Smeerenburgbreen und Magdalenenfjord

Gegen zwei Uhr Mittags kommen wir im Smeerenburgbreen an. Die Sichtverhältnisse sind recht gut, kein Nebel, nicht diesig. Das Braun der Berge kontrastiert mit dem Blau des Gletschers aufs schönste.

Diesmal sieht Gustel den Eisbären zuerst, der in diesem Fall durch den Fjord schwimmt. Ein kleiner gelber Fleck im blau schimmernden Wasser. Der Bär schwimmt entlang er Gletscherfront. Und schließlich zwischen den Treibeisschollen. Leider klettert er auf keine hinauf.

Am Magdalenenfjord kommen wir dann gegen achtzehn Uhr Abends an und werfen den Anker in der Bucht unterhalb der Sysselmann-Hütte.

Diese scheint leer zu sein. Was Joachim aber nicht daran hindert, erst noch eine Gardinenpredigt zu halten, da Einzelne von uns die Gewohnheit haben, sich von der Gruppe zu entfernen. Einer aus der Gruppe hat schon Küchendienst deswegen aufgebrummt bekommen (keine Ahnung, ob der Kapitän das wirklich einfordern kann, aber es wurde ohne Klagen akzeptiert). Das die Gruppe sich so auseinander zieht, hat mir auch schon Sorgen gemacht.  Eigentlich muss man einen maximalen Abstand von zwanzig Metern zum nächsten Gewehr haben. Das halten wir eher selten ein. Daher kommt die Predigt eigentlich viel zu spät. Joachim setzt extra noch zu denen über, die schon drüben sind und hält die Predigt dort nochmal. Dann fährt er im Dingy stehend zurück (warum denke ich bloß gerade an Napoleon?).

Da wie befürchtet der lange Tag und die kurze Nacht gestern nicht eben gut getan hat, ist meine Erkältung schlimmer geworden, wenn auch nicht viel. Also beschließe ich, auch die Wanderung am Magdalenenfjord auszulassen. Die Anderen ziehen los. Ich sehe sie an einer abgesteckten Stelle stehen bleiben. Der Magdalenenfjord ist der meistbesuchte Fjord Spitzbergens. Daher auch die Hütte des Sysselmann und die abgezäunten Sehenswürdigkeiten. Dann verschwindet die Wandergruppe hinter dem Sandhügel. Sie machen eine Wanderung zum Gletscher und ein paar besonders Wagemutige gehen sogar noch mit Jelle unter der Gletscherwand her. Jan hatte schon vorher gesagt, dass er da nicht hingehen wird, weil er das für viel zu gefährlich hält.

Während dessen beobachten ich ein paar prächtige Gänse am Strand. Ist auch viel schonender für die Nerven.

Und schreibe endlich ein paar Postkarten.

Die Wanderung zieht sich. Für uns auf dem Schiff gebliebene wird das Abendessen vorgezogen. Der Nebel klart auf und ein goldenes Licht legt sich über Berge und Gletscher. Das Licht bleibt so bis wir weiterfahren Richtung Krossfjord.

Der Fluch der Arktis ist gebrochen.

Wir warten auf die Flut, aber erst einmal kommt um 21 Uhr das Niedrigwasser. In die Kabine traue ich mich immer noch nicht – dieses beengende Gefühl.

Gegen Mitternacht merken wir dann, dass sich das Schiff langsam zurück neigt.

Und gegen halb Eins steht das Schiff wieder gerade :-) .
Da ruft uns Joachim hinauf, er braucht noch einmal unsere gesammelte Hilfe.
Und über den Gletschern glühen die Berggipfel kurz auf bis sie wieder im Nebel verschwinden. Ein Strahl der Hoffnung.

Wie heute mittag drücken wir den Kiel per Klüverbaum nach unten. Die Dingys mit Dirk und Svenja drücken von der Seite.
Dann laufen wir hinten hin und her. Trisch gibt mit einem Topf den Takt an.

Auf einmal ruckt es und da bewegt sich der Kiel. Das Schiff dreht langsam.

Noch einmal alle nach vorne.

Um ziemlich genau zwei Uhr lacht Kathrin übers ganze Gesicht. Wir sind frei. :-) :-) :-)

Uups, die Bierfässer, Hilfe! Die stehen mittlerweile mit den Füßen im Wasser!

Also schnell hinüber. Die ruhmreichen Retter drehen mit bester Laune noch eine Ehrenrunde im Dingy ums Schiff. Um halb drei morgens – bei hellem Tageslicht – stoßen wir an auf unsere Befreiung.

Dann verschwinden die meisten geschafft in ihrer Koje.

Fußnote:
Warum heißt dieser Eintrag "Der Fluch der Arktis"? Nun, im "Fluch der Karibik" muss es auch so eine Szene geben, wo ein Schiff durch Hin-und-Her-Laufen frei geschaukelt wird. Wird Zeit, das ich mir auch Teil 2 mal zulege.