Möwen füttern am Ententeich

Ein „Ententeich“ in Reykjavik. Ein bisschen größer als der Ententeich in Bruchhausen, an dem ich als Kind gelegentlich gespielt habe. In der Mitte eine kleine Insel voller nistender – ja was wohl – Enten. Ein Seeschwalbe stößt keckernd und laut rufend immer wieder auf die Inselmitte. Vermutlich sitzt da jemand falsches auf Ihren Eiern.

Auf einmal spritzt vor mir das Wasser. Ein ganzer Schwarm Möwen stürzt sich ins Wasser. Eine Familie füttert, wirft Brot in weitem Bogen. Der ältestes der Jungs gibt damit an, den Möwen dass Brot hinzuhalten und ist fast betrunken vor Glück und Stolz, kichernd wenn es klappt, selbstbewusst aber schüchtern, wen er auf meine Kamera schaut. Keine Sorge, ich habe nur die Möwen und Hände fotografiert. Die Frauen halten die Hände ruhig und scheuen nicht zurück. Die Möwen flattern auf der Stelle in der Luft. Und erwischen das Brot im Flug.
Herrlich!

Ach ja, hier die Anleitung, wenn man Enten füttern will und nicht Möwen (entnommen einem Schild vor Ort):
1. Haben sie das Brot zur Hand
2. Stehen Sie am Wasserrand und warten Sie bis die Vögel sich um sie herum versammeln
3. Im rechten Moment hoch und runter springen und mit den Armen wedeln
4. Wenn die Möwen weggescheucht sind, die Gelegenheit nutzen und die Enten füttern
:-)

Reykjavikbummel

Es ist schon spät nachmittags, als ich im Hotel in Reykjavik draussen vor der Stadt ankomme. Aber es gibt glücklicherweise noch einen Shuttle-Bus, der vom Hotel ins Zentrum fährt. Und wenn man schon mal da ist …

Ich rechne nicht wirklich damit, daß noch etwas geöffnet hat, außer ein paar Restaurants und so spaziere ich einfach los und schaue mir die Gegend an. Zuerst gehe ich den Hügel hinauf, Richtung Hallgrímskirkja. Vor der von außen architektonisch expressionistisch gestalteten Kirche wacht Leif Erikson, Entdecker Islands. Wieder erwarten ist die Kirche noch offen. Von innen ist sie eher konventionell gestaltet, aber licht und hell und vom Altarraum aus hat man einen Blick über einen Fensterreihe über die Stadt. Die Rückenlehnen der Bänke lassen sich übrigens von vorne nach hinten schwenken, so daß man sich seinem Hintermann auch gegenüber setzen kann.
Ich komme mit der Frau an der Kasse ins Gespräch, die deutsch spricht und sie macht mich auf die Orgel aufmerksam: „Die Orgel ist aus Deutschland, aus Bonn.“ Bei mir macht es klick, „Eine Klays-Orgel?“ frage ich. Wir haben nämlich bei uns in der Gemeinde (St. Bonifatius Sachsenhausen) auch eine. „Ja!“ Die Frau ist ganz begeistert, daß mir diese Orgelmanufaktur bekannt ist. „Eine große Orgel?“ fragt sie. Nein, ganz so groß wie die Orgel in Reykjavik ist die Orgel in Boni nicht. Aber sie klingt schon ziemlich gut. Wer also die Gelegenheit hat, mal in der Hallgrimskirkja ein Orgelkonzert zu besuchen, der sollte dies nutzen!
Vom Turm der Kirche (mit einem Aufzug zu erreichen, dann folgen noch ca. 20 Stufen) hat man einen schönen Blick über die bunten Häuser der Stadt und die Fjorde rundum, der sich ebenfalls lohnt.

Wieder unten angekommen, lasse ich mich treiben und stromere durch die Straßen, nehme hier einen Abzweig und laufe dort mal einen Hügel hinauf. Reykjavik ist zwar Hauptstadt Islands, aber nicht wirklich eine Großstadt sondern – insbesondere an diesem Abend – eher gemütlich. In einem betörend duftenden von Blüten übersäten Strauch summen Hummeln. Immer wieder wachsen Margariten am Straßenrand. Und immer wieder sehe ich bemalte Häuser, auch Grafitti, aber vieles sieht eher nach einer Auftragsarbeit aus. Auf einem Platz hat sich die Jugend der Stadt versammelt und übt Skateboard. Die Jungs tragen Islandpullis und sehen geradezu brav aus.

Auf einem großen Platz sitzen die Leute draußen in der Spätabendsonne und genießen das Leben.

Am Merr entlang komme ich zum Sonnenschiff Solfar vorbei. Davor, auf einer Stehle, ist ein Text des Künstlers Gunnar Arnarson eingemeißelt.

Sun Voyager – we all have our fantasy boats, vessels that we dream of sailing away in, into the dream. In my ships I unite my own fantasy, precision and the knowledge that boat builders have developed throughout the ages. The sun ship gives us the promise of a primeval land

und ich denke an die Reise mit der Rembrandt von Rijn – einem Segelschiff – die mir in den nächsten Tagen bevorsteht

Ein paar hundert Meter weiter komme ich dann am Konzerthaus von Reykjavik, Harpa, mit ihren spiegelnden Glaskacheln vorbei. Vor dem Haus verlaufen eingefasste Bachläufe, die man mit einem kleinen Sprung überqueren muß. So habe ich doch gar nicht so wenig von Reykjaviks Sehenswürdigkeiten quasi im Vorbeigehen mitgenommen.

Bei mir hat mittlerweile die Erholung eingesetzt. Einfach sich treiben lassen, tief Luft holen, einen Fuß vor den anderen setzen und gucken, was um einen herum so passiert und was so vorbeikommt.

Islandfarben

@Carola, nein, Island ist nur manchmal grün und hier am Flughafen Kevlavik nur aus der Nähe. Aber dann auch gelb und lila.

Auf dem Weg zum Flughafen zum Hotel sehen wir schwarze Lavafelsen. Und den ersten Berggipfel in der Ferne, schneebedeckt

Ein Motel mit Blockhütten, „Rooms available“, erinnert mich an meine Reise nach Island 1994, da haben wir in einer sonnenhelle Nacht in Blockhütten vor einem unglaublich blauen Gletscherfluss übernachtet. Hier, wo ich gerade bin, ist der Boden rot vor den schwarzen Bergen auf der anderen Seite des Fjordes. Und das Meer grau. Über dem Meer liegt leichter Nebel, wie eine Halskrause vor den Bergen.

Flechten bedecken die Ränder bemooster Flächen, die Landschaft fährt an uns vorbei. Hier möchte ich jetzt wandern, aber das wird nicht möglich sein. Reykjavik ist ja nur Übernachtungsstation.

Und Grönland ist so schlecht bestimmt auch nicht :-)

PS: Das Artikelbild stammt von meiner Reise 1994.

Von Frankfurt nach Reykjavik

Uh Oh, ich habe meine Einkaufsmünze in der Hosentasche vergessen an der Sicherheitskontrolle im Flughafen.

So komme ich in den zweifelhaften Genuß, erstmal von oben bis unten durchsucht zu werden. Gürtel aus, Schuhe aus, alles aus den Hosentaschen entfernen und von oben bis unten abgetastet werden. Der Kontrolleurin ist – das hoffe ich doch – klar, daß ich nichts böses im Schilde führe, aber sie muss ihren Job machen. Immerhin, sie erklärt mir alles ganz genau. So ist es auch eine interessante Erfahrung.

Und noch eine weitere Erfahrung des Reisens per Flieger;
Am Fenster der Abflughalle können wir sehen, wie unser Flugzeug entladen wird. Falls ihr es noch nicht gewußt habt: Es gibt einen Grund, warum man keine zerbrechlichen Sachen in den Koffer tuen sollte. Es fliegen nämlich wiederholt Koffer aus zwei Meter Höhe vom Laufband hinunter auf den Beton unterm Flugzeug.

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Kurz darauf steige ich ein Flugzeug, daß nach einem Vulkan benannt ist. Iceland Air ist definitiv nicht abergläubisch.

Los gehts Richtung Reykjavik, meiner ersten Station auf dem Weg nach Grönland.