Es kommt Nebel auf

Der Nebel, der sich tagsüber immer wieder in der Ferne gezeigt hat, erreicht nun auch das Schiff. Oder erreicht das Schiff den Nebel? Wie auch immer.

Den ganzen Tag war das schönste Wetter. Eben gab es Abendessen und ich bin gerade aufgestanden, um nochmal raus zugehen, als Gemma meint „Look at this“. Draußen ist ein halb beleuchteter Eisberg zu sehen., ziemlich groß. Die andere Hälfte ist kaum zu sehen, dunkel, liegt im Nebel.
Ich gehe aufs Achterdeck. Der Steuermann steht draußen in der feuchten Kälte und der Kapitän kommt kurz darauf dazu, im Pulli. Wir fahren seehr langsam Der Steuermann schaut am rechten Gang außen vorbei, sucht Sichtkontakt zu einem der Matrosen; der vorne auf dem Deck steht und winkt, die Richtung angibt, an der ein einem Eisberg vorbeigefahren wird. Zwar hat die Rembrandt Radar aber bei Eisbergen reicht das offensichtlich nicht.

Seltsam, über uns blauer Himmel. Der Seenebel ist vielleicht 10 Meter hoch, die Sichtweitem ist mit Mühe 50 Meter.

Die tief stehende Sonne ist immer noch zu sehen. Ein sehr heller Fleck Richtung 11 Uhr und das Meer glitzert. Die Sonne schafft es, die eine Seite der Eisberge zu beleuchten.

Aus den Seiten am Rand und aus den Segeln über mir (eingerollt) tropft Nebelwasser. Es ist so seltsam hell, 2 Knoten (1,8 km ist ungefähr ein Knoten) fahren wir. Da ist quasi Schrittgeschwindigkeit.

Die erste Offizierin steht an der Bar und hilft einer Passagierin. So schlimm kann der Nebel nicht sein, sie wirkt ganz normal. Oder sie hat großes Vertrauen in ihre Kollegen.

Ein kleiner Eisberg neben uns kippt einmal um die Achse.
Immer wieder dröhnt das Nebelhorn

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Mit dem Zodiac in der Diskobucht

In kleinen Booten sind wir jetzt gerade unterwegs um uns die Eisberge in der Nähe von Saqqaq näher anzuschauen.

Wisst Ihr, daß Eisberge singen, wenn sie zerbrechen. Um uns herum ist das Meer voller Eisscherben, die leise knacken, die Spannung des Zerbrechens von sich abwerfen und dabei einen melodischen Ton von sich geben. Faszinierend schön.

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Ein kleiner Eisberg gleich in der Nähe der Scherben droht zu kippen. Er wankt hin und her, mal nach vorne, mal nach hinten und wir halten uns schauen gespannt. Aber dann beruhigt er sich wieder.

Überhaupt – Eisberge.
Es gibt große Eisberge und kleine Eisberge und dann gibt es wahre Giganten, die man mit echten Bergen verwechseln könnte. Hier in der Diskobucht kommen sie gerade nicht so recht vorwärts, bis zu 10 Mal größer als es ihr Über-Wasser-Teil vermuten lässt, sind sie unter Wasser und kratzen an den Grund des Meeres und haken sich dort fest.
Eisberge sind weiß und glitzern in der Sonne. Und blau und grün, machmal sieht man durch eine dünne blaue Schicht die Strukturen dahinter. Die Farbe des Eises verrät den Druck, dem dieses Stück Eis ausgesetzt war, als es noch Teil eines Gletschers war. Und manche Eisstücke sind fast durchsichtig trotz ihrer Größe.
Eisberge sind glatt. Und rauh gezackt. Und bilden Formen, bei denen man fast wie bei Wolken an einem Sommertag anfangen kann, zu fantasieren, was dies sein könnte.
Eisberge sind hart wie Glas. Und schmelzen in der Sonne. Wahre Wasserfälle rauschen an manchen dieser Riesen herunter. Andere sind scheinbar ungerührt vom strahlenden Sonnenschein um sie herum.
Eisberge sind starr und beweglich und wirken wie Wellen oder ein Tor zur anderen Welt.
Im Hintergrund liegt Nebel über dem Wasser. Nur schemenhaft sind noch die Strukturen des Eises erkennbar. Vögel ziehen in einem kleinen Schwarm die Küste entlang, abgehoben vom Weiß des Nebels und dem hellen Blau des Eises.
Und Eisberge singen, haben knackenden Rhythmus und manche ein krachendes Finale.
Eisberge erzählen von der Zerbrechlichkeit unserer Welt.
Ich bin gebannt vor Staunen.

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Geologische Mücken-Wanderung am Morgen

Heute morgen ist das Eis einmal kein Thema. Wir wollen auf der Oquaitsut Insel an Land gehen um zu wandern.
Ich klebe hier ‚mal eine Karte ein, damit ihr sehen könnt, wo ich gerade unterwegs bin (und herkomme) Die Oquaitsut-Insel wird durch die blaue Ortsmarke oben angezeigt. Was bei den anderen Marken ist, könnt ihr sehen, wenn ihr auf die Marken klickt.


Grönlandreise 2012 auf einer größeren Karte anzeigen

Barbara kommt nicht mit. Ihre Augen sind zugeschwollen von den ganzen Mückenstichen, die sie gestern abbekommen hat. Mich hat gestern nur eine Mücke an der Hand erwischt. Heute – trotz Mückennetz – eine am Kinn. Die zum Glück noch nicht juckt. Der Stich an der Hand dagegen jucken wie verrückt. Es war UNGLAUBLICH wie viele Mücken gestern um uns herum schwirrten. Und einige von uns haben kein Kopfnetze, die Ärmsten! Mal schauen, wie das heute wird.

Ich schließe mich erneut der leichten Wanderung an in der Hoffnung auf mehr Ruhe für meine Fotos. Diesmal ist Dennis unser Wanderführer. Dennis ist Schweizer. Und Geologe mit Leib und Seele, bevorzugt in den kalten Gegenden. Ich fürchte, da ist bei mir Hopfen und Malz verloren. Ich verstehe nur Bahnhof :-( von dem was er erzählt. Eindeutig eine größere Bildungslücke. Außerdem habe ich anderes im Kopf. Ich mache mich auf die Suche nach Edelmetall, denn laut Dennis soll es das hier geben. Und ich finde auch einen Quarz, ziegelsteingroß, der goldene Einsprengsel hat.  Leider zu groß für den Koffer :-(

Die anderen vergessen in ihrer Begeisterung über schöne Steine Sabine, Claudia und mich, die etwas langsamer hinterher traben. Wir geben schnell auf sie einzuholen und machen unser eigenes Tempo und steigen an einer anderen Stelle die Felsen hinauf. Und werden belohnt mit dem Blick auf eine kleine blauen Bergsee.

Irgendwann finden dann doch alle zusammen. Von Mücken umschwirrt hocken wir im Kreis. Auch einige von der „schnellen Truppe“ sind zu Bergverweigerern mutiert und gesellen sich zu uns an den Mückentanzplatz. Dennis erzählt von seinen Begegnungen mit den Inuit. Ein bisschen wie Lagerfeueratmosphäre. Ohne Lagerfeuer und die Mücken imitieren den Rauch ;-)

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