über Siedlung sammelten sich im Lauf der Jahrtausende Schicht um Schicht die Überreste von zwanzig verschiedenen Städten übereinander an. Auch König Salomon hatte hier eine Palast mit Stallungen in den 450 Pferde Platz hatten und von denen man noch die Futtertröge sehen kann.
In tieferen Schichten findet sich ein kanaanitischer Rundalter und ein Getreidesilo.
Um auch in Belagerungszeiten Wasser zu haben wurde zur Quelle ein Schacht gegraben, von zwei Seiten. Für die damalige Zeit eine beachtliche Ingenieursleitung.

In Megiddo aßen wir auch zu Mittag, osteueropäische Küche.

Gegen vier Uhr kamen wir im Kibbuz Ginosar an. Irgendwo in der Nähe lag zu Jesu Zeiten Genezareth, wo das Boot der Jünger anlegte nach dem Jesus ihnen übers Wasser nachgegangen war. Nach der Tageshitze war das Seewasser angenehm kühl, wenn auch der Strand recht steinig war. Am Abend begann der zweite Feiertag des Laubhüttenfestes, weswegen das Essen besonders aufwändig war. Ziemlich orientalisch! Um den nächsten Tag zu planen setzten wir uns danach nochmals am Strand zusammen. Ein seltsames Wetter, kühle und heiße Winde wechselten sich ab, aber der Himmel war sternenklar.

Von Frankfurt nach Tel Aviv

Obwohl der Wecker schon um vier Uhr klingelte war ich halbwegs wach. Um zwanzig vor sechs traf ich Barbara in der S-Bahn und es ging weiter zum Flughafen Frankfurt.

Laut Anschlag solle Einchecken in Schalterhalle C sein. Problem war: dort war gar kein Schalter geöffnet. Durch Nachfragen ergab sich, daß wir direkt zur Sicherheitkontrolle mußten. Dort wurde zuerst das Gepäck geröngt und der Pass kontrolliert. Dann hieß es länger in der Schlage stehen und es erfolgte eine persönliche Befragung durch Israelis bezüglich Reisegrund und Gepäck, vielleicht ein bisschen zu ausführlich. Nochmals wurde das Gepäck geröngt und teilweise geöffnet. Bis wir dann in der Halle für den Abflug waren, war es acht Uhr, also insgesamt zwei Stunden Wartezeit.

Der Flug mit El Al verlief ereignislos und ist weder erwähnens- noch empfehlenswert (Selbstbedienung bei Getränken, Kopfhörer nur gegen Bezahlung).

Am Ben Gurion Flughafen in Tel Aviv, in der Nähe des Gepäckbandes, wurden wir dann in Empfang genommen und in unser Hotel gefahren wo uns unsere Reiseleiterin erwartete. Barbara beschloß, den Nachmittag im Bett zu bleiben, um ihre Mittelohrentzündung weiter zu kurieren. Ich lief zum Strand hinterm Hotel (sehr sauber, nicht übel für einen Grossstadtstrand) und dann in die andere Richtung, wo ich auf die Dizengoff-Strasse stieß. Es gab – jetzt im Oktober – immer noch sehr viele blühende Blumen. Gegen fünf Uhr war die Temperatur auch wieder angenehmer (nach 37°C Mittags bei der Ankunft). Vor dem Abendessen ruhte ich mich auch noch ein bisschen aus. Um acht ging es gemeinsam in ein Restaurant an der Strandpromenade mit orientalischem Essen. Draußen, im T-Shirt. Im Oktober. Herrlich.

Übrigens:
Hebräisch liest man nicht nur sondern blättert auch von rechts nach links.