Nette Leute

Der Abend war mit dem Besuch der Nomaden noch nicht beendet. Wir besuchten noch zwei weitere Dörfer, und der Abend fand im zweiten Dorf einen schönen Abschluss. Wir hatten eine Gruppe von Dorfbewohnern um uns rum, die Spaß daran hatten, fotografiert zu werden.

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Eine ganze Horde Jungs folgte uns noch bis zum Auto und ich beschloss, der lokalen Wirtschaft was gutes zu tuen und im nächsten Kiosk Bonbons zu kaufen und an die Jungs zu verteilen. Ein Tipp der auch zuhause funktioniert: Nicht einfach die offene Hand hinhalten, dann wird gedrängelt. Aber als ich dann verteilt habe, waren sie alle ganz friedlich und jeder hat etwas bekommen.

Nur schade, daß ich mich mit den Leuten nicht besser verständigen kann.

Nomadentourismus

So schnell habe ich noch nie einen Markt aufgebaut gesehen. 6 Tücher, jede Menge Schmuck und sechs Verkäuferinnen. 2 Minuten. Dann beginnt der Handel.

Wir sind von Dasada aus zu den Mir gefahren, einem nomadisch lebenden Stamm in Gujarat. Und erleben die nicht so schöne Seite der Auswirkungen des Tourismus. Seit zwei Jahren nimmt der Tourismus hier zu und schon haben die Nomadenkinder gelernt, auf Knopfdruck zu weinen. Außerdem verkaufen sich die Frauen schlecht. 150 Rupies für eine Fusskette (weniger als 3 EUR) ist eigentlich ein Preis, der viel zu niedrig ist. Aber ich kann sie ja auch nicht beleidigen, in dem ich einfach den Preis hinaufsetze oder nicht kaufe. Und ihnen noch mehr zu viel zu niedrigen Preisen abzukaufen ist irgendwie auch keine Lösung.

Elfi versucht es wieder mit Seifenblasen. Die Kinder kapieren erst gar nicht, worum es geht, wollen einfach das Seifenblasengefäß haben, ohne zu wissen, wozu es da ist. Die Erwachsenen streiten sich um Bärbels Luftballons.

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Ich bin still geworden, überwältigt von diesem Chaos und ratlos.

@Jona oder Sybille, erlebt ihr in Maharashtra auch so etwas?

Im kleinen Rann of Kutch

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Gerade hat ein Huhn ein Ei gelegt. In den Restaurantsessel. Es ist noch körperwarm, aber Ravi, der das Ei gefunden hat, hat heute schon ein Omelett gehabt. Dabei hat er bestimmt noch nie ein so frisches Ei bekommen.

Eigentlich sieht dieses Restaurant wirklich nicht nach Hühnerstall aus. Es ist safaristyle, Korbmöbel, Steinbänke mit indisch gemusterten Kissen, orangene Vorhänge mit kleiner Stickerei. Sehr geschmackvoll. Aber eben auch nach außen offen.
Mittlerweile gackert die Henne wieder draußen rum und ich schreibe Tagebuch.

Das Huhn war heute nicht der einzige Vogel, den wir gesehen haben. Der kleine Rann of Kutch ist bekannt für seine Wildesel und seine Flamingos. Da der Monsun dieses Jahr sehr spät war sind wir zu den Flamingos nicht hingekommen, aber es gibt eine unglaubliche Vielfalt von Vögeln in allen Größen und mit jedem Beuteschema, darunter alleine drei Sorten Eisvögel – einer braun mit weißer Brust, einer schwarz weiß und ein richtig schön bunter, zwei Sorten Störchen – einer mit einem Schnabel, der so gebogen ist, dass er offen ist. Bisher habe ich noch keinen Storch vor unserer Hütte landen sehen, aber möglich wäre es schon, denn in dem Brunnen gibt es richtig schön große (und glücklicherweise leise) Frösche. Und eine Lotosblüte, die anscheinend nur nachts blüht.

So ganz wild war unsere Safari heute eigentlich nicht. Viele Vögel saßen nämlich auf den Telegraphenmasten am Straßenrand. Ganze Schwärme von Staren (“Starlings”, sie sind eher rostfarben und nicht gesprenkelt, wie unsere Stare). Dann Schwalben. Grün schimmernde Bienenfresser. Ein Raubvogel – diesmal tatsächlich im Gras. Schade, dass ich kein Bestimmungsbuch dabei habe. Die englischen Begriffe sagen mir nur teilweise etwas.

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Als wir dann von der Straße abbiegen, wird die Landschaft auf einmal trocken. Zuletzt geregnet hat es im September, aber so sieht es nicht aus. Der Boden bricht auf und bekommt Risse. Nur daran, wie tief die Tierspuren sind, kann man erkennen, das der Boden noch Feuchtigkeit enthält. Am Horizont sehen wir eine indische Antilope (“Blaue Kuh”, nennt sie Ravi, sie verändert wohl mit dem Alter die Farbe). Und dann am Horizont die ersten Wildesel. Diese Esel sind geschützt, man darf sie nicht fangen und unser Jeepfahrer – der diese Touren seit 9 Jahren macht und sich recht gut auskennt – meinte auch, selbst wenn man sie fangen würde, zählen können man sie nicht. Die größte Herde sehen wir etwas später auf der Tour. Ein Hengst – erkennbar an der etwas dunkleren Bauchfarbe und an der leicht höheren Firsthöhe – gemeinsam mit einer Gesellschaft aus ca. 20 Stuten und 10 Eselsfohlen. Als wir uns zuerst näherten, laufen sie davon, aber sie haben sich binnen Minuten an uns gewöhnt, und nur der Hengst schaut gelegentlich misstrauisch herüber. Die Esel sind beigefarben, der Bauch ist weiß gefärbt und ein heller Streifen geht hinauf zum Sattelfirst.

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Im Rann of Kutch wird auch Salz abgebaut. Wir halten an der Hütte zweier Männer. Sie haben breite Becken abgegrenzt, einen Brunnen gegraben und Wasser in die Becken eingeleitet. Das erste Becken ist schon wieder trocken gefallen und von einer weißen Schicht bedeckt. Die Männer sind jetzt die gesamte Saison über hier draußen in der Leere in der man nur den Wind und die Vögel hört und gelegentlich die Stimme seines Kollegen. Am Ende der Saison werden sie ein paar Tonnen Salz produziert haben. Sie verkaufen es für 20 Rupien für 25 Kilo. Im Geschäft kostet ein Kilo Salz ca. 2 Rupien. Also eine Gewinnspanne von 10 Rupien.
Und sie müssen aufpassen, dass sie das Salz rechtzeitig vor dem Monsun zur Ablagestelle am Eingang des nächsten Ortes bringt. Es muss abtransportiert sein, bevor der erste Regen fällt. Sonst würde es wieder weggeschwemmt.

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Schade, dass diese Tour nur 3 Stunden dauert. Ich wäre gerne länger unterwegs geblieben. Aber ein langer freier Nachmittag nach den vielen Erlebnissen der letzten Tage ist auch mal nicht schlecht, insbesondere, da die Anlage in Dasada wirklich schön ist, mit ihren Rundhütten.