Von Frankfurt nach Tirana

Die Frankfurter Skyline wird von der aufgehenden Sonne glühend rot beleuchtet. Ich fahre zum Flughafen und habe nur einen kurzen Blick dafür. Die Schalter sind so gut wie leer und ich bin im Nu meinen Koffer los. Da hätte ich auch noch eine Stunde schlafen können. Funktioniert aber eh nicht, wenn ich im Reisefieber bin.

In München das übliche Bild. Einige Mitreisende sind am offen getragenen Djoser-Schild zu erkennen, andere bleiben bis zum Ziel Inkognito. Was nichts über ihr Verhalten während der Reise aussagt, aber irgendwie immer so ist.

Denise ist eine Belgierin aus Hannover, ungefähr siebzig und mit einem netten Lachen. Viel gereist, aber bescheiden. Sie erzählt das sie einen Extrakoffer voller Geschenke für arme Albaner dabei hat. Seltsamer Zufall, in der Geo-Reisecommunity hatte ich noch gestern mit jemand gemailt, die ähnliches im September beabsichtigt. Ich bin mir unsicher, ob Albaner vielleicht zu stolz sind so etwas anzunehmen, ob es nicht besser ist, im Land etwas zu kaufen, wenn man schenken will. Ich werde mal beobachten, welche Reaktionen Denise bekommt.

Ich studiere albanische Gesichter in den Bänken gegenüber. Wie kann man die am besten fotografieren. Ja, die Fotoverrücktheit hat mich schwer gepackt (und wo wir beim Thema sind: schade, das ihr nicht dabei seit, Elfi und Kathrin).

Vom Flugzeug aus – quer über die Alpen – nähern wir uns unserem Ziel. Dann geht es über Albanien in den Sinkflug. Das Flugzeug navigiert zwischen den sich auftürmenden weißen Cumuluswolken, leg sich in die Kurve und berührt sie so gerade nicht. Noch nie bin ich auf diese Weise geflogen. Magisch.
Dazwischen immer wieder Einblicke auf Berge und weite Ebenen. Felder getrennt durch breite grüne Streifen. Blaue Flüsse schlängeln sich durch die Landschaft und entlassen ihre braune Last an Erdreich ins Meer.
Also, alleine wegen dieses Blickes würde es sich schon lohnen, nach Albanien zu fliegen.

Dann sehen wir Tirana. Zwischen schwarz und regnerisch verhangenen Hügeln breitet sich die Großstadt im Sonnenlicht aus als könnte es nichts Schöneres geben.

Der Mutter-Theresa-Flughafen von Tirana (ja, sie war Albanerin, sagen zumindest die Albaner) ist winzig, eine Ankunftshalle mit genau einem Gepäckband und eine noch kleinere Abflughalle. Dafür geht alles ziemlich fix. Vor dem Gate steht Gernod – unser Reisebegleiter (Elfi, wie hieß eigentlich Dein Reisebegleiter in Südamerika?) – im roten Albanien-T-Shirt mit schwarzem Doppeladler nicht zu übersehen. Ich begrüße ihn und die (fast) vollständige Gruppe.

Das Wetter hält sich, bis wir vom Hotel den Welcome-Drink erhalten, dann gießt es auf einmal wie aus Kübeln.

Zweihundertfünfzig Meter vom Hotel setzen wir uns zum ersten Kennenlernen zusammen. Vier Paare zwischen 25 und 75, zwei allein reisende Männer, drei allein reisende Frauen und Gernod. Zwei weitere Männer werden erst morgen dazu stoßen. Altersdurchschnitt recht hoch, aber das muss nicht unbedingt etwas heißen.
Ich teile mein Zimmer mit Jutta – 57 Jahre alt, blonde Kräusellocken a la 80iger, viel gereist und sehr gesprächig. Und wohnt in Griesheim, Frankfurt.

Es hört nicht auf zu regnen. Egal, wir machen unseren ersten Rundgang durch Tirana und Gernod zeigt uns, wo die wichtigsten Sehenswürdigkeiten zu finden sind. Aber davon erzähle ich morgen mehr, wenn ich alleine losziehe.

Der Ruf des Muezins von der Et`hem Beut-Moschee "läutete" um kurz vor Sechs den Abend ein. Im Restaurant dann die ersten Sprechversuche in Albanisch. Diese Sprache ist ganz anders und hat nur wenige Lehnswörter aus romanischen Sprachen oder dem Griechischen und Türkischen. Mal schauen, wann ich den ersten Lachanfall ernte mit meinen Verständigungsversuchen :-).
Ach ja, es gibt gebratenen Blumenkohl und als Hauptgericht Tournedos mit Calvados (d.h.. Schnitzel ohne Panade mit ganz dünnen Apfelstreifen, war aber gar nicht übel. Na, wie wär’s als Nächstes damit Michael ;-)

Am Abend füllen sich die Straßen in der Nähe der Restaurants zusehends. Schließlich haben wir EM und Albanier sind fußballverrückt. Aus den Kneipen klingt Jubel und Entsetzensschreie – abhängig von der unterstützten Mannschaft.

Zum Thema Abenteuer:
Ich schlage die Bürgersteige Tiranas vor – insbesondere in der Dunkelheit. Wenn man genau hinschaut, sind die Bürgersteige nur dort gepflastert, wo der anliegende Ladenbesitzer genug Geld hat. Ein armer Besitzer eines Gemüseladens muss wahrscheinlich gelegentlich verzweifelt zusehen, wie einer seiner Kunden in einem offenen Gulli verschwindet.

 

Ein Gedanke zu „Von Frankfurt nach Tirana“

  1. Hallo Gabi,
    danke dass du mich so an deiner reise teilhaben lässt. Ich wünsche dir eine wunderschöne Zeit.
    Heike

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