Im Basar von Bhuj

Gegenüber vom Palasthof führt ein anderes Tor in den Basar von Bhuj. Dieser Basar ist wirklich groß, aber an diesem Sonntag auch wirklich leer. Nur wenige Geschäfte haben geöffnet. Wir kommen wieder auf Abwege, gehen in die Seitenstraßen, in denen die Leute wohnen. Schauen Kindern zu, die die Cricket spielen und Elfi schaut in den Schaufenstern geschlossener Herrenmodegeschäfte nach Ideen für ihren Sohn. Fast versehentlich finden wir die Straße zum Hotel wieder. Morgen ist hier bestimmt mehr los und alles wird ganz anders aussehen.

Am nächsten Abend machten wir uns erneut zu Fuß auf den Weg. Elfi zielstrebig und ohne anzuhalten Richtung Schneiderei. Nur das diese Schneider keine Änderungsschneider waren. Wir wanderten von Laden zu Laden und fanden keinen, der sich herabließ auch Hosen zu kürzen. Immerhin bestückte ein Uhrmacher ihre Uhren mit Batterien.

Der Basar selber – ich wollte ja eigentlich meine Beschreibung mit der Kleinmarkthalle in Frankurt beginnen, aber – sorry liebe Frankfurter – die taugt nicht wirklich als Basis.
Nehmen wir also den Kapali Carsi von Istanbul, schrauben das Dach ab und nehmen das Pflaster raus und teeren ein bisschen. Die ganzen Touristenhops werden ersetzt durch Geschäfte, die man auch im Alltag brauchen kann, durch Sariläden, Haushaltswaren, Schmuckgeschäfte, Schneider, Schuhmacher usw. ergänzt durch ein paar Gewürz- und Gemüsestände. Dann verdoppelt man das ganze in der Größe und lasse Massen von Motorrollern laut hupend im Dunkel beleuchteter Straßen zwischen den Passanten durchfahren. Und hat ungefähr den Basar von Bhuj.
Was für ein Betrieb! Wir schlendern durch die Gassen. Oder genauer gesagt versuchen wir es, denn man kann keinen Schritt tun, ohne nicht auf die Motorroller zu achten. und außerdem sind wir die einzigen sichtbaren Touristen hier und haben damit die volle Aufmerksamkeit der Umstehenden.

Etwas auf der Gasse zu essen ist – wenn man mal von Obstständen absieht – eigentlich auch nicht möglich. Es gibt nichts. Keine kleinen Stände, an denen gekocht wird, Cafés schon gar nicht oder Restaurants. Das Kochen müssen die Leute wohl zuhause erledigen. Das scheint aber nicht nur hier so zu sein, das war uns vorher schon aufgefallen.
Da müssen wir uns wohl mit dem Hotel zufrieden geben. Ok, war auch nicht so schlecht :-)

Paläste nach dem Erdbeben in Bhuj

Angekommen in Bhuj schaffen wir es, Guide und Fahrer zu überreden, uns gaaanz alleine losziehen zu lassen. Oh Oh. Drei große Mädchen ;-).

Gegenüber dem Haupteingang zum Basar sehen wir ein großes Tor, das in einen großen Palasthof führt und kommen das erste Mal auf “Abwege”.

Hier im Palasthof von Bhuj sind die Spuren des Erdbebens von 2001 noch deutlich zu sehen. Das Beben war damals von Delhi bis Chennai zu spüren und hat 30.000 Menschen das Leben gekostet. Einer der Paläste hier in Bhuj wirkt sehr brüchig, ich würde keinen Schritt hinein tun, in Deutschland wäre er wahrscheinlich weiträumig abgesperrt.

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Andere Teile der Palastanlage waren entweder nicht so sehr vom Erdbeben betroffen oder aber sind schon restauriert. Wir schauen ins Museum des Amila Mahal (in etwa kann man das glaube ich mit Spiegelkabinett übersetzen) – das Innere eines Maharadscha-Palastes. Am eindrucksvollsten sind wohl die Holzeinlegearbeiten an den Türen. Das schwarz-weiße Kunsstoffkaro im Schlafbereich des Maharadschas ist dagegen eher, vorsichtig gesagt, scheußlich.
Übrigens – eine Seltenheit in Gujarat – in diesem Museum gibt es tatsächlich Postkarten. Jetzt müssen wir nur noch irgendwo Briefmarken finden. Dann gibt es vielleicht demnächst ein paar Postkarten.

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Die weiße Wüste

Den Grenzstreifen zwischen Pakistan und Indien kann man nur mit einem Permit befahren. Dieser Grenzstreifen ist sehr breit, teilweise mehr als 100 Kilometer. Zwei Atommächte stehen sich hier feindlich gegenüber und wir fahren dazwischen her. Wenn man es nicht wüsste würde man davon nichts merken. Die beiden freundlichen Herren an der Kontrollstation wollen unsere Pässe sehen und fragen über ihren Computer (dessen Karton noch unterm Tisch steht) unsere Daten ab, aber wir sehen harmlos genug aus um uns durch zu lassen.

Die Leute im Dorf, in dem wir kurz halten und einmal die Hauptstraße rauf und runter laufen, sehen sehr afghanisch-pakistanisch aus.

Nicht weit von Pakistan

Ob das Meer hinterm Horizont endet? Man sieht es nicht. Luftspiegelungen links und rechts. Wir stehen in der weißen Wüste. Die heute keine Wüste ist, denn vor uns breitet sich eine  Wasserfläche bis zum Horizont aus, die der Monsun zurückgelassen hat. Ravi hat noch nie das Meer gesehen. Und dieses Sandmeer tut nun so, als sei es der Ozean.
Indische Familien laufen vor auf eine Sandzunge, die hundert Meter weit in die leichten Wellen hineinreicht und staunen.

Das Meer der weißen Wüste